Info Kästchen

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Es stehen zwei neue Episoden der Kriegerin in den Startlöchern.
Derzeit lese ich die Episode Korrektur, die bereits Dezember 2016 geschriebenen wurde.
Was sich aber leider auf Grund von Schlafstörungen und damit einhergehenden Konzentrationsstörungen noch ein wenig hinziehen kann :/.

Deswegen: Gesucht werden: 1 - 2 Beta-Leser/innen!

Sehr gute Kenntnisse der alten UND neuen deutschen Rechtschreibung etc. (für den Fall, daß …),
sowie Libre bzw. Open Office & Skype (o.ä.) benötigt!
Was Du mitbringen mußt?
Zeit, Spaß bei dem Lesen und Interesse für Fantasy bzw. Epik,
aber auch gute Ideen für Verbesserungsvorschläge (kosmetischer Natur ;) ),
so wie ein gutes "Händchen" für das Thema. Einfühlungsvermögen nennt man das glaube ich ...
Da die Geschichten der Kriegerin von mir nicht am Fließband geschrieben werden,
kann es auch mal Monate oder bis über ein Jahr dauern, bis eine neue Episode von mir geschrieben wird.
Gibt also nicht immer etwas von mir zu tun ;).

Bei Interesse bitte via PN mit Angabe einer EMail/Messenger Adresse bei mir melden.

Samstag, 15. November 2008

Geraubtes Land©

Geraubtes Land


Sie stand auf einem Hügel, von dem sie auf das Land vor ihr blicken konnte. Ihr langes helles Haar flatterte wie ihr dunkelblauer Umhang im Wind. Ein paar Haarsträhnen verirrten sich ab und an in ihrem Gesicht.
Sie sah auf verdorrte Wälder und Felder, die einst um diese Jahreszeit ihre Blüten und Früchte trugen. Von diesem Standpunkt konnte sie weit über das Land blicken. Doch von der einstigen Herrlichkeit sah sie jetzt gar nichts mehr.
Vor ihr lag ein karges verdorrtes Land aus Rauch und Asche. Die Zeichen des Krieges. In ihrer Erinnerung hörte sie die Schreie so vieler dahin Gemetzelten. Als wären sie nichts weiter als Schlachtvieh, so wurde alles was Lebte von den neuen Machtinhabern behandelt. Als sei nichts Lebende etwas wert.
(Das war mal mein Land.), dachte sie bitter. Nebelschwaden stiegen aus den Skeletten der Wäldern in den Himmel auf. Ihr Kleidung sah mitgenommen aus. Sie selber war auch nicht in bester Verfassung. Das Emblem auf ihrem Umhang war verborgen. Wie lange war es jetzt her, das sie aus ihrem Reich geflohen und es der fremden Armee und ihrer Königin überlassen mußte? Fünf Sommer? Sie wußte es nicht mehr, aber sie wußte, daß es zu lange war. Ihr Volk brauchte sie, falls es nicht schon längst die Hoffnung aufgegeben oder vernichtet worden war.
In dem benachbarten Königreich Aprasis hatten sie und die wenigen ihrer Getreuen Zuflucht gefunden.
Der junge staatliche König Don Aprasi hatte ihr geholfen Söldner an zu heuern, die ihr helfen sollten ihr Königreich zurück zu erlangen. Zu oft bekam sie Kunde über die Greueltaten jener Heerführerin, die sich zur Königin ihres Landes gemacht hatte.
Sie waren überrascht worden. Ihr eigenes Heer aufgerieben und innerhalb eines Tages von einer Armee vernichtend geschlagen worden, von der nie jemand etwas gehört hatte. Die Krieger trugen Rüstungen die jegliches Licht verschlangen. Auch schienen sie über ungewöhnliche Kräfte zu verfügen und unbesiegbar zu sein. Sie selber hatte gesehen wie straff sie organisiert waren und wie grausam sie ihr Werk vollzogen. Sie schlachteten alles und jeden ab. Nur mit Mühe konnte eine handvoll getreuer Edelleute sie zur Flucht überreden. Was nützte ihrem Volk eine tote Königin, von der sie Befreiung erhofften? So war sie mit einer kleinen Schar nach Aprasis geflohen und nun viele Sommer nach ihrer unrühmlichen Flucht lagerte sie mit einer Armee aus Söldnern und Soldaten Aprasis unweit der Grenze ihres einstigen glorreichen Reiches.
Das einstmals goldene Tuan. Sie hatte es vorgezogen diplomatische Lösungen statt Krieg zu suchen und so ein Reich des Friedens und des Wohlstandes geschaffen. Ihr Volk, auch wenn es ihre Herrscherin nie gesehen hatte, liebte sie. Ihr selber war ihr Volk wichtig. Sie hörte sich oft die Sorgen und Nöte des einfachen Volkes an, und hielt oft Rat wie man ihnen helfen könnte. Aber über all den Frieden hinweg, hatte sie doch nicht aus den Augen verloren, das auch der beste Frieden nicht auf ewig hielt. Es gab immer jemanden, der einem Wohlstand und Frieden neidete und zu vernichten suchte, was in harter Arbeit entstanden war. Woher diese Armee mit seiner grausamen Heerführerin kam, wußte niemand. Es war, als sei sie aus dem Nichts aufgetaucht.

Sie wandte sich um und warf einen Blick auf ihr Lager. Sie sah einige Heiler und Söldner verletzte Neuankömmlinge aus dem einfachen Volk ihres Reiches versorgen. Viele trugen schwere Verletzungen mit sich. Ob sie sie überlebten, das wußten die Heiler nicht zu sagen. Kaum einer von ihnen, die es hierher in ihr Lager geschafft hatten waren dazu in der Lage eine Waffe zu führen. Jene die es waren wurden von einer Söldnerin mittleren Alters ausgebildet. Sie stieg den Hügel hinab und ging durch die Zeltreihen. An dem Exerzierplatz, wo die rotgelockte Katrina Rekruten ausbildete blieb sie stehen und beobachtete sie. Sie spürte ihr Herz schneller schlagen, als sie so beobachtete. Katrina war für eine Söldnerin, eine hochgewachsene Frau, mit kräftiger Statur. Sie selber war auch hochgewachsen, aber schlank. Sie und ihr Cousin Roulf waren die ersten die in ihren Dienst getreten waren und ihr versprachen, an ihrer Seite zu fechten, bis sie ihr Königreich zurück erlangt hatte. Sie halfen ihr bei der Suche nach guten Kämpfern. Wobei sie dank ihrer beiden neuen Freunde schnell ein Auge für Blender entwickelt hatte. Sie konnte ihnen nicht viel bieten, das hatte sie ihnen ehrlich gesagt, als sie die Söldner alle begrüßt hatte, die sich für ihre Sache angeschlossen hatten. Sie versprach ihnen nichts, was sie nicht halten konnte, aber sie versprach jenen, die wollten, Ländereien, die sie verwalten und als ihr eigen ansehen konnten, sollten sie erfolgreich sein. Es gab mittlerweile genügend Ländereien, die einen neuen Lord brauchten. Jene Getreuen an ihrer Seite war sie dankbar, das sie trotz allem zu ihr hielten und für sie kämpften. Aber es gab da noch jene, die sich schnell und nur allzu bereitwillig der neuen Königin (der Thronräuberin) unterworfen hatten und ihr die Treue geschworen hatten.
Da sie die Aussichtslosigkeit ihrer Lage erkannt hatten erschien es denen wohl sinnvoller als zu einen sinnlosen Tod zu sterben. Viele trieb wohl die Gier nach mehr Macht und Einfluß, den sie unter ihrer Herrschaft nicht erhalten hatten. Sie kannte die Intrigen und Ränkeschmiede, aber ließ sie immer eine Zeit gewähren, um jene die dahinter steckten heraus zu finden. Nun gaben sie sich ganz offen zu erkennen und das machte ihr das Vorgehen doch leichter.

Einst hatten sie ihr einen Treueeid geleistet, den sie in dem Moment gebrochen hatten, wo sie der neuen Thronfolgerin die Treue schworen. Sie hatte sich schon genau überlegt, was sie mit diesen Eidbrechern machen wollte und sie würde nicht zögern. Solche Leute wollte sie weder in ihrer Nähe noch an ihrem Hof. Sie wandte sich zum Gehen um als Katrinas Stimme über den Platz dröhnte: „Hey du da!“ Überrascht blieb sie stehen und wandte sich mit einem verwunderten Blick auf sich zeigend fragend um. Wobei sie nicht versäumte kurz einen Blick um sich zu werfen um sicher zu gehen, das sie auch wirklich gemeint war. „Ja – du!“ Katrina streckte eine Hand aus und ein Bursche von knapp zehn Sommern kam mit einem Schwert in der Hand angerannt, dessen Klinge mit Leder umwickelt war. „Zeig mir was du kannst!“ Irritiert beobachtete sie die rothaarige Söldnerin und fing - ein wenig ungeschickt - das Schwert auf. Sie starrte überrumpelt auf das Schwert und wußte ihm ersten Augenblick nichts damit anzufangen.
Die Rekruten hielten in ihren Übungen inne und traten näher an das Geschehen. Auch die Soldaten Aprasis, die in der Nähe waren traten nun näher, waren sie doch für ein wenig Abwechslung dankbar. Sie war zu überrascht, als das sie etwas entgegnen konnte und als sie soweit war, sah sich schon einer Katrina gegenüber die ihr Schwert gehoben hatte und die Zähne bleckte. (Na wunderbar.) Sie wog kurz das Schwert in der Hand und bezog der Söldnerin gegenüber Position. Sie fingen an einander zu umkreisen, nach dem sie ihren Umhang abgenommen und sorgfältig zusammengelegt einem Soldaten übergeben hatte. Sie lockerte ein wenig ihre Muskulatur und fing an zu tänzeln. Sie hatte erst in Aprasis gelernt ein Schwert zu führen. Vorher war es ihr verpönnt, auch wenn sie die Kleidung eines Mannes trug (was alle Frauen in ihrem Reich durften). Es war es ihr zu Wider etwas an ihrer Seite zu gürten, was länger als ein Dolch war. Auch das Schwert ihrer Mutter trug sie nicht. Für sie waren Schwerter eine Domäne der Männer. Erst hier hatte sie notgedrungen gelernt, ein Schwert zu führen.

Was ihre Mutter ihr in dieser Situation zu sagen gehabt hätte, wenn sie noch leben würde, wußte sie genau. Katrinas Klinge traf auf die ihre. „Hoheit – Ihr seit mit Euren Gedanken nicht bei der Sache!“, mahnte die Söldnerin sie leise und stieß sie zurück, so das sie ins Straucheln kam, sich aber noch rechtzeitig wieder fing. Ja, ihre Mutter. Sie konnte ihr damals nichts Recht machen. Egal wie sehr sich anstrengte und bemühte, ihre Mutter war nie zufrieden mit ihr. Sie war in ihren Augen eine harte und kalte Frau gewesen. Sowohl als Königin, als auch als Mutter. Ihre Mutter hatte sie immer als weich gescholten und ihr immer vorgehalten, das sie mit ihrer Güte und ihrem Denken nicht weit kommen könnte. Aber sie war weiter als ihre Mutter gekommen. Ihr Volk hatte sie geliebt und verehrt, und sie hatte die Pflicht diese Liebe und Treue ihres Volkes zu ihr nicht zu verraten und ihr Reich zurück zu erobern. Sie vernahm die höhnischen Worte ihrer Mutter, wie sie sie ob des Verlustes ihres Königreiches verspottete.
Wieder krachten die Klingen aufeinander. Sie schüttelte benommen den Kopf und verdrängte ihre Gedanken. Wie sollte sie ihr Volk die Freiheit wieder geben, wenn sie in einem einfachen Übungskampf nicht bei der Sache war? Sollte ihr das in einem richtigen Kampf geschehen, und das Ende des Kampfes wäre eindeutig ihr Ende. In einem richtigen Kampf konnte sie sich den Luxus der Unaufmerksamkeit genauso wenig erlauben, wie in einem Übungskampf. Also mahnte sie sich selber zu mehr Aufmerksamkeit und Konzentration und verdrängte alles, was nicht an diesen Ort gehörte. „Nun Hoheit? Seit Ihr bereit?“ Katrina bleckte erneut die Zähne und verzog ihre Mundwinkel zu einem Grinsen. Sie verdeutlichte ihr, das sie bisher Rücksicht auf ihre geistige Abwesenheit genommen hatte, doch wäre das ein ernster Kampf gewesen, wäre das für sie schnell zu einem Verhängnis geworden. Sie nickte und konzentrierte sich auf den Waffengang.
Die Soldaten und Rekruten waren nun mehr geworden und auch einige Söldner hatten sich dazu gesellt und verfolgten den Kampf. Ein bischen Abwechslung war gut für die Moral. Am Rande verfolgte sie, wie Wetten abgeschlossen wurden und lächelte leicht.
Sie war im Gegensatz zu der Söldnerin nicht im viele Sommer im Schwert geübt - und so stand eigentlich der Sieger schon fest.
Katrina und die Königin umkreisten einander, lauerten und suchten nach einer Blöße des Gegenüber. Sie stießen, fintierten und kreuzten die Klingen so oft, das sie irgendwann der Söldnerin keuchend und schwitzend gegenüber stand und sie fragte: „Wieso wirst du nicht zu meiner Leibwache Katrina? - Ich würde mich freuen, dich an meiner Seite zu wissen.“ Die kräftige Söldnerin, kaum außer Atem, stieß auf ihre Klinge und stemmte sich mit ihrem Gewicht gegen sie. „Wenn Ihr Euer Reich und Euren Thron zurück habt, werde ich Euer Angebot gerne annehmen, doch einstweilen bleibe ich wo ich bin.“ Sie strengte sich an um sich von der Söldnerin zu lösen. Diese grinste und meinte: „Ihr müßt noch sehr viel lernen Hoheit.“ Katrina trat schnell einen Schritt zurück und sie strauchelte und stürzte um sich dann der Schwertspitze Katrinas gegenüber zu sehen. Der Kampf war zu Ende und einige waren um einige Gard leichter. Katrina hielt ihr die Hand hin und half ihr auf. „Wenn Ihr Euer Reich zurück erlangt habt, werde ich gerne Eure Leibwache.“ (Ja, wenn!), dachte sie zynisch. Sie nahm ihren Umhang entgegen, als ein Reiter, ein Mann in grauer Uniform gewandet, in das Lager galoppierte. Er nahm keine Rücksicht auf die Soldaten und Söldner die ihm auf dem Weg zu dem großen Zelt am Rande des Lagers im Wege waren. Jene schafften es gerade noch zur Seite zu springen um nicht unter die Hufe des Pferdes zu geraten.

Sie warf einen Blick auf den Reiter. Er war ein älterer Mann, einst ein einfacher Kurier, jetzt ein Kundschafter ihres Heeres. Katrina bat Roulf die Rekruten weiter aus zu bilden und begleitete die Königin zu dem Zelt, vor dem der Kundschafter gehalten und abgesprungen war. Er stand auf wackeligen Beinen und war von Staub und Ruß bedeckt. Ein Soldat hatte ihm einen Becher gereicht, den er gierig austrank. Schnell hatte man ihm ihn nachgefüllt.
Katrina machte sich ein wenig Sorgen um die Rekruten, denn Roulf war nicht gerade die Natur, die dazu geeignet war, andere auszubilden. Er war ein Bär von einem Mann und mit seiner Streitaxt sehr behende. Wenn er sie singen und pfeifen ließ, tat man gut daran ihm aus dem Weg zu gehen. Nichts und niemand konnte ihn dann aufhalten. Eigentlich glich er dann eher einem Rammbock, denn einem Bären. Aber den Rekruten tat es auch mal gut von jemanden wie ihm eine Lektion erteilt zu bekommen. Sie lächelte kurz und folgte der Königin in ihr Zelt.
Diese wies den Kundschafter an sich zu setzen, und wartete geduldig bis er sprechen konnte. Das Blut das aus einer tiefen Wunde floß, die er ungeschickt zu überdecken suchte, war ihr nicht entgangen. Sein schon ergrautes Haar klebte dicht an seinem Kopf. Sein Blick irrte umher. Die Königin folgte ruhig seinem grausigem Bericht. Nach dem er ihr ein paar für sie wichtige Fragen beantwortet hatte, ließ sie ihn von zwei Soldaten zu den Heilern bringen. Sie wußte, das er sterben würde, aber nichts in ihrem schmalen Gesicht verriet ihre Gefühle.
Katrina wußte ob der Gefühle ihrer Herrin zu ihr. Sie wollte nicht, da sie wußte wie tief Gefühle sein können, das sie um sie trauerte, wenn sie als ihre Leibwache sterben würde. Denn oftmals entwickelte sich mehr als tiefe Freundschaft zu der Leibwache. Und sehr oft vertraute man mehr der eigenen Leibwache, als allen anderen. Aber so wäre sie eine einfache Söldnerin, die einer vertriebenen Königin dazu verhelfen wollte, ihr Reich zurück zu bekommen und für sie Rekruten ausbildete. Sie hatte sich ihre Entscheidung gut überlegt. Ihre smaragdenen Augen ruhten ruhig auf ihrer Herrin. Diese stand auf und ging zu dem Zelt das dem General der Aprasis Soldaten gehörte und dort traf sie auch auf den Führer der Söldner.
Was sie dort besprachen, war nichts für andere Ohren, also ging die Söldnerin in das Lager der Söldner und erkundigte sich bei dem ein oder anderen bekannten Gesicht nach dem Befinden und tauschte Informationen aus.

Tagtäglich strömten immer mehr Neuankömmlinge in das Lager. Es hatte sich herum gesprochen, das die Königin ein Heer aufgestellt hatte und das Land befreien wollte. Einige Rebellen waren vor einigen Tagen in dem Lager eingetroffen und brachten ihrerseits neue Kunde.
Katrina beobachtete mit ihrem Cousin das rege Treiben im Lager. „Sieht nach Aufbruch aus.“, knurrte er. „Was? Wieso so unwillig? Ich dachte du könntest es nicht erwarten, daß es endlich los geht?“ Er nickte kurz zustimmend. „Das ist auch richtig. Ich bin froh, wenn sich die Königin endlich entscheidet. Meine Axt kann es nicht mehr erwarten.“ „Nur deine Axt?“ „Ich brauche Abwechslung! Von dem ewigen Rumsitzen und warten wird es auch nicht besser. Man wird faul und bequem.“ „Dabei hast du erst vor ein paar Tagen gut zu geschlagen.“ „Ach die. Die waren nur ein Appetithappen und nicht das, von dem die Königin gesprochen hatte. Das waren ganz gewöhnliche Plünderer und Diebe. - Aber, Rotschopf, mal eine andere Frage. Wieso nimmt sie nicht den jungen Don zu ihrem Gemahl? Er ist doch nicht gerade häßlich und auch eine sehr gute Partie für sie. Außerdem hätte sie dann ein paar Sorgen weniger.“ Sie entfernten sich von dem Lager und gingen zu dem nahe gelegenem Fluß. Dort setzten sie sich auf einen umgefallenen Baumstamm. „Ich denke, sie will ihm nicht noch mehr zu muten. Das er sie in allem unterstützt und ihr geholfen hat eine Armee auf zu stellen, um ihr Land und ihren Thron zurück zu erobern dürfte sich schon herum gesprochen haben." - „Mich wundert, das diese Hexe noch nicht versucht hat Aprasis anzugreifen.“ Nachdenklich legte er eine Hand unter sein Kinn. „Vielleicht fürchtet sie seine Streitmacht. Ist ja auch ein kriegerisches Reich hier. Sind mehr Soldaten und Krieger zu finden, als in den anderen vier Reichen zusammen.“ , beantwortete er selber seine Frage. Das stimmte zwar, aber sie bezweifelte, auch auf Grund der Aussage der Königin, daß das der wahre Grund war.
Aprasis war ein Land der Krieger und Soldaten, aber das würde diese Hexe mit ihren unnatürlichen Kriegern wohl kaum daran hindern in Aprasis einzufallen und es dem erdboden gleich zu machen - wie sie es in Tuan getan hatte. Also mußte es einen anderen Grund haben, und welcher das war, konnte sie nur raten. Vielleicht war sie mit der Ausbeutung des Landes beschäftigt, oder es lag an den magischen Grenzsicherungen, die – nach dem Tuan in feindliche Hände gefallen war – einen kriegerischen Einfall in das Land unterbinden sollte und von Meistermagierin geschaffen worden waren.

In letzter Zeit, aber waren ihnen vermehrt Patrouillen aufgefallen. Späher vermuteten viele. Die letzte Patrouille war Roulf begegnet und stellte nun keine Gefahr mehr da. Roulf hatte der Königin von menschlichen Gegnern berichtet. Wahrscheinlich Räuber und anderes Gesinde, das man lieber nicht in der Nähe haben wollte. Aber sie waren bei einer unmoralischen Herrschaft geduldet und bekleideten sogar oft hohe Posten in der Armee oder Garde, gerade weil sie keine Skrupel oder gar ein Gewissen hatten.
Es war durchaus wahrscheinlich, das die Hexe diese in ihre Dienste genommen hatte. Katrina zögerte bei der Antwort der eigentlichen Frage. „Ich denke, wenn ihr Herz für Männer schlagen würde, würde sie einen Bund mit ihm eingehen.“ Er sah sie von der Seite an und entgegnete überrascht: „Ihr Herz schlägt nicht für Männer?", und fügte dann etwas milder hinzu:„Ach so ist das. - Armer Don Aprasi, hatte er sich doch Hoffnungen gemacht. Ich glaube, er hat sich in sie verliebt.“ Katrina atmete hörbar aus. „Eigentlich hätte es dir selber auch auffallen müssen, wenn du mit deinen Augen an der üppigen Oberweite einer gewissen Hure gehangen hättest.", zog sie ihn auf und schwieg dann, als er sie fragte, für welche Schönheit denn das Herz der Königin schlug. „Was ist Cousine? Du bist doch sonst nicht so schweigsam.“ „Die Königin will, das ich ihre Leibwache werde.“, wich sie aus. „Das ist doch toll..." Er warf ihr einen Seitenblick auf Grund ihres Tonfalls zu. „Oh!“ Er begriff ein wenig langsam. „Du hast abgelehnt Cousinchen?“ Sie biß sich auf die Unterlippe und nickte stumm. „Ich will nicht, das sie meinetwegen trauert. Die Königin empfindet tief für mich, und wenn ich morgen in der Schlacht als ihre Leibwache fallen würde, wäre sie wahrscheinlich nicht mehr dazu in der Lage zu beenden was sie begonnen hat, weil ihr Schmerz sie betäubt.“ Sie hoffte, das ihr Ton so neutral wie nur irgend möglich war. Sie mochte die Königin, konnte und wollte aber nicht ihre Gefühle erwidern und hoffte, das Roulf das auch erkannte. Er nickte mit einem breiten Grinsen plötzlichen Verstehens. Er erhob sich plötzlich und umfing sie mit seinen breiten Armen mit denen er sie hochhob und an sich drückte.Sie rümpfte ein wenig die Nase. „Du solltest mal wieder ein Bad nehmen." „Meine kleiner Rotschopf hat das Herz der Königin erobert.“ Es war ihr unangenehm, auch wenn sie wußte, das er einen seiner üblichen Scherze mit ihr trieb - und so wandte sie sich mit dem Gedanken, den er nicht ausgesprochen hatte, aus seinen Armen. Bevor sie etwas dazu erwidern konnte, ertönte hinter ihnen eine herrische Fistelstimme, die ihr Unbehagen und Übelkeit bereitete: „Hey ihr beiden, was macht ihr da? Los kommt packt mit an! Das Lager baut sich von alleine ab!“ Roulf ließ seine Cousine los und sie folgten Arnulf, der rechten Hand des Söldnerführers. Wobei Roulf sich hinter seinem Rücken über ihn lustig machte. Was sie Lächeln machte.
Sie stand auf dem Hügel und sah herunter. Endlich war es soweit. Das Lager wurde bis auf ein paar wenige Zelte für Flüchtlinge abgebrochen. Morgen würden sie in ihr Land reiten bis zu den Toren Tuan Hartos. Ihr einstiges Schloß. Die Stadt bestand nun nur noch aus Ruinen, wie sie vernommen hatte und die Soldaten der Hexe hatten alles Leben rund um Tuan Harto ausgelöscht. Dort lebte und atmete nichts mehr. Das Heer der Hexe zog sich an den südlichen Grenzen von Aprasis zusammen. Vermutlich hatte sie vor in das Land ein zu fallen und hier ebenso zu verfahren, wie in Tuan.
Zweifel erfüllten sie und die Stimme ihrer Mutter machten ihre Zweifel nicht besser. Wie sie verhöhnte und ihrer spottete, weil sie es nicht geschafft hatte, ihr Reich zu schützen und zu halten. Müde und krank sah sie auf das Land herab. Morgen würde all die Jahre des Exils ein Ende haben. Morgen würde sie ihren Thron zurück erobern - oder bei dem Versuch sterben. Das ihr Körper krank war, hatte sie allen verschwiegen. Sie wollte nicht, das man sich um sie Sorgen machte. Sie war eng mit ihrem Land verbunden, und so machte es sich au8ch bei ihrem Körper bemerkbar, wenn ihr Land krank war. Ihr Mutter hatte sie ob dieser Verbindung immer verhöhnt und sie für eine Kranke gehalten.
Sie hatte oft bedauert keine Kinder mehr bekommen zu können, und das sie eine Schwachsinnige geboren hätte, die ihren Thron einmal erben würde.

Sie kamen schnell voran. Nach drei Tagesmärschen kamen sie vor der Burg Tuan Harto an. In der Nacht hatten sie einen Belagerungsring rund um die Burg gezogen. Sie ritt neben Saltol, dem General des Aprasis Heers. Sie hatte eine Hand auf den Sattel gelegt. In der anderen hielt sie locker die Zügel. Sturmmähr würde nicht ausbrechen, das wußte sie. Die Stute war gut trainiert worden. „Wir haben die Belagerung begonnen, alles weitere hängt von Euch ab, Hoheit.“ Sie nickte und sah sich nach den wenigen Getreuen in ihrer Nähe um. Sie sah einem nach dem anderen ins Gesicht bevor sie sich wieder dem General zu wandte. „Beginnt wie besprochen.“ Er nickte und hob die Hand. Hörner erklangen und Soldaten mit Schilden marschierten auf. Hinter ihnen folgten Soldaten mit Bögen bewaffnet. Oben am Wehr standen die feindlichen Krieger in ihren Lichtverschluckenden Rüstungen. Sie regte sich nicht. Sie kurz fragte sie sich, ob diese Krieger überhaupt menschlicher Natur waren. Sie legte die Zügel über den Sattel. Ihre Hände glitten zu der Verschnürrung ihres Umhangs. Sie löste und wendete ihn. „Also kommt jetzt endlich der Tag, wo ich meinen Namen wieder tragen und das Reich Tuan erneut zu Ruhm und Ehre führen darf.“ Doch sie zögerte. Ihr Blick ruhte auf dem Emblem der goldenen Kuppel und dem Falken. Tuan Harto – Kuppel des Falken. Sie lächelte kurz sanft, strich zärtlich über das Wappen und legte den Umhang mit einem Bedauern vor sich auf den Sattel. (Erst wenn wir die Burg erobert haben und die Hexe und ihre Brut geschlagen ist, werde ich meinen Namen und meinen Umhang wieder anlegen.) Sie begegnete dem Blick Saltols, der kurz nickte. „Ich verstehe.“ Der Angriff auf die Burg hatte begonnen.
Bei der Eroberung der Burgmauern konnte sie nicht viel tun. Sie mußte warten. Erst wenn die Tore sich öffneten würde sie sich an die Spitze setzen und in die Burg reiten. Aber sie hatte einen anderen Plan. Einen Plan von dem nur der General etwas wußte. Sie nickte dem General zu und gab Sturmmähr ein Zeichen. Die Stute setzte sich langsam in Bewegung. Sie verließ den Kampfplatz und lenkte die Stute zu einem ehemaligem Waldgebiet. Von dem einst wunderschönen Wald, waren nur noch verbrannte Erde und verkohlte Baumstümpfe übrig.
Dort hinter einem Felsen lag ein verborgener Tunnel. Sie stieg ab und löste ihr Schwert von dem Sattel. Ihrer Stute gab sie die Freiheit zu gehen oder zu bleiben, sie selber entzündete eine Fackel und betrat mit gezogenem Schwert (das Schwert ihrer Mutter) in den Tunnel.
Als sie in die Burg leise und scheinbar unbemerkt eindrang stieß auf Skelette und verwesende Körper in dunkelblauen Gewändern. Sie selber war ebenfalls in dunkelblauer Kleidung gewandet. Es waren einst Bedienstete der Burg. Es stank nach Exkrementen, Blut und Verwesung. Ein Würgen unterdrückend hielt sie sich ihren Umhang schützend vor Mund und Nase bevor sie weiter ging. In ihren Augen standen Tränen.
Sie schlich sich an der Wand durch die Korridore entlang. Überall lagen zerschlagene Möbel, Geschirr und Kleider. Ihr brach das Herz bei dem Anblick.
Sie glitt an einer Tür vorbei und warf dabei einen flüchtigen Blick in den Saal dahinter. Sie erinnerte sich daran, das dieser Saal mal voller Bücher war. Was mit ihnen geschehen war, konnte sie nur anhand der schwarzen Flecken auf dem steinernen Boden mutmaßen. Sie schlich weiter. Sie war erstaunt darüber, wie schnell sie weiter in die Burg vordringen konnte. Sie begegnete keiner Wache und auch sonst keinem Lebewesen. Diese Burg und ihre einstmals von Leben erfüllten Gänge schien tot zu sein.

Vor der der Halle zu ihrem Thronsaal hielt sie inne. Dort standen in ihrer Rüstung gut ein Dutzend Krieger in ihrer unwirklichen Rüstung. An denen konnte sie niemals vorbei kommen. Von draußen vernahm sie dumpfe Schläge mehrerer Trommeln und Hörner, die zum erneuten Angriff riefen. Auch vernahm sie das Klirren von Schwertern die aufeinander zu treffen schienen.
Sie zog sich tief in den Schatten zurück und umging die Wachen. In einem kleinen Raum, in einem kleinen Seitengang, hielt sie inne und warf einen prüfenden Blick auf den Gang, bevor sie rasch die Tür hinter sich schloß. Sie entzündete eine Kerze und stellte sie auf den Boden. Dort tasteten ihre Finger nach einer Unebenheit. Schritte auf dem Gang ließen sie inne halten und die Kerze abdunkeln. Die schweren Stiefel hielten direkt vor der Tür. Sie drückte sich hinter die Tür an die Wand. Schweiß lief ihr über die Stirn und den Rücken herab. Ihr Blick fiel auf ihr Schwert, das gut sichtbar an der Stelle lag, wo sie nach der Unebenheit gesucht hatte.
Den Atmen anhaltend spürte sie, wie ihr Herz jagte. Angestrengt lauschte sie nach draußen. Sie hörte ein Geräusch und bemerkte eine Pfütze die sich langsam unter der Tür ausbreitete. Sie betrachtete das mit erstauntem Entsetzen. Kurz darauf ertönten die schweren Stiefel wieder und entfernten sich von ihr. Erleichtert atmete sie und verharrte dort vorsichtshalber noch einige Augenblicke um ganz sicher zu sein, das der Besitzer der Schritte auch wirklich weg war und sich nicht doch anders überlegte.
Sie eilte zurück und suchte weiter, bis sie die Unebenheit fand. Einen Herzschlag später befand sie sich unterhalb des Raumes und schob die Steinplatte wieder an ihren Platz zurück. Sie folgte dem schmalen kalten Gang voller Staub und Spinnenweben bis sie zu einer Treppe kam die sie vorsichtig betrat. Sie erinnerte sich, das einige Stufen eine Falle auslösen sollten, nur welche waren es?
Assassine hatten diesen Gang lange vor ihrer Zeit geschaffen. Von hier aus gelangten sie unbemerkt in die Nähe des Throns. Das war zu einer Zeit, wo ihre Vorfahren noch unrechtmäßig und mit grausamer Hand über dieses Land herrschten und man die neuen Ursupatoren so schnell wie möglich versuchte los zu werden.
Als einer ihrer Vorfahren diesen Gang entdeckt hatte, hatte er eine Stufe so präpariert, das sie eine unschöne Überraschung für den Meuchler bereit hielt. Sollte er ihr ausgewichen sein und dabei versehentlich an eine Stelle an der Mauer kommen oder gar an der Seite der Treppe versuchen herauf zu kommen... würde es ihm nicht anders ergehen.
Das sie sich damit beschäftigte war lange her, und einer ihrer Vorfahren hatte gleich mehrere Stufen verändern lassen. So das ein Meuchler garantiert nicht mehr hier heraus kam – jedenfalls nicht lebend. Sie besah sich die Treppe und suchte nach Unebenheiten oder etwas das ihr ins Auge fiel. Wieso hatte sie damals nur nicht besser aufgepaßt? Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und fing an die Treppe hoch zu gehen.
Als sie endlich oben ankam, erschien es ihr wie eine Ewigkeit, die sie gebraucht hatte um vor der Tür zu stehen die sie in eine Seitenkammer Nahe des Throns brachte. Sie holte einmal tief Luft und hielt den Atem an, als die Tür öffnete. Sie betete inbrünstig zu allen Göttern, denen ihr Volk diente und erwartete ein verdächtiges Geräusch, das von dieser Tür kam.
Nach einigen Augenblicken glitt die Tür leise soweit auf, das sie sich durch den Spalt hindurch in die Kammer zwängen konnte. Kaum hatte sie sich durchgezwängt, als die Tür hinter ihr wieder zu glitt. Ein Fluchtweg war ihr verwehrt. Sie konnte sich nicht erinnern, das die Tür so präpariert worden war, daß es keinen Fluchtweg mehr gab. Sollte ihr Plan mißlingen bräuchte sie wohl auch nie wieder einen Fluchtweg, also spielte es dahingehend auch keine Rolle, ob sie einen Fluchtweg hatte oder nicht.
Sie wollte ihren Thron zurück und ihr Volk von der Tyrannei und dem Abschlachten befreien. Sie hob zu allem entschlossen, ihr Schwert an und ging langsam in den Thronsaal.
Als sie in den Thronsaal kam und sich kurz den Blick schweifen ließ, blieb sie erstaunt stehen. In der ganzen Burg hatte sie Zerstörung und Verwesung gesehen. Aber zu dem Saal gab es keinen Vergleich. Der Saal war so wie sie ihn in Erinnerung hatte. Die Gobelins mit ihren in sie gewobenen Geschichten hingen unangetastet an den Wänden. In der Mitte der Halle brannten einige Feuer die die Halle wärmten.

Hier war nicht geplündert und zerstört worden. Ungläubig trat sie an den Thron das Schwert zum Schlag bereit. „Du glaubst doch nicht, das ich es zulasse, das diese kostbare Halle mit einem Makel befleckt wird? - Keiner meiner Soldaten hat hier Zutritt.“ , vernahm sie eine angenehm weiche Stimme hinter sich. Diese Stimme hatte etwas gefährliches an sich. Aber was es war, vermochte sie nicht zu sagen. „Ich habe dich bereits erwartet - Hoheit. - Ich bitte dich das Verhalten meiner Soldaten zu entschuldigen.“ , fuhr sie sanft fort und die Königin wandte einer Bewegung hinter sich gewahr, rasch sich um. „Du hast doch nicht geglaubt, das mir dieser Gang in all den Sommern in denen ich hier herrsche entgangen ist? Haben doch so viele dieser dummen Menschen versucht mich von dort aus zu töten. So daß ich es als notwendig erachtete, ihren Fluchtweg abzuschneiden.“ Sie sah in bernsteinfarbene Augen die in dem Gesicht einer Sidhe waren und kalt und ruhig auf ihr ruhten. Sie hatte schwarze lange Haare und einen hochgewachsenen schlanken und feingliedrigen Körper. An ihrer rechten Hand saß an dem mittleren Finger ein Ring mit einem leuchtenden Stein. Irgendwie kam ihr das Gesicht und die Statur bekannt und vertraut vor. Vorsichtig trat sie von der Sidhe weg. Das Schwert zwischen sie und sich bringend. Wobei sie sie sorgfältig im Auge behielt und einen flüchtigen Blick zu den geschlossenen Türflügeln warf. Doch dort war alles ruhig. Der Sidhe war der Blick nicht entgangen. Sie warf einen leicht amüsierten Blick auf die junge Königin. „Wieso fürchtest du mich?“ Die Königin hatte genug Raum zwischen sich und der Sidhe gebracht. „Habe ich dir irgendein Leid angetan?“ Diese Frage klang in den Ohren der Königin wie Hohn. Als sie die Sidhe ansah funkelten ihre Augen voll Zorn. „Leid angetan? - Ja, das hast du!“, entfuhr es ihr so heftig, das sie selbst ein wenig erschrocken war. Die schwarzhaarige Sidhe sah sie ruhig an. „Ich habe dich nicht berührt und auch nicht zu gelassen, das einer meiner Soldaten dich anrührt. Du konntest ungehindert hier vor dringen.“ Die Königin wich einige Schritte zurück und spie auf den Boden. „Du mußt mich nicht berühren um mir Leid zuzufügen! – Du hast meinem Land und meinem Volk geschadet und mir damit Leid zugefügt.“ „Dein Land?“, wiederholte die Sidhe gedehnt und ging gemäßen Schrittes zu dem Thron. Dort blieb sie stehen und betrachtete die Königin kurz und nachdenklich. Dann trat sie zur Seite und streckte ihre Hand aus, welche auf den Thron wies. „Bitte setz dich. Es ist dein Land und dein Thron. - Wie konnte ich nur so vermessen sein, zurück zu holen was einst mir gehörte, bevor ich von den Menschen aus dem Sonnenland von hier vertrieben wurde? - Sie haben mich gezwungen von hier zu fliehen und ihnen mein Land zu überlassen. Ich schwor einst Rache und keinen zu verschonen. Lange habe ich an meinem Plan und dessen Ausführung geschmiedet und nach Verbündeten gesucht, die die Menschen genauso haßen und verabscheuen wie ich es tue. Meine Suche war lange Zeit ohne Ergebnis und so verdrängte ich meinen Haß.“ Die Königin sah wie sie mit der Hand neben den Thron griff und ein großes schwarzes Schwert in der Hand hervor holte. „Und jetzt willst du – mein eigen Fleisch und Blut - mich davon abhalten?“ Die Königin legte ihren Umhang an die Seite und sah sie mit verengten Augen mit einem undurchdringlichen Gesicht an. Die Sidhe mit den schwarzen Haaren kam die Stufen zu dem Thron mit dem erhobenen Schwert wieder herunter. „Ja, du bist mein Fleisch und Blut. - Vor sechzundzwanzig Sommern habe ich dich zur Welt gebracht, und dich auf einer Lichtung in meinem Exil kurz alleine gelassen, aber als ich zurück kam, warst du weg. Ich dürstete nach Rache. Als ich dich fand und erfuhr wer dich mir weggenommen hat, warst du bereits schon eine Frau und mein Haß auf die Menschen dieses Landes, das einst mir gehörte wurde neu entflammt und jetzt dürstete es mich nur noch mehr nach Rache. Und endlich fand ich einen Verbündeten, der die Menschen genauso haßte wie ich es tue. Und ich ging ein Bündnis mit jener finsteren Macht ein, um dich und mein Reich zurück zu erlangen.“ Die beiden Frauen, Mutter und Tochter, umkreisten einander. „Und du glaubst doch nicht wirklich, daß ich dir glaube?“ „Ist dir nicht die Ähnlichkeit aufgefallen? - Du bist mir aus dem Gesicht geschnitten und in vielem gleichst du mir.“ (Nur in der Haarfarbe und der Gesinnung unterscheiden wir uns.), dachte sie grimmig. „Komm zurück zu mir Tochter und wir werden gemeinsam über dieses Land und diese Welt herrschen. Wir werden den einstigen Glanz der Sidhe zurück bringen.“ „Das nennst du Glanz? Seit wann dürstet es Sidhe nach Rache? Ich habe die Legenden über die Sidhe gehört. Über ihre Anmut, ihren Liebreiz, ihrer Feundlichkeit, ihre Lieb zu dem Land und der Natur. Du aber bist nichts von alledem! - Du hast mein Land, mein Reich verwüstet. Da wo einst Leben war, herrscht Stille und Ödnis. Eine Sidhe würde einem Land so etwas nie antun! Wärest du eine Sidhe, hättest Du das Land niemals sterben und krank werden lassen!
Dieses Land leidet unter dir und deinen Soldaten." Voller Zorn sah die Königin die Sidhe-Hexe an. „Wieso empfindest du so tief für diese Kreaturen? Was haben sie schon für dich getan? Was hat deine Pflegemutter für dich getan?“ „Mehr als du es je tun kannst.“ Ohne Vorwarnung griff sie die Sidhe an und wurde paraiert. „DU! DU mein Fleisch und Blut greifst mich an?“ Die Sidhe wich zurück. „Niemals hat ein Sidhe je einen andere Sidhe angegriffen.“ „Die Zeiten und die Wesen ändern sich. Du hast mein Land und mein Volk angegriffen - und so mit mich angegriffen!“ , zischte die Königin und griff die Sidhe erneut an. „Ich bin keine Sidhe. Ich bin ein Mensch und ich habe ein Volk und Reich zu verteidigen und von dir zurück zu erobern. Ein Reich, das du zerstört hast. - Ich werde deine Tyrannei heute beenden!“ (Oder hier bei dem Versuch sterben.), dachte sie während sie weiter verbissen auf die Sidhe eindrang. Sie trieb sie immer weiter zurück. Ohne auf die Sidhe zu achten. „Wenn du ein Mensch bist, dann stirb wie einer." Ein plötzlicher Stich an ihrer rechten Seite ließ sie innehalten und runter sehen. Erstaunt und verblüfft sah sie dort einen schwarzen Pfeilschaft hervorragen. Blut trat hervor und färbte ihr blaues Hemd dunkel. Sie hob kalt und wütend den Blick und begegnete dem kalten Lächeln der Sidhe ebenfalls eiskalt lächelnd.
„Die Zeiten haben sich geändert.“ , flüsterte sie schwer atmend. Und sah ohne eine Regung zu, wie der Körper der Sidhe vor ihr zu Boden fiel als sie das Schwert mit einem schnellen Ruck aus dem Körper der Sidhe zog, und sich das Blut um ihr herum ausbreitete. „Es ist mir egal wer von euch beiden meine Mutter war, ihr seid beide Monster gewesen.“ , hauchte sie und stützte sich die Seite haltend auf ihr Schwert, als sie sich neben der Sidhe auf ein Knie niederließ und ihr den Ring vom Finger zog und ihr in die erlöschenden Augen sah. Der Ring pulsierte schwach zu dem Herzschlag der Sidhe. Die Königin betrachtete ihn kurz voller Abscheu, legte ihn vor sich auf den Boden und zerschmetterte den Ring mit dem Heft ihres Dolches.
Sie taumelte zu ihrem Umhang. Bevor sie ihn erreicht hatte, stürzte sie. Der Pfeil drang noch tiefer in ihr Fleisch, doch das kümmerte sie nicht. Sie kroch auf ihren Umhang zu und drehte ihn so daß das Emblem, ihr Wappen zu sehen war: Die goldene Kuppel und der darüber fliegende Falke. Sie atmete schwer und sah zu der Decke des Saals mit seinen Falken der dort dem Himmel emporstieg.
Die Flügel zu dem Thronsaal wurden aufgestoßen und Schritte erklangen. Sie wandte den Kopf und lächelte. „Hoheit!“ Katrina mit einigen Dutzend Söldnern und Soldaten war in den Saal eingedrungen. „Mein Name – ist.... Valara Tuan Harto...“, hauchte sie schwach. Sie sah, das Katrina einige Wunden aufwies, die aber nicht ernst zu sein schienen. Das meiste von dem Blut auf ihrer Rüstung war wohl nicht ihr eigenes. Die Söldnerin hatte sich zu ihr gekniet und ihren Kopf auf ihre Beine gebettet. Sie lächelte und Dunkelheit umfing sie.

Wochen später wurde ein Bündnis zwischen Aprasis und Tuan geschlossen. Valara hatte sich von der Verletzung so weit erholt, das sie wieder Regierungsgeschäften (nicht ohne Aufsicht eines Heilers) nachgehen konnte. - Auch das Land erholte sich zu sehends.
Die Heiler hatten endlich nichts mehr dagegen einzuwenden, das sie aufstehen und die Regierungsgeschäfte wieder übernehmen konnte, wenn auch der Meisterheiler darauf bestanden hatte, das immer ein Heiler in ihrer Nähe war.
Don Aprasis hatte auf ihren Wunsch einige Truppen in ihrem Reich belassen, um dabei zu helfen Ruhe und Ordnung wieder her zu stellen. Seinen Plan um sie zu werben hatte er mit einem Bedauern fallen gelassen, als sie ihn sanft mit der Begründung abwies, das ihr Herz nicht für Männer schlug und schon jemanden gehörte.
Bis das Land und die Menschen sich erholt hatten würde es wohl noch viele Sommer dauern. Häuser wurden wieder aufgebaut und ein geschäftiges Treiben fand in der Stadt statt. Einige versuchten ihren Tagesgeschäften wieder nach zu gehen, auch wenn sie noch nicht allzu viel aufzuweisen hatten, was sie feil bieten konnten. Man half sich gegenseitig bei dem Wiederaufbau und war dankbar für die Erfrischungen die andere ihnen brachten.

Sie stand auf dem Balkon zu ihrem Gemach und sah auf die zerstörte Stadt. (Es gibt noch viel zu tun und noch muß ich mich schonen.) Sie lächelte, als sie sich erinnerte, wie sie am Morgen auf ihren Meisterheiler getroffen war und er ihr Vorhaltungen über ihren gesundheitlichen Zustand (und ihr Schweigen darüber) gemacht hatte. Er hätte sie mit Sicherheit den ganzen Tag mit seinem Monolog bestraft, wenn Katrina sie nicht aus seinen Fängen unter irgendeinem Vorwand gerettet hätte
Sie wandte sich um als sie ein Geräusch hinter sich vernahm und lächelte leicht. Hinter ihr im Schatten stand ihre Leibwache und Freundin. Sie waren einst eine Söldnerin und eine Königin ohne Land und Namen. Nun waren sie nicht nur Königin und Leibwache, sie waren Freundinnen und Gefährtinnen die gemeinsam viel durch gemacht hatten. Sie würde lange keine Ruhe haben, da sie ihrem Volk bei dem Wiederaufbau helfen wollte, das war die größte Herausforderung, die ihnen noch bevor stand. Vorher wollte sie nicht an Frieden und Erholung denken. Doch so lange ihr Meisterheiler nicht sein Segen gab, mußte sie untätig zu sehen. - Und noch einen seiner Vorträge wollte sie beim besten Willen nicht über sich ergehen lassen.
Sie konnte es kaum erwarten mit Hand an zu legen, aber noch mußte sie sich in Geduld üben. Sie genoß derweil die Ruhe und die Nähe ihrer Freundin und Gefährtin - auch wenn sie niemals das Bett teilen würden, war sie es zufrieden, das sie ihre Leibwache geworden und in ihrer Nähe war.

© DVH November 2008

Freitag, 8. August 2008

Der Ruf der Heimat©

Da ich die Nacht mal wieder nicht schlafen konnte, habe ich mich mal auf eine meine beiden angefangenen Geschichten gestürzt und das ist dabei raus gekommen. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.


Der Ruf der Heimat


„Ist neben dir noch Platz?“ In Gedanken versunken lehnte Kadias Kopf am Fenster. Sie sah mit traurigen Augen der vorbeiziehenden Landschaft nach. Musik dröhnte aus den Kopfhörern. Musik die sie vermeintlich daran hinderte etwas anderes zu hören, als ihre Musik. Wer nicht genau hinsah konnte auch nicht erkennen, daß sie durchaus hörte. Sie wollte damit nur verdeutlichen, das sie ihre Ruhe wollte und kein Interesse an irgend einem Gespräch hatte. Sie verfolgte mehr oder minder gelangweilt den verschiedenen Gesprächen, die in ihrem Abteil durch einander flogen. Im Geist filterte sie alles was für sie von Interesse war oder sein konnte heraus. Die Gesichter in ihrem Abteil wechselten, und die Gespräche auch. Mal gab es Minuten der Stille, da jeder seinen Gedanken nach hing und dann ging es von den Worten her sehr lebhaft zu.
Sie versuchte relevante Neuigkeiten auf zu schnappen, aber die Mitreisenden sprachen nur über ihre Arbeit oder die Schule und Hausaufgaben. Andere tauschten in der Zeit die sie zusammen fuhren den neusten Klatsch, der mit unter schon interessant sein konnte. Aber, so stellte Kadia fest, bevor der Zug das nächste Mal gehalten hatte, für sie war nichts relevantes dabei. Alles, was sie wissen wollte, waren Neuigkeiten über ihre alte Stadt, in die sie für einen Tag zurück kehrte.
Sie hatte die Stadt Amakarn vor vielen Jahren verlassen. Gründe dafür hatte sie verschiedene gehabt. Zum einen war es eine Frau zum andere hatte sie damals Schwierigkeiten gehabt. Jemand wollte ihren Wunsch nach Ruhe und Frieden nicht respektieren und hatte sich, da sie nicht bereit war sich zu beugen, an ihre Freunde ran gemacht und sogar einige getötet. Also hatte Kadia entschieden die Stadt zu verlassen und irgendwann zurück zu kehren um heraus zu finden, wer dieser bedauernswerte Neider war.
Interessantes über ihr Reiseziel hatte sie jedenfalls nicht erhalten. Menschen konnten manchmal so langweilig und eintönig sein.
Also hatte sie sich wieder auf ihre Musik und der vorbeiziehenden Landschaft gewidmet. Sie hörte immer wieder gerne ein und das selbe Lied, welches ihr so herrlich schön in der Seele weh tat und sie an die Frau erinnerte, an die sie aus diversen Gründen niemals ran gekommen war. Sie hatte zu erst gegen sie gekämpft und dann ... Tja, dann hatte sich da etwas verändert, aber Kadia wollte es nicht sehen, also entschied sie sich weiter gegen sie zu kämpfen. Vielleicht war es damals ein Fehler, oder sie war einfach nur blind gewesen... Oft sah sie das Gesicht dieser Frau vor ihrem geistigen Auge und spürte die Verbindung mit ihr, die sie ab und an in den Wahnsinn zu treiben drohte. Dann konzentrierte sich Kadia auf eine andere Ecke in ihrer Seele, und schenkte ihr ein wenig Aufmerksamkeit: Die Ecke die so sorgsam gehütet hatte: Die Ecke der Wut. Sie nutzte die Wut um gegen den Schmerz an zu gehen, der sie jedes Mal befiel, wenn der Schmerz und das Bild dieser Frau wieder kam.
Jetzt war sie auf dem Weg in die Stadt, wo sie sie diese Frau und die Erinnerung an sie zurück gelassen hatte. Aber je näher der Zug der Stadt kam, desto stärker wurde der Schmerz und die Qual. Ihre Kiefermuskulatur arbeitete und ihre Wut half ihr jetzt auch nicht mehr. Sie konnte nur beten, das alles gut ging und sie ihr nicht begegnete. Sie wußte genau wie das für sie enden würden.
Sie wollte sich gerade anderen Gedanken zu wenden, und die Musik normal weiter laufen lassen, als eine angenehme Stimme an und in ihr Ohr drang: „Entschuldigung – ist neben dir noch frei?“ Diese Stimme drang tief in Kadias Wesen und es war als hätte sie gerade einen fürchterlich starken elektrischen Schlag erhalten. Sie sah nicht auf zu der schlanken hochgewachsenen Frau mit den verschwommenen grauen Augen die abwartend im Gang stand und sie ruhig, aber ein wenig belustigt, musterte. Kadia wandte den Blick nicht von der Landschaft. Sie nickte nur und wies mit der freien linken Hand auf den Platz neben sich. Ein Rascheln und Kadia vernahm wie sich die Frau neben ihr setzte. Wieder hatte sie den Eindruck, als hätte sie einen Schlag bekommen. Sie fühlte sich nicht wirklich wohl in ihrer Haut. Sie sah weiter sehr angestrengt aus dem Fenster, und ließ sich nichts anmerken.
Irgendwie fühlte sie sich ein wenig eingeengt und bedroht. Aus irgendeinem Grund kam ihr das so fürchterlich bekannt und vertraut vor, aber sie konnte nicht einordnen wie und woher.
Die ganze Fahrt über hatte sich niemand gewagt neben sie zu setzen und die Bank mit ihr zu teilen. Es gab einige Fahrgäste, die es in Erwägung gezogen hatten, sich zu ihr zu gesellen, aber wählten statt dessen einen anderen Platz, worüber sie nicht ganz unglücklich war.
Sie selber empfand diese Fahrt als eine extreme Belastung, aber sie mußte sie machen, auch um ihres Seelenfrieden Willens.
Sie hatte sich oft in den letzten Jahren darum herum gedrückt, und nicht konsequent alles getan, was sie sich vorgenommen hatte, aber das war ok. Schließlich hatte alles seine Zeit.
Einige Tage, bevor sie entschied für einen Tag nach Amakarn zu fahren spürte sie ein Drängen, ein Ziehen. Sie wußte, sie mußte dieses eine Mal dem nach geben, sonst würde es noch schlimmer werden. Sie hatte es oft ignoriert und war da sehr oft kurz vor dem Wahnsinn gewesen. Dieses Mal jedoch gab sie dem Drängen nach, auch um etwas zu erledigen. Sie hatte in Amakarn noch etwas seit Jahren zu erledigen. Und das bezog sich nicht auf diese Frau, sondern auf eine Person, die sie verraten hatte. Wieder baute sie ein Schild aus Wut um sich herum auf. Ihre rechte Hand glitt unbewußt zu dem offenen Messer an ihrer linken Seite und umfaßte den Griff. Ihre Hand verkrampfte sich ein wenig. Die Frau zu ihrer Linken beobachtete alles sehr genau, fühlte sich aber nicht bedroht.
Kadias dreifarbige Augen sahen ihr düster durch ihr schwaches Spiegelbild im Glas entgegen. Sie atmete schwer aus und ihr lag etwas auf derm Herzen, auf der Seele, etwas das unbedingt raus wollte.Wenn sie hätte sprechen können, hätte sie es heraus geschrien, nur damit ihr endlich etwas leichter werden würde. Ihre linke Hand verkrampfte sich und sie kämpfte mühsam gegen ihre Tränen. Ihre Atmung ging schwer. In dem Moment wo eine Träne ihr rechtes Auge verließ meldete sich ihre Blase und erklärte, das sie mal entleert werden müßte. Der Person, die neben ihr saß, schenkte sie weiter hin kaum Aufmerksamkeit. Sie hatte im Augenwinkel nur mal verstohlen ihre in einer braunen Stoffhose bekleideten Beine betrachtet.
Ihre Blase noch etwas ignorierend wandte sich Kadia wieder ihrem blassen Spiegelbild im Fenster zu und sah sich selber in ihre kalten Augen. Etwas in ihr fürchtete sich vor diesem Blick und wand sich unter ihm. Sie fürchtete sich vor selber, wenn sie so in ihre Augen sah. Ziemlich obskur das, aber sie dachte nicht weiter darüber nach. Wozu auch, es gab wichtigeres.
Schließlich gab sie dem Druck , der auf ihrer Blase lag, nach und wandte sich ihrer Tasche zu. „Du kannst sie ruhig liegen lassen. Ich werde auf sie aufpassen.“, sagte die angenehm weiche Stimme neben ihr. Sie wandte den Kopf und ihr Blick traf auf den Blick der Frau mit den mischblonden Haaren neben ihr. Kadia erstarrte. Ihr Mund stand offen vor Schreck und Staunen. (Ich hätte es wissen müssen. Diese Energie. Ich hätte sie erkennen müssen.) Die mandelförmigen verschwommenen grauen Augen ruhten auf Kadia und hielten ihren Blick fest. Kadia kam sich vor als würde sie ertrinken. Auf einmal war sie nur noch müde, aber ihre Blase drängte darauf entleert zu werden. Instinktiv griff zu ihrer Tasche. Die ganze Zeit war es für sie schon unerträglich gewesen, neben dieser Frau zu sitzen, hatte aber gegen den Drang auf zu stehen, angekämpft und sich bemüht ab zu lenken. Jetzt wußte sie wieso. Sie hatte es die ganze Zeit bewußt vermieden, nach zu sehen, wer es wagte sich neben ihr zu setzen. Jetzt hatte sie nur noch Angst. Sie wollte nur noch weg. Der Blick der Frau war fest und bestimmt. Er ließ Kadia nicht los. „Du kannst nicht weg Kadia. Das weißt du. - Egal wo du auch hin gehst. Du kannst vor mich nicht fliehen.“ Kadias Beine versagten ihre Dienst und ihre Blase vergaß für einen Moment, auf Entleerung zu bestehen. Das schmale Gesicht von Kadia war bleich geworden. Schweiß war ihr auf die Stirn getreten. Benommen schüttelte sie den Kopf und alles erschien ihr wie ein Traum. Sie entschied sich, nicht davon zu laufen. Doch zu erst mußte sie ihre Blase entleeren. Also suchte sie den Abort im Zug auf und starrte dort, nach dem sie sich endlich erleichtert hatte, lange in ihr Gesicht. In ihren Augen wechselten sich Schmerz und Verzweiflung ab. Fliehen war unmöglich. Wie hätte sie auch wohin fliehen können? Der Zug war nicht groß genug um ihr bis zur Ankunft in Amakarn aus zu weichen und die ganze Zeit der Fahrt auf dem Abort konnte sie auch nicht verbringen.
Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihre gut frisierten kurzen Haare und ruinierte sich mit Erfolg ihre so sauber gefertigte Frisur.
Das konnte nicht sein. Sie machte mit dem Kopf eine kurze verneinende Bewegung. Sie mußte träumen. Diese Frau würde sich niemals in einen Zug setzen. Sie hatte ihr privates Gefährt. Wieso saß sie also neben ihr im Zug? Niemand wußte, das sie nach Amakarn kam. Sie hatte es niemanden mitgeteilt.
Ihr Herz schlug bis zum Hals und sie bemühte sich – teilweise vergebens - ihre Ruhe wieder zurück zu erlangen und alles bei Seite zu schieben, was mit dieser Frau in ihrem Abteil zu tun hatte. (Verflucht. Wenn es eine Hölle gebe, würde ich dich in diese wünschen.Aber da es keine gibt, muß ich mir etwas anderes überlegen, wie ich dich und meine Erinnerung - die mit dir zu tun hat - los werde.) Sie warf sich selber einen düsteren Blick zu. (Es gibt Tage, da sollte man am Besten im Bett liegen bleiben und nicht aufstehen... und dieser ist einer von denen. Ich hätte nicht aufstehen dürfen.) Sie atmete hörbar aus.
Eigentlich glich das Geräusch eher einem Schnauben. (Also gut, dann wollen wir mal sehen, wie ich aus diesem Dilemma wieder heraus komme – und das möglichst unbeschadet.) „Hallo? Ist alles bei Ihnen in Ordnung?“ (Noch nicht mal in Ruhe sein Geschäft erledigen kann man hier.), dachte Kadia zynisch. Wandte sich um und öffnete die Tür nach dem sie sie entriegelt hatte. Vor ihr stand der Zugbegleiter in seinem grünblauen Livree. Sie sah ihm in die braunen Augen und nickte kurz. Dann verließ sie den Gang in die Richtung wo ihr Platz war.
Ihr war ein wenig mulmig zu mute und sie spielte mit dem Gedanken, den Nothebel zu betätigen, auch wenn das ziemliche Konsequenzen für sie hatte, entschied sich aber dagegen. Bevor sie das täte, müßte sie vorher ihre Tasche haben, und dazu mußte sie – na wohin wohl?
Sie schirmte sich so gut ab wie es eben ging. Sie versuchte ihr Herz und ihre sich jagenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Bevor sie ihr Abteil betrat und sich wieder zu ihrem Platz am Fenster begab. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Gedanken flogen durch einander, so daß es ihr kaum möglich war, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie atmete schwer aus. Ihr Kehle war trocken und fühlte sich zugeschnürrt an, als sie sich setzte und einen Blickkontakt zu ihrer Nachbarin vermied. Diese warf ihr einen amüsierten Blick zu. Ihr Blick war zugleich abschätzend und planend als sie zu sah wie Kadia sich wieder hin setzte und vor sich hin muffelte. (Ich hätte jetzt gerne ein sehr tiefes Loch in das ich mich verkriechen kann. - Ich frage mich .. Nein, das kann kein Zufall sein. Es gibt keine Zufälle! Nichts in meinem Leben ist zufällig. Aber woher wußte sie es? Niemand wußte es! Noch nicht mal meiner Gefährtin habe ich mitgeteilt wohin ich wollte.) Sie seufzte hörbar.
Ihre Gedanken wanderten zurück, zu dem Tag als sie die Stadt und das Land verlassen hatte. Sie hatte zu viele Freunde sterben sehen. Letztlich hatte sie sich entschieden, heimlich ihre Sachen zusammen zu packen und zu gehen.
Sie fühlte sich hier nicht mehr willkommen. Zu viel Leid und Schmerz und verlorene Hoffnungen lagen in dieser Stadt, in die sie jetzt aus einem Impuls (was eine glatte Untertreibung war) heraus für eine kurze Zeit zurück kehrte. Es war etwas in ihr das sie dort hin zog, sie gerade zu drängte dorthin zurück zu kehren.
Sie erinnerte sich an die letzte Begegnung mit IHR und ihr Herz wurde schwer. Sie hatte sich entschlossen IHR niemals mehr zu begegnen, da ihre Hoffnungen – was SIE anging – sich nie erfüllen würden. Und jetzt hatte sie das Pech das SIE direkt neben ihr saß. Was wollte SIE? Was erwartete SIE? Eine Erklärung? Für was? Das sie ohne Wort gegangen war? Nein, nicht sie war zu erst gegangen, SIE war gegangen. Für Kadia gab es deswegen keinen Grund mehr noch länger in dieser Stadt und diesem Land zu bleiben. Als sie IHR begegnet war, stand Kadias Welt mehr als genug Kopf. SIE stellte ihre Welt noch mehr auf den Kopf. Ihre Gefühle waren ein reines Chaos. Das war etwas, was Kadia gar nicht behagte. Kadia war es gewohnt immer die Kontrolle zu haben. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse und SIE tauchte auch noch auf. Kadia entglitt die Kontrolle. Die Situation in der sie damals steckte war schon verfahren genug. Sie wollte sich nicht auf noch mehr Wagnisse einlassen, also entschied sie sowohl Ablehnung als auch Zuneigung zu signalisieren, wobei sie die Zuneigung sehr gut verborgen hielt.
Endlich kam die Durchsage, das sie die letzte Station erreichen würden. Für Kadia war es die letzte Station, denn dort gedachte sie aus zu steigen. Sie griff nach ihrer Tasche. Gerade als die Riemen in der Hand hatte legte sich eine Hand auf die ihre. Sie war sanft und warm. Kadias Herz schlug auf einmal sehr schnell und drohte aus zu setzen. Sie erstarrte. Als sie die Berührung spürte, war ihr als hätte sie ein heftiger Schlag an der Stelle getroffen, wo sie berührt worden war. Dieser Schlag durch fuhr nun ihren ganzen Körper. Die Berührung war ihr sowohl angenehm als auch unangenehm. Sie kämpfte mit sich ob sie die Hand weg ziehen sollte oder .... Ihr Kopf fuhr herum und sie knurrte und funkelte die Frau wütend an, die ihren Blick nicht im Mindesten eingeschüchtert, sondern ruhig erwiderte. Schnell zog sie ihre Hand zurück und rieb sie. Es fühlte sich so an, als hätte sie sich an genau der Stelle wo sie berührt worden verbrannt. Aus einem unbestimmten Grund fühlte sie sich auf einmal noch bedrohter als vorher.
Sie versuchte sich dem was da auf sie zu gerollt kam zu entziehen, doch es war zu spät. Es erfasste sie bei voller Fahrt und schleuderte sie einige Fuß weit durch die Luft. Ihr Glück war, das sie trainiert war und so reagierte sie schnell genug um nur auf der linken Rückenpartie auf zukommen und zog gleichzeitig die Arme schützend vor das Gesicht. Ihr Körper hatte trotz des fehlenden Trainings nicht die Geschicklichkeit und das Wissen verloren. Ein stechender Schmerz durch fuhr sie als sie auf dem Schulterblatt auf kam. Sie dachte nichts. Gar nichts. Normalerweise sollte man in solchen Augenblicken, wo so etwas geschah, das Leben an einem vorbei ziehen, aber sie hatte kein Leben das an ihr vorbei ziehen konnte. Sie dachte nur daran ihren Körper so zu bewegen, das sie sich abrollen und schützen konnte um im Notfall noch einmal reagieren zu können. Als sie sich aufrichtete war das was auch immer sie da durch die Luft geschleudert hatte, verschwunden. Und sie sah verstört den Weg hoch und runter. Sie konnte es nicht begreifen. Alles war so schnell gegangen. Ihre linke Seite des Rückens schmerzte und ihr Schulterblatt stach als sie den Arm bewegen wollte. Sie sog scharf die Luft ein und kämpfte den Schmerz nieder. Benommen sah sie sich um. Ihre Augen ruhten auf IHR. Die sie entsetzt ansah. In ihren Augen stand etwas das Kadia nicht deuten konnte. (So eine verfluchte ....) Sie begutachtete ihre Arme und stellte ein paar Schürfwunden fest. Sie ging von einigen Verstauchungen, Zerrungen, sowie mindestens ein Dutzend Prellungen aus.
Kadia erhob sich ohne eine Miene zu verziehen. Sie wollte heute Abend zurück fahren. Sie hatte genug Aufregung für einen Tag. Sie atmete schwer. Irgendwie war sie doch ziemlich benommen und die Schulter schmerzte sehr. Zu einem klaren Denken war sie im Moment nicht in der Lage. Sie fuhr sich mit der rechten Hand fahrig durch das kurze braune Haar. (Also gut. - Wer oder was war das bitte?) Als sie sich bewegen wollte durch zuckte sie ein stechender Schmerz wie ein greller Blitz der von ihrer Schulter kam. Sie ging in die Knie und stützte sich mit dem unversehrten rechten Arm ab. Die Benommenheit wollte nicht verschwinden.
SIE fuhr mit ihr unverzüglich zu einem Medicus, der sie in ein Hospiz stecken wollte. Nur in dem sie sagte, und dabei sehr überzeugend war, das sie sich selber um Kadia kümmern wolle, verhinderte sie für Kadia das Schlimmste. Kadias Wunden und Verletzungen wurden versorgt und sie wurde in IHRE Obhut gegeben. Er wollte sie möglichst täglich sehen und die Verletzungen sowie die Heilung begutachten und überwachen. War etwas nicht in Ordnung, würde er Kadia ohne große Umschweife in ein Hospiz bringen. Der Medicus gab ihr Tabletten, Salben und Verbände mit. Nach dem er sie instruiert hatte wie die Verletzungen zu versorgen waren und noch einen letzten Blick auf Kadia geworfen hatte. Er untersuchte die Verbände und Schienen. Ihr linker Arm steckte in einer Schlinge. Dann ließ er sie gehen. In seinen Augen lag Skepsis, als er den beiden Frauen hinterher sah.
Kadia wirkte teilnahmslos. Die ganze Zeit, als man sie behandelt hatte, hatte sie keinen Schmerzenslaut von sich gegeben und auch keine Miene verzogen. Ihre Augen waren leer und sie wirkte abwesend. Vermutlich stand sie unter Schock, dachte SIE. Kadia folgte ihr widerstandslos bis ins Haus. Dort angekommen faßte Kadia nach ihrer Tasche und schulterte sie rechts. Sie war im Begriff das Haus wieder zu verlassen. Da begriff SIE. Sie stand zwar unter Schock, aber es würde Tage dauern, bis der nach ließ. Sie hatte sich selber in eine Art hypnotischen Zustand versetzt. Kadia war in Trance. Schnell war sie um Kadia herum und stellte sich zwischen sie und der Tür. Ihre Stimme war sanft aber bestimmt: „Kadia es tut mir leid, aber ich kann dich nicht gehen lassen. Du bist schwer verletzt und bist nur hier, weil ich dich in meine Obhut genommen und versprochen habe mich um dich zu kümmern.“ Kadia beachtete sie nicht und wollte sie zur Seite schieben. Die Frau lächelte und konzentrierte sich kurz. Sie selber verfügte auch über eine Menge Tricks, wie Kadia zweifellos wußte. Als Kadia sie beiseite schieben wollte gelang es trotz einiger Anstrengung nicht. „Schatz wo bist du gewesen?“, erklang eine Stimme aus dem hinteren Raum und ein Mann kam zum Vorschein. Er blieb abrupt stehen und warf einen mißbilligenden Blick auf Kadia, bevor er seine Frau ansah. „Was soll das?“, fragte er scharf. „Wir hatten eine Abmachung.“ „Die hinfällig ist. Wir haben für einige Zeit einen Gast.“, sagte sie schlicht und ließ sich nicht einschüchtern. Diesmal nicht. Die Zeit der Spiele war vorbei! „Geh bitte nach oben und bereite das Zimmer neben unserem vor.“, sagte sie in einem Befehls gewohnten Tonfall, der kein Widerspruch duldete. Er schnappte hörbar nach Luft, nickte dann aber. Er verspürte eine Wut in sich und noch etwas anderes – Verlustangst. Er hatte Angst sie zu verlieren. Er hatte gehofft, wenn eine lange Zeit ins Land gegangen war und die beiden sich nie wieder sehen würden, das dann alles gut werden würde und die Gefühle für diese junge Frau verschwinden würden. Er hatte sie kaum noch ohne Begleitung aus dem Haus gelassen. Er wollte verhindern das die beiden je wieder miteinander reden konnten und jetzt das. Mürrisch ging er nach oben. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit war noch nicht gesprochen. Und doch hatte er das Gefühl, das es genau das war.
Er betrat das Zimmer neben dem ihren. Wieso nur hatten sie diesen Raum damals eingerichtet? Wieso ausgerechnet diesen und keinen anderen? Keiner ihre Gäste hatte jemals in diesen Raum geschlafen, immer in den Raum am Ende des Ganges neben dem Bad. Plötzlich dämmerte es ihm. Sie hatte es gewußt. Sie hatte es von Anfang an gewußt. Deswegen hatte sie ihm auch so leicht das Versprechen geben können. Er ging zu dem Fenster und öffnete es, bevor er sich daran machte das Bett frisch zu beziehen. Er hatte ein verdammt ungutes Gefühl. Die Kontrolle entglitt ihm erneut. Verdammt, das war SEINE Frau... Nein, sie war nie nur seine Frau. Das begriff er nun. Und die Kontrolle hatte er auch nie gehabt. Sie hatte sie immer gehabt und nie verloren. Er seufzte. Also gut, dann versuche ich eben das Beste aus der Situation zu machen. Es ist besser , ich arrangiere mich vorübergehend damit, als ihr hier eine Szene zu machen, das könnte ungeahnte Folgen haben. Aber trotzdem muß mir das nicht gefallen. Er entschloß sich, ihr zu zeigen wie sehr er Kadias Anwesenheit mißbilligte, als er von unten ein tiefes finsteres, fast wütendes Grollen hörte. Er ließ den Deckenüberzug fallen und verließ den Raum. Langsam ging er die Treppe runter. „Schatz? Ist alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig. Als er soweit die Treppe runter gegangen war bot sich ihm ein interessantes Schauspiel, das ihn zugleich erstaunte und bestürzte. Dort stand Kadia, irgendwie weggetreten, die bemühte war seine Frau an die Seite zu schieben und das Haus zu verlassen. Seine Frau stand jedoch locker zwischen Kadia und der Tür. Sie wirkte amüsiert, aber erkannte durchaus, das sie es nicht im geringsten war. Sie bemühte sich, Kadia und ihre Bemühungen nicht lächerlich zu machen. Und er erinnerte sich plötzlich, das sie das nie getan hatte. Egal in welche verfahrene Situationen Kadia auch geriet, seine Frau hat sich nie über sie lustig gemacht oder sie ins Lächerliche gezogen. Sie hatte Kadia immer Ernst genommen, selbst in Situationen, wo es eigentlich unmöglich war sie ernst zu nehmen. Es schien als wußte seine Frau immer genau wie sie Kadia anfassen mußte und was Kadia wirklich brauchte. Er hob seine Hand und fuhr sich mit ihrer über den Kopf,. Und da war noch etwas. Ja, genau. Ein Laken voll Blut, das sie in den Keller gebracht hatten. Es war Kadias Blut. War sie nicht erst vor kurzem bei ihnen aufgetaucht und schwer verletzt gewesen? Hatte er sich da nicht Sorgen um sie und ihren Zustand gemacht? Wieso empfand er jetzt so anders? Vielleicht lag es daran, das sie diesmal nicht einfach so verschwinden würde. „Ja, es ist alles in Ordnung, aber das hier könnte noch eine Weile dauern. Könntest du bitte ihre Tasche mit hoch nehmen?“ Er nickte zögerlich und kam langsam näher. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und bekam den Riemen zu fassen. Er zog an ihm. Verwundert stellte er fest, das er die Tasche mühelos zu fassen bekam und sieKadia entwenden konnte. Und dann fiel es ihm auf. Ihr linker Arm steckte in einer Schlinge die um ihren Hals führte. Die Eifersucht die ihn befallen hatte verpuffte ins Nichts. Er nickte grimmig und entschlossen. „Wenn du Hilfe brauchst sag mir bitte bescheid.“ Sie sah über Kadia hinweg in seine Augen und Wärme durchströmte sein Herz. „Ja, das mache ich.“ „Ich gehe dann mal wieder hoch, das Bett fertig beziehen.“ Er drehte sich um und ging, die Tasche am Riemen haltend, die Treppe wieder hoch und betrat den Raum aufs neue. Er bezog das Bett fertig und schloß das Fenster wieder. Die Tasche hatte er auf den Stuhl gestellt, der an einem Tisch vor dem Fenster stand. Dann wandte er sich um und verließ den Raum wieder. Als er unten ankam, stand seine Frau immer noch da und Kadias Bemühungen sie an die Seite zu schieben waren erheblich abgeschwächt. Sie wirkte Müde und erschöpft. Er blieb im Türrahmen zu ihrer Küchen stehen und beobachtete das Geschehen eine Weile, bis er feststellte, das Kadia ihre Versuche unterließ und einfach nur da stand. Jetzt wirkte sie desorientiert. „Gut. Würdest du jetzt bitte mitkommen?“ , sagte seine Frau ruhig und in einem Tonfall, den er von ihr schon oft gehört hatte, wenn es - so wie jetzt - zwischen ihr und Kadia gelaufen war. Dieser Tonfall schien eine Art Zwang auf Kadia zu legen, dem sie unfähig war sich zu entziehen. Ihr Augen wurden dann oft leer und sie schien ihren Willen verloren zu haben. Kadia folgte seiner Frau nach oben. Er selber blieb unten im Türrahmen stehen. Es wäre unklug sich da jetzt ein zu mischen. Sie hatte Kadia gut im Griff, das wußte er.
Sie führte Kadia zu dem von ihrem Mann bezogenen Bett und ließ sie sich drauf setzen. Hinter sich die Tür schließend. Sie sah Kadia mit einem schwer zu deutenden Blick und ging langsm auf sie zu. „Zieh dich aus.“, sagte sie ruhig und sanft. Kadia reagierte zögernd, aber sie reagierte. Sie selber blieb nicht untätig und half ihr dabei. Diese Kleidung würde sie eine lange Zeit nicht tragen können. Sie legte sie ordentlich an die Seite auf den Stuhl, nach dem sie die Tasche auf den Boden neben den Tisch gestellt hatte. Sie öffnete einen Schrank und suchte ein Hemd heraus. Nach dem sie einen prüfenden Blick auf Kadia geworfen hatte. Sie übersah dabei das Kadia bis auf die Unterhose entkleidet war. Den Büstenhalter hatten sie ihr beim Medicus ausgezogen und ihr in die Hand gedrückt. Wie gut das sie das nicht machen mußte. Kadia trug nicht wie andere einen normalen Büstenhalter, der leicht zu öffnen und zu entfernen war, nein sie trug einen, der eng am Körper lag.
Sie half Kadia in das Hemd und bedeutete ihr durch sanften Druck ihrer Hand an ihrer unverletzten Schulter, das sie sich hinlegen sollte. Ihr entging nicht, das die Augenlider kurz zuckten und zusammen gekniffen wurden, als sie sich auf den Rücken legte. Das würde eine lange Nacht werden. Sie atmete schwer und strich Kadia kurz mit den Fingerrücken über ihre Wange. „Ich bin gleich wieder da.“ Sie verließ den Raum und schloß die Tür bis auf einen Spaltbreit, ging die Treppe runter in die Küche. Dort saß ihr Mann mit einem Kaffeebecher in der Hand. Sie steuerte auf den Hängeschrank zu und entnahm ihm ein Glas, das sie mit Wasser fühlte. Das Glas ließ sie stehen und verließ das Haus. Als sie wieder kam hatte sie einen Beutel in der Hand. Sie kippte den Inalt aus und griff zielsicher nach einer kleinen Dose mit Tabletten drin. Ihr Blick war konzentriert, ernst und besorgt. „Ich erkläre es dir später.“, sagte sie zu ihm und küßte ihn flüchtig auf die Wange. Sie hatte das Glas und die Dose in der Hand und die Küche schon auf dem Weg nach oben verlassen, als er verdrossen antwortete: „In Ordnung.“ Er konnte das Bild der schwer verletzten Kadia, die es gerade bis zu ihnen geschafft hatte nicht verdrängen. Wieder und wieder stieg das Bild in ihm auf. Er spürte Angst und Sorgen als er sie so gesehen hatte und sie in den Schlafraum getragen hatte. Vorsichtig, damit sie nicht noch mehr Schmerzen hatte. Und jetzt? Jetzt war Kadia wieder verletzt, und irgendwie spürte er Wut. Eine unbändige Wut auf denjenigen der ihr das angetan hatte. Er kam nicht umhin, sich ein zu gestehen das er eigentlich nichts gegen Kadia hatte. Ja, er mochte sie sogar. Sie war eine sehr sympathische junge Frau, mit einer unglaublichen Ausstrahlung und einem Charisma, dem man sich nur schwer entziehen konnte. Er stellte seinen Becher langsam und behutsam auf den Tisch. Er zögerte kurz, dann ging auch nach oben zu der erneut schwer verletzten Kadia.
Als er den Raum betrat, setzte seine Frau ihr gerade das Glas an die Lippen. „Ich brauche etwas um ihre Lage zu stabilisieren und ihren Körper so zu lagern, das sie möglichst nicht auf der linken Seite liegt.“ Er nickte drehte sich um und durchsuchte das Haus und einige Schränke, bis er fand was er suchte. Er bekam den Keil zu fassen und stutzte. Und aus dem flüchtigen Gedanken wurde Gewissheit. Sie hatte es gewußt! Als sie diese Dinge gekauft hatten, ist sie damals mit der Begründung, das man es vielleicht irgendwann mal brauchen könnte lapidar ausgewichen. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt solche Dinge zu haben. Das waren ja nicht die einzigsten Sachen die sie damals gekauft hatte. Er wußte auf einmal, das all dies nur eine Vorbereitung auf genau diesen Tag war. Und plötzlich empfand er Erleichterung. Aber war es das wirkich? Waren all diese Sache, nur für diesen Tag?
Er wollte nicht das Kadia derart zu stößt. Er wollte auch nicht, das sie stirbt oder gar leidet.
Das sie das all die Jahre dennoch getan hatte, war im nicht bewußt.
Er nahm den Keil und ging zurück in das Zimmer. An Hand der Geräusche die von dort auf den Gang drangen, ahnte er bereits, das Kadia sehr starke Schmerzen haben mußte. Etwas in ihm verkrampfte sich. Er hatte das nicht gewollt. Vielleicht, vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er damals nur nicht so engstirnig und Besitz ergreifend gewesen wäre. Vielleicht konnte er es wieder ein wenig gut machen. Kadia brauchte sie jetzt. Sie brauchte sie beide! Dieser Gedanke, das wußte er, war mehr als eine Gewissheit – es war die Wahrheit. Er durfte Kadia jetzt nur nicht abweisen, oder das Gefühl geben, abgewiesen zu werden. Seine Frau, das wußte er mit absoluter Sicherheit, war für Kadia die erste Ansprechperson – und er würde den Henker tun, sich dazwischen zu stellen. Er betrat schnell den Raum und wollte seiner Frau das Keilkissen übergeben, das groß genug für eine Rückenentlastung war. Sie half Kadia in die stabile Seitenlage, oder eher eine Abänderung davon und er wußte, das er das Kissen hinter sie legen mußte. Er beeilte sich damit, aber achtete darauf, das er es auch richtig legte, und die verletzte Seite ihres Rückens entlastet war.
Seine Frau ließ sie behutsam wieder zurück gleiten. Er hörte wie Kadia schnell und stoßweise atmete. Ab und an eine Art von Stöhnen von sich gab. Er sah auf ihre rechte Hand, auf der die Hand seiner Frau lag. Die Hand war in der Decke gekrallt und in Intervallen gepumpt. Wenn die Schmerzen ein wenig nachließen, ließ auch die Hand ein wenig locker, doch sobald die Schmerzen wieder stärker wurden verkrampfte sie sich erneut und ihr Beine bewegten sich, als würde sie einen Alptraum haben. Ja, eine sehr schmerzhaften Alptraum wie er ihn sich lieber nicht vorstellen wollte und es auch nicht konnte. Ihr Gesicht war entsetzlich schmerzverzerrt und zu einer hässlichen Grimasse entstellt, aber kein Laut drang ihr über die Lippen.
Er sah sie verzweifelt und mitfühlend an. Ihre Augen waren geschlossen. Er wußte wieso. Sie beide kannten Kadia lange genug um zu wissen, das sie zu stolz war und das sie nicht wollte das man in ihren Augen ihren Schmerz las. Sie wollte nicht gedemütigt werden. So bald sie einigermaßen wieder hergestellt sein würde, und nicht mehr so von Schmerz gepeinigt sein würde, würde der Spaß erst richtig los gehen. Seine Frau saß auf der Bettkante und sah erschöpft aus. Er ging wortlos runter in die Küche und holte ihr einen Becher mit Kaffee. Sie nahm ihn stumm und dankbar lächelnd entgegen, aber in ihren Augen lagen Sorge.
Er nahm sich den Stuhl, nach dem er Kadias fein säuberlich zusammen gelegte Sachen auf den Tisch gelegt hatte und setzte sich vor den Bett neben seine Frau. Das würde eine lange Nacht werden. Eine Nacht in der sie abwechselnd schlafen und neben Kadia wachen würden. Er wollte seine Frau nicht alleine lassen. Er wollte sie unterstützen und für sie da sein, und auch für Kadia.
Kadia hielt ihre Augen geschlossen als sie aus der Trance zurück kehrte. Sie spürte wie man sie anwies sich hin zu legen. Dem kam sie gerne nach und bereute es ganz schnell. Die Schmerzen die sie bisher ausgeschaltet hatte durchflutete sie auf eine Weise die für sie unerträglich war. SIE hatte den Raum verlassen, und kam – so erschien es Kadia – nach einer halben Ewigkeit wieder zurück. Sie setzte ihr ein Glas an die Lippen und wies sie an zu trinken. Kadias Kehle war ausgetrocknet und sie trank schluckweise. Das Wasser hatte einen bitteren Beigeschmack. In ihrer Verzweiflung krallte sie sich in der Decke fest. Sie wollte weg, nur weg von hier. Nur wohin? Überall wo sie hingehen würde, würden ihr die Schmerzen folgen. Sie stöhnte auf vor Schmerz. Dann wurde sie vorsichtig auf die Seite gedreht und ihr etwas in den Rücken gelegt. All das bekam sie nur am Rande mit. Der Schmerz nahm einen sehr großen Teil ihrer Wahrnehmung ein. Betäubte sie und ihre Sinne. Sie weigerte sich ihren Augen auf zu machen. Sie wollte nicht, das man sie so sieht. So erbärmlich schwach und hilflos, obwohl sie wußte, das SIE sie oft in einer derartigen Situation gesehen hatte und sogar aktiv dazu beigetragen hatte, das dem so war. Aber damals waren die Verhältnisse anders, heute war sie durch die Luft gekegelt worden und hatte Glück gehabt. Sie fühlte sich beschämt und gedemütigt, als der Schmerz ihr die Sinne raubte, setzte auch die Wirkung der Tablette ein, die SIE ins Wasser gemischt hatte und Kadia fiel sowohl in Bewußtlosigkeit als auch in Schlaf.

„Wo ist sie? - Hast du sie gesehen?“ Er schüttelte bedauernd den Kopf. „Sie muß doch irgendwo sein.“ „Schatz.“, setzte er beruhigend an. Der Blick der auf ihn fiel ließ ihn beinahe vergessen was er sagen wollte, dann sprach er schnell weiter: „Wir haben das ganze Haus durch sucht. Wir haben sie nirgends gefunden. Vielleicht ist sie irgendwo draussen.“, sagte er in einem besänftigenden Tonfall, und hoffte das sie sich beruhigte. Was natürlich nicht tat. Sie war sauer, richtig sauer. Er beneidete Kadia nicht, wenn sie ihr begegnete – WENN! Aber auch er war ein wenig beunruhigt. „Sie ist schwer verletzt und sollte im Bett bleiben. Wie kann sie da einfach draussen rum laufen?“ Ja, sie hatte Recht. Sie hatte Kadia nur aus dem Hospiz raus halten können, in dem sie die Verantwortung für die junge Frau übernommen hatte. Als Kadia das Schlimmste, ihrer Einschätzung nach, überstanden hatte, und sie Zeit hatten um in Ruhe mit einander zu reden, hatte sie ihm alles erzählt wo sie sie getroffen hatte und was geschehen war. Er hatte sie in den Arm genommen und getröstet. „Wenn es nur die Verletzungen wären.“, sagte sie ein wenig ruhiger. „Der Schock unter dem ihr Körper steht, hat noch nicht nach gelassen, und wenn er nach läßt und sie draussen unterwegs ist...“ Sie ließ den Satz unbeendet, aber er wußte was sie meinte. Als die Tür sich öffnete wirbelten beide mit dem Kopf herum und ihnen entfuhr zeitgleich mit einer unendlichen Erleichterung: „Kadia!“ Sie sprang von ihrem Stuhl auf und flog förmlich aus der Küche in den Gang. „Wo bist du gewesen?“ Ihre Stimme hatte wieder diesen besonderen Klang, der irgendwas in Kadia auslöste, was er aber nicht zu deuten wußte. Er wußte nur, das sie eine gewisse Macht über Kadia hatte, was bei Kadia wohl nicht sonderlich gut ankam, weswegen sie sich auch immer versuchte mit seiner Frau zu messen und dabei immer – IMMR unterlegen war. Denn seine Frau wußte, welche Hebel und Knöpfe man bei kadia betätigen mußte, bis man sie wieder unter Kontrolle hatte. Sie lernte aber irgendwie nicht daraus, lehnte sich wieder und immer wieder dagegen auf. „Draussen?“ , hörte er Kadia leicht hin sagen, als wäre es das natürlichste der Welt schwer verletzt draussen rum zu spazieren. Er vermutete das das wieder so ein Kräftemessen war, und entschied sich da – wie immer – raus zu halten. DAS war eine Sache, zwischen den beiden Frauen, außerdem kannte er das Ergebnis jetzt schon.
„Kadia – du bist schwer verletzt und solltest oben im Bett liegen.“, hörte er seine Frau. An ihrem Tonfall erkannte er das sie bemüht war, ruhig zu bleiben. Am Vormittag hatte sie sich über das Bildtelefon mit Kadias Freundin in Verbindung gesetzt (das war, BEVOR sie festgestellt hatten, das Kadia verschwunden war) und ihr mitgeteilt, was Kadia geschehen war. Diese schien das nicht sonderlich zu interessieren. Sie hatte nur ein Aha von sich gegeben und dann schien ihr einzufallen wer Kadia war und hatte beiläufig gefragt, wie es ihr denn ginge. Seine Frau hatte darauf geantwortet das es ihr den Umständen entsprechend ginge und sie in ihrer Obhut sei. Was die Freundin nicht sonderlich interessierte. Das Gespräch war kurz, und seine Frau hatte nicht alle Informationen zu Kadias Zustand weiter gegeben. Er war mehr als bedenklich, und das sie sich Sorgen um Kadia machte war mehr als verständlich, vor allem wenn Kadia sich jetzt schon als schwierige Patientin erwies. Er hatte damit gerechnet, das es erst in ein paar Tagen so weit sein würde, und nicht vier Tage nach dem Unfall. Sie mußte noch immer sehr starke Schmerzen haben.
„Nur im Bett liegen ist langweilig. Außerdem ödet mich die Decke und der Raum an. Ich kenne da oben schon alles. - Und ein bischen frische Luft hat noch niemanden geschadet.“ Ja, eindeutig, es war wieder eines dieser Kräftemessen. Kadia lehnte sich wieder auf. Nur schien sie sich diesmal sicher zu sein, das sie gewinnt. „Kadia ...“, setzte seine Frau an, doch wurde sie von Kadias wütender Stimme unterbrochen. Da fiel ihm auf, das er ihre Stimme „hörte“, als würde sie wirklich sprechen. Sofort verbot er sich weiter darüber nach zu denken, und lauschte weiter. „Außerdem – was geht es dich an? Es ist MEINE Sache, WAS ich mit MEINEM Körper mache. Ich schulde dir keine keine Antwort. Und wenn ich zehn mal schwer verletzt draussen spazieren gehen. Es geht DICH ABSOLUT NICHTS AN!“ Er stand langsam und leise auf. Er spürte ihre Wut bis zu sich. „Es geht dich nicht das Geringste an.“
Sie sah Kadia ruhig an. Sie wartete. Sie kannte diesen Hitzkopf gut genug. „Du bist hier unter meiner Obhut. Und so lange das der Fall ist...“ Sie sprach nicht weiter, denn sie wußte nur zu gut, was jetzt kommen würde. Und sie wurde nich enttäuscht, aber auch auf er anderen Seite wurde sie auch überrascht. „ Ja, schön und? Ich habe nicht darum gebeten! - Weißt du eigentlich was in mir vorgeht und wie ich mich deswegen fühle? Du kümmerst dich die ganze Zeit um und versorgst meine Wunden. Hast du eigentlich irgendeine Ahnung wie es mir damit geht? - Nein, hast du nicht. Du hast dir noch nichtmal diese Frage gestellt. - Ich will nach Hause. - Ich will, das du mich nach Hause bringst, hast du mich verstanden?“ Sie sah sie nur an. „Kadia, in diesem Zustand, bist du, so wie der Medicus sagte, nicht in der Lage transportiert zu werden.“ „Das ist mir egal!“, fuhr sie ihr ins Wort. „Ich will nach Hause. Ich habe Verantwortung.“ Die habe ich auch, dachte SIE ein wenig grimmig. aber süffisant grinsend. „Du bist für mich kein Gegner mehr. Du bist schwach geworden. Du bist eine Löwin mit stumpfen Zähnen und stumpfen Fell. - Für mich bist du keine Gefahr mehr!“ Kadia wirkte davon sehr überzeugt. Gut, sollte sie. Sie würde im Moment nichts tun um das Gegenteil zu beweisen. Sie hatte mehr Kadias Zustand im Auge, und im Kopf, das der Schock bald nach lassen würde. Sie wollte ihr nicht weh tun oder sie noch weiter verletzen. Wenn sie sich ihrem Willen beugen würde und sie nach Hause bringen würde, wären die Folgen unabsehbar. Und sie kannt Kadia gut genug um zu wissen, das sie trotz der Schmerzen nicht zu einem Medicus gehen und sich weiter behandeln lassen würde. Nein, das war unverantwortlich und kam gar nicht in Frage. Daran zu denken war schon ein Witz für sich. Jemand mußte eine Auge auf Kadia haben. Die Wut die Kadia ausstrahlte, ließ sie über sich hinweg schwappen. Es war nicht ihre Wut.
„Gut. In Ordnung. Dann geh nach oben und hol deine Tasche.“ sagte sie schließlich ruhig. Wütend und ohne ein weiteres Wort zu verlieren stapfte Kadia an ihr vorbei die Treppe hoch. Sie selber folgte ihr leise. Ihrem Mann in dem Türrahmen stehend mit einer Hand signalisierend, das er noch warten sollte. Sie hatte den Blick unverwandt nach oben gerichtet.
Unmittelbar nach Kadia war sie oben und in Kadias Raum. Sie schloß die Tür hörbar hinter sich. Jetzt beginnt der vergnügliche Teil, dachte sie säuerlich. Die Tür hinter sich und Kadia vor sich, die einfach nur da stand. Ein schneller Blick auf die Tasche sagte ihr, das sie noch nicht mal gepackt hatte. Kadias Augen irrten durch den Raum und ihre Atmung ging schneller. Sie kannte diesen Blick. Kadia hatte einen latenten Anflug von Panik. Wobei, latent eine starke Untertreibung war. Kadia humpelte langsam zu ihrem Bett und setzte sich drauf, bemüht sich nicht anmerken zu lassen wie es ihr ging. Sorgsam mied sie den auf ihr ruhenden Blick. Ihr Herz fing an zu brennen.
Sie hatte nicht damit gerechnet, das sie so schnell klein bei geben und sie nach Hause bringen würde. Wie enttäuscht war sie, als sie nachgab. Sie hatte mit ihrer Äußerung recht gehabt. Sie wollte kämpfen! Sie wollte es endlich wissen. Und wenn sie es wußte, was dann? Wenn sie am Ende obsiegte und triumphieren würde? Ihr Blick ging aus dem Fenster ins Leere. Dann hatte am Ende doch sie verloren, denn dann gab es niemanden mehr, der sie, Kadia, wirklich noch stoppen konnte. Als sie die Tür hörte, erstarrte sie. Sie kannte die Energie die SIE ausstrahlte. Sie war gefangen - und das wußten beide. Kadia war zu angeschlagen, als das sie es auf eine körperliche Auseinandersetzung angelegt hätte. Ihr Herz begann zu jagen und ihre Atmung beschleunigte sich um mit dem Herz mit halten zu können. Für Kadia gab es keine Fluchtmöglichkeit, es war also unnötig nach einem Fluchtweg zu suchen, dennoch irrten ihre Augen im Raum umher. Sie schürte ihre Wut auf's Neue. „Was willst du von mir?“, knurrte sie. „Ich will wissen was mir dir los ist. Woher kommt diese plötzliche Wut auf mich? Habe ich dir etwas getan?“ Die Sanftheit in der Stimme drohte Kadias Wut zu kippen, aber sie krallte sich in ihrer Verzweiflung an ihr fest. Für sie war diese Wut der einzige Schutz denn sie noch hatte. „Das geht dich gar nichts an.“, fauchte sie und sprang abrupt auf. Der Schmerz, der sie durchflutete raubte ihr für einen Moment die Sicht und den Atmen. Schnell kämpfte sie dagegen an. Sie wollte nicht schwach sein, nicht in Gegenwart dieser Frau. Obwohl sie wußte, das sie genau das war, aber sie verdrängte diesen Gedanken. „Kadia, was ist los mir dir?“ „Was geht es dich an? Es hat dich nicht zu interessieren was mit mir los ist. Ich schuld dir nicht im Mindesten rechenschaft.“ Ihr Wut glomm auf. Wenn sie vorher nur brannte glühte sie jetzt und drohte sie zu verbrennen. All die Jahre voll Leid und Qual, weil sie ihr nicht nah sein konnte. All die Jahre, in denen sie verzweifelt versucht hatte sich von ihr zu lösen, und sie zu vergessen. All die Jahre... Tränen der Wut und des Schmerzes stiegen ihr in die Augen. All diese bitteren Jahre, und jetzt war sie hier in ihrer Nähe. Ihre Nähe tat ihr weh und sie ertrug sie nicht. Es tat ihr weh. SIE tat ihr weh. „Was kümmert es dich? Was interessiert es dich was mir mir ist? Es interessiert sich doch sonst auch niemand für mich oder wie es mir geht. Ich bin doch nichts weiter als ein Gegenstand, eine Maschine, die auf Befehl und Knopfdruck zu funktionieren hat – ungeachtete dessen, wie es mir dabei ergeht! Was kümmert es überhaupt jemanden, was in mir vorgeht. - Siehst du überhaupt, was ich ertragen und erdulden muß? Siehst du überhaupt den Schmerz und die Qual in mir? Nein! Niemand sieht das. Niemand denkt auch nur im Entferntesten daran, das auch ich so etwas wie Gefühle habe, auch wenn sie nicht so stark vorhanden sind wie bei anderen. Aber ich habe gelernt mit dem Mangel an Gefühlen zu leben und damit umzugehen. Was bitte ist daran so schlimm? Ich -“ Ihre Wut erstickte ihre Worte und sie hatte Mühe sich zu beherrschen. „Kadia – Ich mache mir Sorgen um dich. Und ich will dich nicht verletzen.“ „Ach nein?“, stieß noch wütender hervor. „Du willst mich nicht verletzen? Du hast es doch schon längst getan. Du hast mich doch schon längst verletzt und es noch nicht mal mitbekommen das du es getan hast. Du hast mich stärker und tiefer verletzt als es je ein Mensch oder anderes Wesen vermochte. - Du hast so tiefe Wunden in mich gerissen, das ich bis heute nicht in der Lage war und bin sie zu heilen. - Du hast mich schon längst verletzt!“ Schockiert und bestürzt sah sie Kadia an. Sie hörte ihr aufmerksam zu. „Hast du eigentlich jemals in meine Seele gesehen? Hast du jemals gesehen, was du in mir angerichtet hast? Was DU mir angetan hast? Niemand hat auch nur im entferntesten daran gedacht wie es mir geht, wie ich mich fühle oder was mit mir ist. Du bist da keine Ausnahme.“ Kadias Augen leuchteten rot auf. Sie stand ruhig vor der Tür und beobachtete mit wachsender Sorge, was da mit Kadia geschah. Nein, sie hatte keine Ahnung davon gehabt. Sie kannte Kadia, aber scheinbar war in den letzten Jahren, wo sie einander gemieden hatten, zu viel geschehen. „Kadia – ich will das du dich ausruhst. Bitte, leg dich wieder hin und schone dich.“ Das war zwar nicht ganz das was Kadia hören wollte, aber es entsprach der Wahrheit. „Du hast mir gar nichts zu sagen.“ „Kadia.“ „Du hast mir nicht das Geringste zu sagen. - Du bist nicht meine Schwester!“ Ihr Kopf fuhr in die Höhe und etwas glomm in ihren Augen auf. „Und wenn ich es wäre? Würdest du DANN auf mich hören?“, fragte sie vorsichtig. „Kadia – antworte mir, wenn ich deine Schwester wäre, würdest du dann auf mich hören?“ Kadia sah sie mit einem vernichtenden Blick an. Aber sie erkannte noch etwas in ihnen. Es war Hoffnung. „Ja! Ja, das würde ich. Ich würde bedingungslos auf dich hören, aber du bist NICHT meine Schwester.“ Ihr Atmen ging stoßweise, und sie erkannte das Kadia sich mehr verausgabte, als gut für sie war. Für eine solche Auseinandersetzung war sie noch nicht stark genug.
Die Wut loderte noch höher. Aus dem Nichts erschien ein hochgewachsener junger dunkelhäutiger Mann mit schwarzen Haaren und blauen Augen auf. Noch bevor Kadia seiner Gewahr wurde, hatte er durch eine einfache Handbewegung dafür gesorgt, das sie jetzt still und in Trance da stand. „Zu Diensten.“, sagte er lächelnd und machte eine spöttische Verbeugung. Unter normalen Umständen wäre sie ausserordentlich verärgert über diese Unterbrechung, aber es waren keine normalen Umstände. Jetzt war sie nur noch erleichtert und froh darüber. Sie hätte wahrscheinlich nicht mehr als ein lahmes Kadia zustande bekommen, und damit wäre alles verloren gewesen. Diese Wut, die ihr entgegen geschossen war, war so irrational, das sie nicht wußte wie sie damit umgehen sollte. Sie war einiges von Kadia gewohnt, auch das sie in ihrer Verzweiflung dazu überging, sich mit Handgreiflichkeiten zu schützen, aber das hier hatte eine ganz andere Qualität. „Wer bist du?“ ,fragte sie lahm und ein wenig erschöpft. „Andariel.“, antwortete der Mann sanft und ruhig. Seine Stimme kam ihr unnatürlich und wie ein sanfter Lufthauch vor. „Ich sah mich gezwungen ein zu greifen, bevor hier noch mehr böses Blut fließt und sie komplett die Kontrolle über sich verliert und damit alles verloren wäre. Sie ist angeschlagen genug, als das ich das zu lassen könnte.“ Sie sah ihn prüfend an. Seine Worte waren ein wenig mysteriös, aber irgendwie verstand sie zu und wußte um deren Bedeutung und Gewicht. „Ich begleite sie schon sehr lange und beschütze sie, aber irgendwann kommt für jeden der Zeitpunkt, wo etwas verändert werden muß.“, sagte er schlicht und seine Stimme nahm langsam den Klang an, der ihn nicht mehr so unnatürlich und deplaziert wirken ließ. „Was willst du?“, fragte sie schließlich mit ihren geschärften Sinnen. „Ich will nichts weiter als helfen – und ich will , das sie glücklich ist und endlich den Frieden findet, nach dem sie sich sehnt.“ Dabei deutete er mit einer ausgestreckten Hand auf die regungslose Kadia. Andariel...Andariel... Bei dem Namen dämmerte etwas in ihr und sie erinnerte sich, WO sie den Namen schon mal gehört hatte. Der Mann, der sich Andariel nannte lächelte und erwiderte auf eine nicht gestellte Frage: „Nein, ich mache keine Geschäfte. Ich bin ein miserabler Geschäftemacher. Geschäfte interessieren mich genauso viel, wie einen Ameisenbär die Säure von Ameisen. - Ich will nur eines, und das habe ich schon gesagt.“ Sie fand wieder zu sich und fragte: „Was ist hier eigentlich los? Was ist mit Kadia los?“ Er trat an Kadias Seite. Irgendwie wirkte es, als hätte er dort schon immer gestanden und als wäre es absolut richtig, das er dort stand. „Sie ist wütend.“, antwortete er schlicht. „Ja, das weiß ich aber wieso?“ „Diese Wut ist nichts weiter als ein Schutzschild.“ Sie sah ihn überrascht an. „Ein Schutzschild für was?“ „Eher vor wem. Die Wut ist das einzige Mittel das sie kennt, das sie sinnvoll schützen kann. Diese Wut schützt sie vor dir. Sie sorgt dafür das du nicht an sie ran kommst und sie dich auf Distanz halten kann.“ er machte eine Pause und gab ihr damit Gelegenheit ihre Frage zu stellen. „Wieso muß sie sich vor mir schützen?“ „Weil sie zu tief für dich empfindet und es sich nicht eingestehen kann und will. Sie flüchtet vor ihren Gefühlen und sich selber. So wie du!“ Setzte er noch nach. „Und was willst du von mir?“, fragte sie vorsichtig. Sie mißtraute seinen Worten, das er keine Geschäfte machen würde. „Was verlangst du von mir?“ „Oh, ich sagte doch, ich mache keine Geschäfte, egal was da wer wie gesagt hat. - Was ich von dir verlange habe ich dir bereits schon gesagt. - Ich will das sie endlich glücklich ist, und das bekommt was ihr zu steht. Kadia braucht dich – sie braucht euch beide. Ja, auch er spielt eine Rolle in ihrem Leben, aber welche es ist und wie sie aussieht, werde ich nicht sagen, das überschreitet meine Kompetenzen.“ Sie war zwar neugierig, aber akzeptierte seine Aussage. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das er die Wahrheit sprach, dennoch glaubte sie ihm noch nicht. „Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber Kadia ist auf dich ...“ Er schien das nächste Wort gut wählen zu wollen. „.. fixiert. - Sie ist dir verfallen. Sie gehört dir, das hat sie schon immer – so wie du zu ihr gehörst“ Er hob den Blick und sah sie mit einem unheimlichen und durchdringenden Blick an. Und dann sagte er etwas, das sie bis dahin verdrängt hatte. „Das einzige was ich von dir verlange ist, das du aufhörst dich hinter deinem Mann zu verstecken und zu dem stehst WAS du bist und WIE du bist. Ihr lebt in einer schnelllebigen Zeit und noch nie war die Akzeptanz der Menschen größer als jetzt. Was befürchtest du? Den Verlust deiner Ehre? Du kannst nichts verlieren, was du nie hattest, aber du kannst sie verlieren.“ Wieder deutete er mit einer Hand auf Kadia. Seine ganzen Erscheinen war würdevoll und hell. „Kadia braucht jemanden der für sie da ist. Eure Zeit, eure Welt verändert sich. Und bei dem was da kommt, braucht sie dringend jemanden, an den sie sich halten kann, der sie führt und leitet. Niemand weiß das besser als sie selbst, das sie jemanden braucht. Weswegen sie sich auch vorwiegend denen fast an den Hals wirft, die vermeintlich stärker sind als sie. Doch am Ende ist immer sie die Stärkere. - Mein Versuch sie an jemanden anderen zu binden ist aus diversen Gründen fehlgeschlagen. Zum einen ein Verrat vor Äonen, zum anderen Egoismus, und Lügen. Niemand der nicht reinen Herzens ist und das nicht das Wohl von Kadia im Auge hat, wird sie je führen und leiten können. Nur wer reinen Herzens und Gewissens ist, wird sie besiegen können. Du warst bisher die Einzige, die sie nie besiegt hat. - Sie ist zu dem an dich gebunden ob du es willst oder nicht.“ Er sah sie mit einem unheimlichen intensiven Blick an. „Jedesmal wenn sie versuchte sich von dir zu lösen und es beinahe geschafft zu haben glaubte, kam alles wie ein Bumerang zu ihr zurück und sie litt unvorstellbare Qualen. Je mehr sie es versuchte, desto schlimmer wurde es. - Es ist an der Zeit, das ihr euch eurem Schicksal stellt.“ Sie hatte Andariel sehr aufmerksam zu gehört und wußte das er Recht hatte. Er hatte nur ihre Gewissheit bestätigt. „Es ist Zeit, das du tust, was du tun muß, oder fürchtest du dich vor den Konsequenzen? - Kadia ist nur dann frei, wenn sie an jemanden gebunden und somit gefangen ist. Sie wird die Freiheit so wie du oder ich oder eine Unmenge an anderen Wesen kennen, niemals kennen lernen, dafür wurde gesorgt. SIE wird diese Freiheit nicht kennen lernen, aber vielleicht der, der nach ihr kommt.“ „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Sie fühlte sich müde und erschöpft. Wie hatte sie diesen Tag gefürchtet, obwohl sie wußte das er kommen würde und sie keine andere Wahl mehr hatte, als das zu tun, was sie tun mußte. „Du hast eine Macht über Kadia die kein anderer von uns hat. Viele haben sich an ihr versucht und versucht sie ihren Willen zu unterwerfen, aber keine von ihnen war stark genug. - Was auch immer du meinst tun zu müssen, tue es. Ich selber habe da keine Ahnung, denn dafür habe ich zu wenig Wissen von ihr und ihrem Volk. Ich kann dir da keinen Rat geben.“ Sie seufzte. „Also gut.“ „Doch um das zu erreichen, müßt ihr ehrlich zu einander sein.“ Sie sah ihn an. „Was soll ich denn deiner Meinung nach jetzt tun? - Sie ist schwer verletzt und gönnt weder sich noch ihrem Körper Ruhe und Erholung. Soll ich sie etwa an das Bett binden?“ „Wenn es keine andere Möglichkeit gibt – ja.“, sagte er unumwunden – und sie wußte, das er auch da Recht hatte. „Kadia ist keine leichte Patientin, das weiß ich nur zu gut. - Wobei ich gestehen muß, das ich meinen Teil dazu beigetragen habe. Wenn ich verletzt bin, ruhe ich mich auch nicht wirklich aus. (Es sei denn Irariel steht drohend hinter mir) Und lange Zeit war ICH für sie eine Art von Vorbild. Sie orientierte sich an mir. Nur ist es bei mir anders als bei ihr. Sie hat zu dem noch nicht mal Bezug zu ihrem Körper. Für sie ist das nur ein Ding, mehr nicht.“ Ihr fehlt also der Bezug zu ihrem Körper, dachte sie. Mal gucken ob sich da etwas ändern läßt. Ein leichtes süffisantes Grinsen umspielte ihre Lippen. Andariel wußte was und woran sie dachte.
Er wollte nicht, das die Sache zwischen den beiden eskaliert und hatte sich deswegen eingemischt. Das er jetzt mit ihr zusammen arbeitete war schon irgendwie ironisch. Hatte er doch alle Anstrengungen unternommen, um sie an jemand anderen zu binden und versucht sie gegen SIE auf zu bringen, nur um zu sehen, wie alles Ergebnislos blieb, und Kadia sich immer mehr nach ihr verzehrte. „Kadias Herz hat sich für dich entschieden. Und du weißt was das heißt. - Zu dem weiß ich, das Kadia dich nicht so einschätzt, das du sie verführst. Sie denkt so nicht von dir und für sie ist es ein Verbrechen in dieser Art von dir zu denken. - Und ich will auch nicht, daß ...“ „Keine Sorge Andariel.“ Und sie bat den Leibwächter ihr alles zu erzählen was in den letzten Jahren bei Kadia vorgefallen war. Andariel nickte bedächtig. Doch bevor er begann, legte er Kadia sanft und behutsam ins Bett. Den Blick den er auf sie ruhen ließ, versetzte ihr einen Stich im Herzen. „Wieso...“ „Ich kann die Stelle an ihrer Seite nicht einnehmen. Ich bin ein Mann und werde ihr so nie nahe sein können. - Komm endlich rein und hör auf an der Tür zu lauschen. - Außerdem habe ich keinen Körper. Das ich jetzt so hier bin ist eine Ausnahme. Ich kann nicht immer bei ihr sein, wenn sie Kummer hat oder sie beschützt werden muß.“ Beantwortete er ihre Frage noch bevor sie sie richtig stellen konnte. Während er weiter sprach, trat ihr Mann in den Raum und sah Kadias Leibwächter verblüfft und mißtrauisch an.
Als Andariel fort war, war es weit nach Sonnenuntergang. Er hatte sie mit der Empfehlung verlassen, das die beiden Frauen sich in einen Raum einschlossen um Kadia die Möglichkeit zu nehmen, das sie fliehen konnte – und schonungslos ehrlich zu einander waren. Was aber wohl eine Zeit lang dauern würde, da Kadia nicht sofort auf sie eingehen würde und sie sich allerhand würde einfallen lassen müssen um sie erstens zu beruhigen, zweitens ihre Aufmerksamkeit und drittens ihr Vertrauen zu gewinnen. Er sagte auch, das Kadia sich danach sehnen würde, endlich zu verlieren. Das Kadia auf der Suche nach jemanden (einer Frau!) war, die in der Lage war sie auf allen Ebenen zu besiegen und damit war nicht unbedingt die körperliche Konfrontation gemeint. Kadia sehnte sich danach, aber alle Rufe ihres Herzens waren bisher unbeantwortet geblieben, weswegen sie sich immer mehr zurück gezogen hatte und immer mehr dem Weg der Zerstörung entgegen ging, und das wollte er (Andariel) unbedingt verhindern. Er sagte, das ihm nichts wichtiger sei, als das sie glücklich sei. Bevor er wieder ins Nichts verschwunden war, versprach er IHR drei Mal , nach Kadias Art, zu helfen, doch mußte sie gut wählen.
Als er fort war, saßen die beiden erschüttert und mit so vielen schockierenden Informationen in Kadias Raum, die dank Andariel jetzt zum ersten Mal ruhig schlief, und mußten erst mal verarbeiten was sie da gehört hatte. Er bewegte sich als erstes. Und sein Gesichtsausdruck war so, wie sie selber sich fühlte: gequält. Er erhob sich langsam. Er wirkte als würde ein sehr schweres Gewicht auf ihm ruhen, aber das Gewicht ruhte nicht auf ihn, sondern auf Kadia. Doch sie ahnte, was ihn belastete. Sie nahm seine große breite Hand sanft ihn ihre und drückte sie sanft. Sie hoffte das er diese schwache Geste verstand. Er sah zu ihr runter und lächelte. Es war ein freudloses Lächeln. Ja, Andariel hatte Recht – mit allem was er ihm vorgeworfen hatte – und das wußte niemand besser als er. Leise verließen sie den Raum. Kadia würde bis zum Mittag schlafen, bis dahin hatte sie Zeit genug alles vorzubereiten, vor allem sich selber.
Ja, die Zeit der Spiele war vorbei. Morgen würde ihr Mann nach Imadur fahren und Kadias Sachen abholen. Sie würde nie wieder nach Imadur zurück kehren. Ihr Platz war unwiderruflich hier, bei ihnen, an ihrer beider Seite. Wenn ihr Mann mit Kadias Eigentum zurückkehrte würde sich auch bei Kadia viel verändert haben. Doch morgen stand beiden Frauen ein langer anstrengender Tag bevor, wenn nicht mehrere Tage. Sie hatte vor, sich beide einzusperren und es Kadia unmöglich zu machen zu fliehen. Sie sollte zu hören und sie selber wollte zu hören. Ja, die Zeit für Spiele war endgültig vorbei. Sie nahm sich vor wieder zu träumen, aber nicht alleine.
Es war Zeit Kadia das zu bestätigen was Andariel gesagt: Sie gehörte ihr, und hat schon immer ihr gehört. Daß, so hatte er gesagt, wußte Kadia, aber eine Bestätigung hatte sie nie erhalten. Nun, die sollte sie bekommen. Auch wenn sie Kadia nicht als Gegenstand betrachtete, sondern als ein Lebewesen mit Empfindungen, die so stark waren, das sie diese kontrollieren mußte und deswegen kaum wahrnahm, aber sie hatte Empfindungen und sie bestanden nicht nur aus Wut und Schmerz. Ihr Schutzschild aus Wut würde ihr morgen nicht mehr helfen. Aber bis morgen blieb noch ein wenig Zeit. Diese Zeit brauchte sie um zu planen und noch eine Nacht an der Seite ihres Mannes zu verbringen, bevor sich ihr aller Leben für immer verändern würde.
© DVH August 2008

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Ich bitte als Autorin für mich und meine Werke um Respekt.

Danke.

 

Lady of the Light/Kaoi Masteres (DVH)

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