Vorwort
Als ich diese Geschichte schrieb, dachte ich kurz an die Serie Xena und deren Begegnung mit der Amazon Iphanie (oder wie auch immer der Name geschrieben wird), also entschied ich mich für den Namen Ephanie.
Sehnsucht nach Dingen, die für uns (teilweise) unerreichbar sind, kennt – denke ich – jeder von uns. Aber wie jeder damit umgeht und was es in uns bewirkt ist unterschiedlich. Diese Geschichte handelt von zwei Arten Sehnsucht: Der Sehnsucht nach einem Wesen, das immer an unserer Seite ist, mit dem wir unser Leben und unsere Sorgen teilen können und der Sehnsucht nach der Unerreichbarkeit der Sterne von denen einige von uns kommen.
Diese Geschichte (auch wenn ich damit jemand anderen vor den Kopf stoße) widme ich der Frau, für die sich mein Herz entschieden hat und denen, die (aus verschiedenen Gründen) nicht mehr nach Hause können.
Sehnsucht nach den Sternen
Sie stand stumm mit ausgestrecktem Arm und zum Himmel gerichteten Gesicht da, als sie dazu kam. Ob sie sie bemerkt hatte, wußte sie nicht. Sie spürte den Schmerz der von Shanira ausging mehr als deutlich. Es war als könnte man diesen Schmerz berühren, als wäre er zum Greifen nah.
Ephani wußte nicht, was das zu bedeuten hatte und auch nicht, wieso sie so da stand, aber sie wußte, das die Jüngere Qualen litt, die sie sich noch nicht mal ansatzweise vorstellen konnte. Sie trat wortlos hinter die kräftige Shanira und umfing sie mit ihren Armen.
Shanira war seit einigen Tagen ihre Gastgeberin. Sie hatte sie für einige Tage bei sich aufgenommen, ihr aber mitgeteilt, das sie für ihre Nahrung selber sorgen müßte. Wenn sie in ein Gasthaus gegangen wäre, wäre das für sie teurer geworden, also hatte Shanira praktisch gedacht und sie zu sich eingeladen, wenn auch ein wenig murrend. Ephanie war erstaunt gewesen, das sie so ohne weiteres von ihr eingeladen worden war. Für die Dauer ihres Aufenthalts hatte sie eine günstige Unterkunft gesucht und bei ihr eine gefunden. Sie versorgte, oder versuchte es, sie heimlich mit. Schnell hatte sie aber festgestellt, das das nicht so einfach war, da sie die Nahrungsmittel, die für sie waren, nicht anrührte.
Sie tranken morgens gemeinsam Tee – während sie dazu noch ein paar Kapseln und blubberndes farbiges Wasser trank. Nach dem Genuß des farbigen Wassers verzog Shanira immer das Gesicht zu einer Grimasse und streckte angewidert die Zunge raus. Ephanie lächelte leicht dann immer mitfühlend. Es war ein unbeholfener Versuch von Kommunikation. Ephanie wußte nicht, was die kräftige Shanira tat, aber sie vermutete, das sie auf Grund ihrer Statur und ihrer Art sich als Söldnerin oder Leibwache verdingte.
Wenn sie gemeinsam zu Hause waren, mied Shanira sie. Sie ging ihr buchstäblich aus dem Weg. Wenn sie einander begegneten war sie ausgesucht höflich, aber Ephanie spürte die eisige Kälte der Jüngeren. Sie wußte nicht woran es lag, das sie ihr gegenüber so abweisend und distanziert war. Oft sah sie in arrogante herablassende Augen. Augen, die mit ihren verschiedenen Farben schon fast emotionslos und unwirklich zu sein schienen. Jeglicher Versuch mehr von und über ihre Gastgeberin zu erfahren wurde von ihr abgeblockt. Sie betrieb nichts weiter als allgemein gehaltene höfliche Konversation mit ihr. Sie hatte schnell gemerkt, das sie diese Art der wortkargen Kriegerin irgendwie störte, aber sie ihr trotz allem sympathisch war. Vor allem lag es daran, das sie nicht ihr eindrang oder Fragen stellte. Aber sich ihr näheren zu wollen glich dem vergeblichen Versuch in einem Meer aus Eis bei einem Eisblock Wärme zu finden. Shanira strahlte Stärke und eine Unantastbarkeit aus, die sie zuvor bei nur wenigen Wesen ihrer Gattung gefunden hatte. Sie hatte beinahe etwas majestätisches an sich. Sie fühlte sich wohl und beschützt in Shairas Gegenwart. Ihr war, als könnte nichts und niemand ihnen etwas anhaben.
Am Morgen war Shanira verändert. Sie wirkte bedrückte und ein wenig verstört. Sie sah blaß und müde aus. Ihre Augen waren gerötet und ein wenig geschwollen gewesen. Sie war stiller als sonst. Schweigend hatten sie ihren Tee getrunken und sie hatte ihre gefärbtes Wasser ohne die übliche Grimasse getrunken. Im Allgemeinen wirkte sie auch abwesender als sonst. Als wäre sie mit ihren Gedanken weit weg. Ephanie hatte sich an etwas seltsames erinnert, an eine Begebenheit in der Nacht, als sie den Abort im Haus aufsuchte. Shanira hatte auf der Kante ihres Bettes gesessen und mit jemanden gesprochen, den sie nicht sehen konnte. Den Verlauf des Gespräches hatte sie nicht mitbekommen, aber sie hatte immerhin so viel mitbekommen, das Shanira nicht über den Verlauf erfreut war und noch etwas, das ihre Ahnung bestätigte: Shanira war nicht wie sie oder ihre Gattung. Shanira war anders.
Sie hatte schweigend das Haus vor ihr verlassen.
Ephanie hatte den ganzen Tag an Shanira gedacht und sich Sorgen gemacht, auch wenn sie selber nicht genau wußte was der Grund dafür war. Sie war sich sicher, das die junge Frau schon sehr gut auf sich selber aufpassen konnte. Aber, da war etwas, das an ihr nagte. Sie einfach nicht los ließ. Gedankenverloren ging sie ihrer Aufgabe nach. Ihren Kollegen war das nicht entgangen, sprachen sie aber nicht darauf an.
Endlich war der Moment gekommen, wo sie nach Hause gehen gehen konnte. Sie beeilte sich und verabschiedete sich von ihren Kollegen während sie hastig ihre Sachen zusammen packte. Etwas drängte sie zur Eile. Sie mußte unbedingt nach Hause. Irgendwas war nicht richtig. Irgendwas stimmte nicht.
Sie eilte durch die Tür und ließ ihre Sachen neben der Tür auf den Boden gleiten. Sie nahm sich noch die Zeit ihren Mantel über einen Stuhl zu werfen und eilte durch die Zimmer. Sie suchte Shanira. Sie spürte, das die junge Kriegerin wieder zu Hause war. Das Haus war voll von ihrer Präsenz. Die Räume waren alle dunkel. Nirgends war eine Lichtquelle angemacht worden, die die Räume erhellten, obwohl es draußen schon dunkel war.
Mehrmals stieß sich Ephanie an den Möbeln und fluchte leise vor sich hin.
Schließlich kam sie zu der Kammer in der Shanira schlief. Die Tür stand offen und sie mußte ihre Augen ein wenig anstrengen um den Umriß von Shaniras Gestalt am Fenster zu sehen. Sie betrat leise die Kammer und näherte sich ihr. Ihr Herz klopfte aufgeregt. Sie war nervös.
Ephanie sah wie Shanira regungslos dort am Fenster stand und den Arm wie flehend hoch gestreckt hatte und ihr Gesicht dem Himmel zu gewandt war.
Sie strich der jungen Kriegerin sanft über ihre kurzgeschorene Haare. Diese senkte betrübt den Kopf und ihr Arm sank herab. „Was ist nur mit dir?“ Shanira wollte sich von ihr lösen, aber sie ließ sie nicht los. Sie umfaßte sie noch ein wenig fester. Sie spürte, das Shanira Körper bebte. Auch wenn sie das Gesicht der Kriegerin nicht sah, kannte sie das Beben doch von sich selber, als sie oft Nächte lang wach gelegen und an sie gedacht hatte, sie – die eine die sie selber verloren hatte. Sie, die Eine, der ihr Herz gehört hatte, hinter der sie nun stand und die sie nicht erkannte. Wie oft hatte sie in den vergangenen Jahren oft Nachts wach gelegen und um sie geweint. Darum geweint ihr nicht Nahe sein zu können. Sie, die ihr so wichtig war, verloren zu haben. Wie oft hatte sie Nachts weinend wach gelegen und stumm geklagt, das sie nicht erkannt hatte, was sie für sie empfunden hatte. Sie hatte sie zu etwas gezwungen, was sie Jahre später noch bereut hatte. Shanira.... Die Frau, der ihr Herz gehörte. Sie war ihr so nah und doch so fern. Wie nur, wie konnte sie einen Zugang zu ihr finden? Wenn sie sie jetzt los ließe, würde sie nie eine Chance bekommen, das wußte sie nur zu gut. Shanira würde Gelegenheit finden und sich wieder fassen und so tun, als wäre nie etwas gewesen. In dem sie Shanira nicht los ließ, zwang Ephanie sie stehen zu bleiben. Sie ließ nicht zu, das sie floh, weil sie dachte, das weinen eine Schande und Schwäche sei. „Ich lasse dich nicht los, Shanira. - Ich lasse dich nicht los.“, sagte sie sanft zu der stumm weinenden Shanira. Diese versuchte vergeblich zu verstecken und zu kaschieren das sie weint. Was hatte sie nur verraten? Sie versuchte sich noch einmal aus der Umarmung zu lösen, aber Ephanie ließ sie nicht los. Wieder sah zum Himmel zu den Sternen. In ihren Augen lag eine Qual, die durch die Dunkelheit in der der Raum lag verborgen war.
Shanira, kraftlos in die Knie sinkend, ließ den Blick nicht vom Himmel. Ephanie, die ihr auf ein Knie gesenkt folgte und eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie sollte wissen, das sie nicht alleine war.
Nach einer Weile zog sie die Kriegerin zu sich und ihren Kopf zu der Stelle, wo ihr Herz schlug und wiegte sie sanft wie ein Kind. „Ich werde mich um dich kümmern. - Ich verspreche dir, das ich mich um dich kümmern und nie im Stich lassen werde. Egal was und wer du wirklich bist – ich werde immer für dich da sein.“ flüsterte sie und sah ebenfalls zu den Sternen außerhalb des Fensters. Ihre Hand strich sanft über den Hinterkopf der Jüngeren.
Ephanie war die ganze Nacht bei Shanira geblieben. Sie wollte sie keinen Augenblick alleine lassen. Es erschien ihr nicht ratsam und in gewisser Weise sah darin sogar eine Gefahr, sie alleine sich selbst zu überlassen. Also hatte sie im Bett neben ihr geschlafen. Shanira war früh aufgewacht und hatte Ephanie verstört angesehen. Sie schien zu überlegen, dann sah hinaus zum Himmel, der Wolken verhangen war. Ein Schmerz breitete sich in ihr aus. Vielleicht war es an der Zeit, sich jemanden zu offenbaren und die ganze schmerzliche Last nicht alleine tragen zu müssen. Sie sah in das schmale Gesicht der hellhaarigen Frau, die letzte Nacht nicht von ihrer Seite gewichen war. In ihrem Herzen regte sich noch ein anderer ihr unbekannter Schmerz. Er tat ihr nicht so weh, aber er war da. Sie stand auf und verließ leise den Raum um das Frühstück in der Küche zu bereiten. Heute würden sie gemeinsam frühstücken.
Als Ephanie wach wurde bekam sie einen leisen Schreck und starrte auf die leere Fläche wo Shanira gelegen hatte. Sie sprang fast aus dem Bett, als sie den Geruch von Kaffee wahrnahm. Sie schlüpfte in ihre Kleidung und ging in die Küche. Dort saß Shanira mit einem dampfenden Becher in beiden Händen haltend. Sie hatte ihre Knie hoch gezogen und stützte sie am Tisch ab. Der Tisch war gedeckt. Sie begrüßte die junge Kriegerin und setzte sich an den Tisch ihr gegenüber. Die Augen der Jüngeren waren gedankenverloren und wirkten Geistesabwesend. Ephanie füllte sich ihren Becher mit dampfenden Kaffee und nahm ihren Becher ebenfalls in beide Hände. Schweigend beobachtete sie Shanira. Nach einer kurzen Weile brach diese das Schweigen und Ephanie hörte einfach nur zu. Sie hatte es heute nicht eilig. Sie hatten alle Zeit der Welt. Erst sprach sie stockend und ihre Stimme zitterte, aber dann wurde sie zunehmend sicherer, auch wenn ihr Gesicht wie teilnahmslos wirkte, spürte Ephanie doch mehr. Ihre Augen konnte sie nicht sehen, da sie sorgsam den Blickkontakt mied. Vielleicht wollte sie nicht sehen, was sie glaubte das sie in Ephanies Augen sehen würde. Diese hörte einfach nur zu und legte eine Hand auf ihren Handrücken. „Mir ist es egal, wer oder was du bist, Shanira. Ich bin immer für dich da.“ Sie sah sie mit festem Blick an. „Ich werde immer für dich da sein.“, wiederholte sie ihre Worte der vergangenen Nacht. Shanira hob den Blick und sah sie kurz an. Es war, als suche sie in ihren Augen eine Lüge, doch fand sie dort nur die Wahrheit. „Ich kann dir deinen Schmerz nicht abnehmen, das weiß ich, aber ich kann helfen, daß es für dich erträglicher ist und du ihn nicht mehr alleine tragen mußt und daran zerbrichst. - Jeder braucht jemanden, an dem er sich fest halten kann – auch du. Es ist egal wie stark du bist, du mußt nicht alles alleine tragen. Ich bin für dich da.“ Shanira nickte zögerlich. Sie wußte, daß es dauern würde, doch der Anfang war getan. Ephanie wollte Shanira damit nicht alleine lassen und auch, wenn Shanira es wollte, mit vielem anderem nicht. Sie wollte an ihrer Seite sein, ihr eine Freundin und vielleicht eine Partnerin und Gefährtin sein. Doch das würde die Zeit zeigen.
©DVH2009
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