Sie faßte Talla hart am Arm und zog sie mit ins Haus. Sie sah nicht, wie sie den Kopf umwandte und entschuldigend zu dem Erdhügel sah. Und winkte.
Saif hob den Kopf als das Mädchen, Talla wieder kam. Er brauchte dringend Hilfe. Alleine kam er hier nicht weg. Sie versprach Hilfe zu bringen. Und die Hilfe die sie brachte, war ein Menschling, der ihn noch nicht mal sehen konnte und dazu die Ausbrüterin dieses Mädchens zu sein schien. Irgendwie tat ihm das Mädchen leid. Er legte seinen wuchtigen Kopf wieder auf den Erdhügel. (Menschen sind komisch.), dachte er. (Die einen können uns sehen und die anderen verleugnen uns, dabei sind wir doch auch ein Teil dieser Welt. Wieso können sie uns nur nicht sehen?) Saif dachte daran, Talla zu helfen und den Menschlingen zu beweisen, daß es sehr wohl noch Drachen gab, doch dazu mußte er erst mal hier weg und Hilfe bekommen. Lange konnte er so nicht liegen.
Numris verließ am nächsten Morgen das Haus. Sie wollte in der Stadt einige Besorgungen machen und sich nach einer Lehrstelle für Talla umsehen.
In der Stadt traf sie auf ihre Cousine Niali. Beide gingen gemeinsam zu dem stark besuchten Markt. Auf dem Markt war sie auf der Suche nach guten Stoffen und etwas Gemüse. Bei einem Fleischer hielt sie an und feilschte mit ihm um Garuk Schinken und Zuvalik Fleisch. Beides hatte sie günstig erstanden. Dafür mußte sie nächste Woche die Wäsche von dem Fleischer reinigen und nähen, aber es war günstig.
Am Brunnen machten die beiden eine Pause und setzten sich neben eine große hellhaarige Frau, die mit einer schwarzen Hose, einem weißen Hemd gekleidet war. An dem Hemd waren Schulterklappen befestigt. Ein schwarzer Umhang war daran fest gemacht. Sie trug schwarze Reitstiefel. In den Augen von Numris war sie eine Reisende die hier eine Pause machte. Reisende waren hier nicht selten. Die Fremde schöpfte etwas Wasser aus dem Brunnen und schnitt sich eine Scheibe Brot von einem Brotlaib ab, der neben ihr lag. Numris berichtete ihrer geschwätzigen Cousine was ihrer Tochter gestern wieder eingefallen war und das sie vor habe, heute ein Lehrstelle für sie zu finden. Das die Hellhaarige ihr aufmerksam zu hörte bekam sie nicht mit. Nach dem der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht war erhob sich Numris und sagte, das sie nun genug geschwätzt habe und nun jemanden finden müsse, der ihre Tochter bei sich in die Lehre nimmt und der ihr diesen Unsinn aus dem Kopf nehme. Sie richtete ihr unauffälliges Kleid und setzte sich mit dem Korb im Arm in Bewegung. Die Hellhaarige war ebenfalls aufgestanden und folgte ihr. In einer ruhigen Gasse sprach die Hellhaarige sie an. (Verzeih, aber ich habe eben dein Gespräch mit dieser Frau mitbekommen.) „Meiner Cousine.“, erklärte Numris. Die Hellhaarige nickte. (Du sprachst davon, daß du deine Tochter in die Lehre geben willst?) Numris nickte und so etwas wie Gier und Berechnung trat in ihre Augen. (Ich suche eine Schülerin. Und würde deine Tochter gerne zu mir in die Lehre nehmen. Sie wird bei mir wohnen und von mir und den meinen verpflegt.) Die Gier in den Augen wurde größer. Die Hellhaarige hatte ein undurchschaubares Gesicht. Keine Regung war in ihm zu erkennen. Auch die Augen schienen leer, ja tot zu sein. Numris versuchte ihr gegenüber richtig einzuschätzen. Es war schwer etwas zu erkennen. Da sie keinerlei Regung bei der sie überragenden Frau wahrnahm. Sie wirkte freundlich und souverän. Auf einmal erschien ihr diese Frau wie ein Geschenk des Himmels. Daß diese Frau innerlich breit grinste konnte sie nicht sehen. (Doch bevor ich mich entscheide, welches Mädchen ich aus dieser Stadt zu meiner Schülerin mache..) Sie lockte sie und übte in gewisser weise Druck auf Numris aus. Die Chancen, daß diese Fremde ihre Tochter mitnehmen sollte, sollte verkleinert werden. Sollte sie ruhig denken, daß sie hier noch einige Mädchen im Auge hatte. Das würde die Frau sehr schnell verhandlungsbereit machen, wenn es ihr denn wirklich ernst war. (Muß ich deine Tochter selber sehen und mit ihr sprechen.) Die Frau ihr gegenüber. Nickte benommen. Nein, diese Nachricht hatte sie nicht gut aufgenommen und sie würde jetzt alles tun, damit sie ihre Tochter mit nahm und nicht irgendeines der anderen Mädchen, die es nur in ihrem Kopf gab. Zerstreut fuhr sich Numris durch die Haare. „Ja, ja sicher. Bitte so folge mir und ich werde dich meiner Tochter vorstellen.“
Die Hellhaarige folgte Numris durch die Stadt, über einen kleinen gepflasterten Weg zu einem einsamen Haus. Numris betrat das Haus als erstes und rief nach ihrer Tochter. „Talla. Talla? – Wo steckt das Kind schon wieder?“ Mit ihrem guten Gehör vernahm die Hellhaarige eine Kinderstimme und eine andere, dunklere Stimme hinter dem Haus. Sie selber war vor der Tür stehen geblieben, da sie zu groß für das kleine Haus war. (Wo ist euer Garten?), fragte sie freundlich. „Da mußt du einmal um das Haus gehen.“ Numris sah sie verzweifelt und flehend an. Die hellhaarige lächelte sanft. (Keine Sorge.) Sie ging unter den wachsamen Blicken um das Haus herum und betrat den Garten. Die Mutter des Kindes war durch das Haus in den Garten gekommen.
Als Numris dazu kam, fand sie die Hellhaarige schallend Lachen vor. Sie verstand nicht wieso.
Sie sah nur ihre Tochter die neben dem aufgeschütteten Erdhaufen saß und ihre Hand in der Luft hielt.
Die Hellhaarige sah etwas anderes. Sie sah dort einen Jungdrachen auf dem Rücken liegen, der beschämt die Augen schloß als er ihrer Gewahr wurde. Talla hatte eine Hand sanft auf seinen Hals gelegt und unterhielt sich mit ihm.
Als die Hellhaarige das Bild sah blieb ihr nichts anderes übrig, als schallend zu Lachen. (Nun, Nutukei? Wie geht es dir?) Sie sah den Drachen an. (Wenn er hätte verlegen oder rot werden können, er wäre es jetzt.), dachte sie bei sich. (Bitte hilf mir Herrin. Ich kann mich nicht umdrehen) Die Hellhaarige gluckste. (Das sehe ich.) Sie wandte sich der Mutter des Kindes zu. (Deine Tochter wird mich noch heute begleiten, da ich heute Abreise. Packe alles für sie nötige zusammen.) Numris nickte, ohne zu wissen was sie davon halten sollte. Sie wußte nicht, was ihre Tochter getan hatte, das sie die Fremde so zum Lachen gebracht hatte, wandte sich aber um und betrat das Zimmer ihrer Tochter. Sie fühlte sich dumpf und taub. Sie verstand nicht so recht. Alles ging so schnell. Sie nahm eine Tasche in der sie alles an Kleidern und Spielzeug… Nein, kein Spielzeug, ab heute war ihre Tochter in der Lehre, da würde sie kein Spielzeug mehr brauchen, also packte sie nur das ein, was ihre Tochter ihrer Ansicht nach gebrauchen konnte.
Draußen im Garten machte sich die Hellhaarige daran, ihren geschuppten Freund zu helfen. (Laß das nicht deinen Vater hören Nutukei. – Du würdest schnell zum Gespött aller anderen Drachen werden.) (Als wäre es denen noch nie passiert.), empörte der erdfarbene Drache sich. Die Hellhaarige grinste breit. (Wie hast du das Glanzstück überhaupt geschafft?) „Er wich einem Greif aus und übersah den Baum da.“, antwortete ihre neue Schülerin eifrig. Kopfschüttelnd half sie dem Jungdrachen wieder auf die Beine, nach dem sie mit dem Blick dem ausgestreckten Arm des Kindes gefolgt war. (Wie konntest du nur diesen Baum übersehen?) (Das frage ich mich auch.), gab er betrübt von sich. Als er wieder auf seinen Beinen stand, verließ der den Garten und streckte auf dem Feld außerhalb des Gartens seine Schwingen aus. Behutsam überprüfte er sie nach einander. Als er feststellte daß alles in Ordnung war, erhob er sich in die Luft. (Flieg schon mal vor Nutus. Wir folgen dir.) Der Drache ist in Ordnung, stellte die Hellhaarige Frau erleichtert fest, (Nur sein Stolz wird gekränkt sein.), dachte sie schmunzelnd. Dann erinnerte sie sich an das Mädchen und wandte sich zu ihm um. Talla stand mit offenem Mund vor ihr und folgte dem immer kleiner werdenden Drachen mit den Augen. Die Fremde kniete sich hin und lächelte sanft. (Keine Sorge, Talla, du wirst ihn sehr bald wieder sehen.) Das Kind sah nun sie mit großen glänzenden Augen an. (Sieh, deine Mutter bringt dir deine Sachen. – Verabschiede dich ruhig von ihr.) Talla folgte dem Blick der Fremden. Sie rannte zu ihrer Mutter nahm ihr das Bündel aus der Hand und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuß auf ihre Wange. Dann war sie wieder bei ihr und umfaßte ihre große schlanke Hand so gut es ging. Die Hellhaarige nestelte einhändig an ihrem Bund rum und warf der Frau eine Börse zu. (Hier! – Das ist das Lehrgeld deiner Tochter. Gehe Vernünftig und Weise damit um!) Die Hellhaarige wandte sich mit ihrer Tochter um und verließ den Garten, während die Mutter die Börse aufhob und die Münzen zählte. Erst da begriff sie, daß diese Fremde nicht gesprochen und doch gesprochen hatte.
Die Hellhaarige ging ein Stück des Weges den sie gekommen war und wich von dem Pfad ab. Sie ging zu dem Wald, wo sie bereits erwartet wurde. Dort stand ein Elf, der leicht seinen Kopf neigte. „Wie ich sehe warst du erfolgreich.“, begrüßte er sie grinsend. Sie nickte stumm. (Ist alles bereit?) „Wann immer du willst.“, sagte der Elf leicht den Kopf neigend. Sie nickte kurz und sah zu dem Mädchen. (Nun Talla? Bist du bereit ein neues Leben zu beginnen?) Das Kind sah sie mit großen Augen an und nickte begeistert. Die Frau lächelte warm. (Gut. – Wir sollten herausfinden, warum sie euch nicht sehen können. Ich finde diese Entwicklung besorgniserregend.), sagte sie dem Elfen zu gewandt „Das liegt daran, daß wir andere Schwingungen haben.“ Die Frau wandte sich dem Mädchen zu. (So?) Sie nickte eifrig. „Ja, keiner von denen kann etwas anderes wahrnehmen und sehen.“ (Aber du kannst es wie mein Freund hier berichtet hat.) Wieder nickte das Kind eifrig. Der Elf war weggegangen und nestelte an etwas rum. Als er fertig war, sah Talla einen Luftwagen. Die Fremde genoß die großen neugierigen Augen des Kindes. (Na komm, wir wollen los.), sagte die Fremde freundlich und reichte ihr ihre Hand.
Talla nahm sie zögernd, aber begeistert. Bevor sie in den Luftwagen stiegen hielt Talla an. „Duhu, wer bist du eigentlich?“ (Die Herrin des Lichts.), antwortete die Fremde lächelnd und half Talla in den Luftwagen.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hallo,
danke für Deinen Kommentar. Ich werde ihn als bald als möglich überprüfen und -- je nach Inhalt Deines Kommentars -- freigeben.
Das kann einige Tage dauern, da ich nicht jeden Tag an meinem PC sitze :). Sei also bitte nicht enttäuscht, wenn Dein Kommentar nicht sofort oder noch am selben Tag erscheint.
Gruß
Kaoi Masteres