Info Kästchen

Copyrighted.com Registered & Protected 
PW7B-8ZAL-YKZI-ZESF
Es stehen zwei neue Episoden der Kriegerin in den Startlöchern.
Derzeit lese ich die Episode Korrektur, die bereits Dezember 2016 geschriebenen wurde.
Was sich aber leider auf Grund von Schlafstörungen und damit einhergehenden Konzentrationsstörungen noch ein wenig hinziehen kann :/.

Deswegen: Gesucht werden: 1 - 2 Beta-Leser/innen!

Sehr gute Kenntnisse der alten UND neuen deutschen Rechtschreibung etc. (für den Fall, daß …),
sowie Libre bzw. Open Office & Skype (o.ä.) benötigt!
Was Du mitbringen mußt?
Zeit, Spaß bei dem Lesen und Interesse für Fantasy bzw. Epik,
aber auch gute Ideen für Verbesserungsvorschläge (kosmetischer Natur ;) ),
so wie ein gutes "Händchen" für das Thema. Einfühlungsvermögen nennt man das glaube ich ...
Da die Geschichten der Kriegerin von mir nicht am Fließband geschrieben werden,
kann es auch mal Monate oder bis über ein Jahr dauern, bis eine neue Episode von mir geschrieben wird.
Gibt also nicht immer etwas von mir zu tun ;).

Bei Interesse bitte via PN mit Angabe einer EMail/Messenger Adresse bei mir melden.

Mittwoch, 26. August 2009

©Terror

Vorwort


Diese Geschichte entstand aus einem einfachen schnöden Gedankenspiel heraus. Bevor ich es überhaupt realisierte, hatte ich bereits den Raum für Gedankenspiele verlassen und schon ein schönes Stück dieser Geschichte geschrieben.
Für mich ist das eine ungewöhnliche Art zu schreiben, da ich eigentlich im Bereich der Fantasy schreibe und es möglichst vermeide, in der Ich Form zu schreiben. Da mir persönlich der Freiraum ein wenig fehlt und ich auf das ein oder andere nicht so eingehen kann, wie ich gerne würde.
Diese Geschichte ist also ein wenig Neuland und ich bin auf vieles nicht eingegangen, weil es falsch gewesen wäre. Es hätte den Rahmen gesprengt und die Geschichte vollkommen zerstört, wenn ich auf Details wie Zimmer, Personenbeschreibung etc. eingegangen wäre. So ist es jedem selber überlassen, sich vorzustellen wie das Zimmer, die Person und so weiter aussieht.
Man kann diese Geschichte lesen wie man will und meinetwegen auch versuchen zu analysieren, spekulieren und es aus psychologischer Sicht betrachten, aber vergiß nicht: Es ist NUR eine Geschichte, mit einem doch sehr realen Hintergrund: Dem Terror.


Hinweis


Die Geschichte ist frei erfunden. Alle Namen, Personen und Begebenheiten entspringen der Fantasie der Autorin. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.


Terror


Als ich den Zug verlasse und in die Halle trete, erschlagen mich fast meine Sinne und ich muß mich eindämmen, damit ich überhaupt eine klare Sicht bekomme und die Reizüberflutung nicht überhand nimmt. Ein Mann mit Handy am Ohr kommt an mir vorbei. Er macht mich mißtrauisch. Meine Sinne schrillen bei ihm enorm. Meine Augen verengen sich und ich folge ihm mit meinem Blick. Etwas stimmt mit ihm nicht. „Gerade angekommen?“ höre ich einen Mann neben mir fragen, was meine Aufmerksamkeit nun auf den Typen neben mir lenkt. Ich setze einen ironischen Blick auf und lächle ihn sarkastisch an. Ich hole meinen Block hervor und schreibe: Laß mal überlegen... Ich stehe mit einem Rucksack und einer vollgepackten Tasche bewaffnet in einem Bahnhof... Also, wenn ich hier so verpeilt herum stehe und nicht auf dem Weg zu einem Gleis bin, werde ich wohl gerade angekommen sein? Und danke für die Nachfrage. Habt ihr Kerle eigentlich nichts besseres zu tun, als Frauen anzugraben? Ich habe kein Interesse an einem Single, einem verpartnerten oder verheirateten Mann, ebenso wenig habe ich Interesse an einen geschiedenen oder verwitweten Mann! Zu Deutsch: Ihr Männer geht mir auf den Zeiger, sucht euch Frauen, die auf Sex und eine Beziehung stehen, aber laßt mich mit euren Gedanken und Fantasien in Ruhe! - Er liest sich das durch und gibt mir den Block ein wenig amüsiert kommentarlos zurück. Seine braunen Augen scheinen zu lachen. Meine Sinne schrillen wieder, diesmal stärker – und etwas drängt mich den Bahnhof zu verlassen. Der Mann folgt mir in einem sicheren Abstand. Als wir den Bahnhof verlassen geht er nach rechts ab, während ich ein paar Meter weiter gehe und mich umsehe. Ein Haufen Taxen, aber welche ist für mich geeignet? Ich gehe auf das von mir gewählte Taxi zu; das Taxi auf dem mein Blick förmlich kleben bleibt; als es hinter mir einen ohrenbetäubenden Knall gibt, es klirrt und scheppert und eine Druckwelle mich zu Boden wirft. Mit einem Kopfschütteln richte ich mich benommen wieder auf. (Was zum …?) Ich wende meinen Kopf und das was ich sehe gefällt mir nicht. Mein Gepäck verstaue ich in dem Taxi und weise den Fahrer an – nach dem ich ein Bild von ihm gemacht habe – gefälligst auf meine Sache auf zu passen und zu warten, bis ich wieder da bin. Und das das Bild eine Sicherheit für mich ist, im Falle das der einfach mit meinen Sachen abhaut. Er sich aber bis zu meiner Rückkehr als von mir gemietet sehen soll. Ich wende mich um und renne auf das Gebäude zu. Ich weiß, das mir nichts passiert. Sie lassen mich nicht sterben. Das weiß ich nur zu gut. Im Augenwinkel sehe ich den Typen, der mich angesprochen hatte ein wenig bleich und geschockt. Sein Blick folgt mir. Sofort hat er sein Handy wieder am Ohr. Mein Blick ist kalt und voller Gewißheit. Ich höre seine mentale Stimme, wie er jemanden berichtet, daß ich in dem Gebäude verschwunden bin... Vielleicht ist auch nur Einbildung. Ich habe jetzt wichtigeres zu tun. Zeit eine Heldin zu sein. Bis die Feuerwehr und andere Einsatzkräfte hier sind, bin ich schon 3x rein und raus. Ich sehe mich um und mache mir ein kurzes Bild von dem Chaos. Stromkabel, Schutt, Stahlträger und vieles mehr liegt überall herum. Es sieht schlimm aus. Die Hitze des Feuers ist erträglich, der Rauch dagegen alles andere als das. Ich ziehe mir mein Halstuch vor das Gesicht, um Mund und Nase zu schützen und mache mich auf dem Weg. Ich hole meine Trillerpfeife aus der Hosentasche und betätige sie. Wenn jemand das hier überlebt hat, wird er oder sie reagieren. Ich verschließe mich vor dem was ich sehe. Ich kenne es nur zu gut. Mein Nachtleben hat mich eingeholt. Aber dadurch bin ich wenigstens ein wenig routinierter und kann effektiver handeln. Ich finde ein paar Leute. Sie sind einigermaßen unversehrt. Ich weise sie an, sich um jeweils einen Verletzten zu kümmern. Jemand macht Streß.

Es kommt zur kurzen Auseinandersetzung und ich schreibe: Ich habe einen Weg hier herein gefunden, also werde ich auch einen Weg hier heraus finden. Sie wollen und werden mich NICHT sterben lassen! Nur deswegen bin ich hier herein gekommen, weil ich WEISS, das sie mich nicht sterben lassen! - Er sieht mich sprachlos an. Also, wenn du leben willst, dann ordne dich mir gefälligst unter und folge mir! - Er nickt zögernd. Ich bin halt nach all den Äonen noch immer der geborene Leithammel. Kein Wunder, bei dem, was ich bin.... Ich sehe mich kurz um, dann fällt mein Blick auf einen Weg und ich nicke kurz mit einem schiefen Grinsen. (Wußte ich es doch. - Auf euch ist doch immer wieder Verlaß!) Ich führe sie raus und gehe wieder rein, nach dem ich einen kurzen Blick auf den Typen geworfen habe und bevor man mich daran hindern kann. Ja, er teilt jemanden mit, daß ich wieder in das Gebäude bin und ich spüre Wut und Unverständnis dieser Person und Hektik. Ich gehe tiefer in das Gebäude, dorthin wo es gefährlicher ist und es wenig Aussicht auf Rettung gibt. Ich bewege mich vorsichtig. Mein Körper zittert unter der ungewohnten Anspannung, aber er hat eine Routinier in sich. Ich tue nichts anderes seit dem Tag der Geburt dieser Hülle. Seit ich wieder zurück bin, tue ich Schlafphase für Schlafphase nichts anderes, als Zweibeiner und die Meinen zu retten und zu sichern. Ich benutze die Trillerpfeife und es folgt eine Stille und dann nach einigen Herzschlägen ein Husten. Ich folge dem Geräusch und knie mich zu einer Verletzten. Mein geschulter Blick sagt mir, das sie in den letzten Atemzügen ist. Ich ziehe meinen Handschuh aus und lege meine rechte Hand auf ihr Herz. (Gleich ist es überstanden, gleich bist du frei von Schmerz.) In meine Augen steigen Tränen. Ich habe das schon lange nicht mehr gemacht und wer weiß, ob ich das überhaupt noch kann, die Seele vom Körper trennen? Sie sieht mich an. Und ich spüre durch meinen Geist mit dem ich die Verbindung zwischen Körper und Seele überwache, das sie gelöst wird. Ich lächle sanft und doch mit Tränen in den Augen. Dies ist immer etwas, das mir selbst vor Äonen nie leicht gefallen ist, auch wenn ich die Seele dadurch vor Schaden bewahrte, war und ist dies doch immer eine meiner schwersten und ungeliebten Aufgaben, denn für mich kommt das einem Versagen leicht. Aber es gibt nun mal Dinge, die auch ich nicht heilen kann. Manchmal gibt es eben Punkte, wo ich nur noch eine einzige Wahl habe, egal wie sehr ich unter dem Verlust des Lebens leide. Ich stütze mit der linken Hand ihren Kopf während ich mit der rechten die Verbindung löse. Ich sehe hoch und spüre Gabriel und Azrael mehr als das ich sie sehe. Ich nicke ihnen zu. Sie weigern sich mich mit zu nehmen, mich sterben zu lassen – und so lange dem so ist, kann ich solche Aktionen durch führen. Ich sehe wieder auf die Frau und spüre, das sie geht. Sie haucht ein Danke, dann ist sie fort. Ich knie noch eine Weile mit gesenktem Kopf bei ihr. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit und doch weiß ich, das nur ein paar Minuten wenn überhaupt – vergangen sind. Dann werde ich an die anderen erinnert. Ich finde noch ein paar Verletzte die von alleine gehen können und stütze einen, der am Kopf getroffen ist. Als ich sie raus gebracht habe und wieder rein will erhalte ich eine sehr schmerzende Ohrfeige, die mir die Tränen noch weiter in die Augen treibt. Ich sehe die Frau überrascht an. Sie fährt mich an, will mich daran hindern, daß ich noch einmal in das Gebäude gehe. Ich sehe sie an, als hätte sie nicht mehr alle beisammen. Dann klingelt es und ich treibe einen mentalen Keil in ihren Kopf, zum Schreiben habe ich jetzt keine Zeit, also die brutale Methode: Da drin sind Zweibeiner, die Hilfe brauchen und das Gebäude kann jederzeit einstürzen. Auch wenn ich die Zweibeiner auf Grund dessen wie sie mit diesem Planeten und uns umgehen nicht wirklich mag und sie liebend gerne ausgelöscht sehen will, habe ich dennoch eine Pflicht als Herrin des Lichts! Ich bin dem Leben und dessen Schutz verpflichtet! – Und ich werde meine Pflicht ausüben ungeachtet meiner eigenen körperlichen Unversehrtheit. Im Gegensatz zu denen da drin, werde ich leben, weil man mich nicht sterben läßt, weil man nicht zu läßt das ich sterbe! Und genau das macht es mir möglich da rein zu gehen und Leben zu retten, egal ob es die meinen oder Zweibeiner sind! Und jetzt geh mir aus dem Weg und laß mich meine Pflicht als Herrin des Lichts erfüllen! - Ich schiebe mich an ihr vorbei wieder in das Gebäude ohne zurück zu sehen. Der Taxifahrer steht an seinem Auto gelehnt und wartet ab. Er hat klare Anweisungen erhalten. Ich taste mich vorsichtig durch den dichten Rauch vorwärts. Ich sehe abgerissene Gliedmaßen und vieles mehr. Ab und an bleibe ich stehen, ziehe das Tuch herunter und betätige die Pfeife, dann warte ich. Lausche angespannt und gehe dann vorsichtig weiter...

So viel Tod und Leid. Wozu? Ich gehe auf ein Knie und untersuche etwas. Ich räume vorsichtig Schutt beiseite. Da ist etwas, was mein Interesse, meine Aufmerksamkeit erregt hat. Ich glaube, es gibt im Moment keinen besseren Spürhund als mich. Ich finde die leblosen Hüllen eines Paares, aber da ist noch etwas. Ich untersuche sie genauer und finde den Grund: unter ihren Körpern begraben liegt ein Kind. Ich untersuche es. Die Körper der beiden muß das Kind geschützt haben. Ich berge das bewußtlose Kind und trage es auf meinen Armen vorsichtig raus. Mein Blick ist anklagend als ich ein Haufen Zweibeiner und paar von Meinesgleichen wahrnehme. Mein behelfsmäßiger Gesichtsschutz bleibt und ich übergebe das Kind vorsichtig einem heran eilenden Rettungswagenteam. Bevor auch nur einer Fragen stellen kann, wende ich mich ab. Ich beobachte wie Feuerwehrleute vorsichtig das Gebäude betreten, während andere Mannschaften das Feuer zu löschen versuchen. Ich mache mir das Gewusel zu nutze und tauche darin unter. Bevor ich in „mein“ Taxi einsteige wende ich mich noch einmal um. Mein Blick streift mit einem Schmerz den ich nicht für möglich gehalten hätte über das zerstörte Gebäude. Wenn es Götter gab, haben sie heute nicht hingesehen – oder habe ich nicht hingesehen? Bin jetzt nicht ich die, die Anspruch auf Herrschaft hat, also herrsche ich jetzt nicht über diesen Planeten und seine Bewohner? Nein, ich habe nicht weggesehen, als es drauf ankam. Ich habe agiert! Mein Blick fällt auch auf die Frau, die mich aus mir unerfindlichen Gründen geohrfeigt hat und mich davon abhalten wollte das Gebäude noch einmal zu betreten. Neben ihr steht der Typ der mich angesprochen hatte. Mein Blick sucht den seinen und ich nicke ihm kurz wie Teal'c zu. Eine Mischung aus Respekt und Gruß. Eine kurze Untersuchung seines Körpers und seiner Kleidung zeigt mir, das er Unversehrt ist – zu mindestens äußerlich, dann steige ich in das Taxi. Der Fahrer sagt kein Wort. Zu Groß ist das Entsetzen. Schweigend fährt er mich zu meinem Hotel. Er hilft bei meinem Gepäck und behandelt mich mit mehr Respekt als mir lieb ist. Er bietet sich mir als Fahrer für die Dauer meines Aufenthalts in dieser Stadt an. Dafür will er auch kein Geld. Es ist seine Art meine selbstverständliche Tat zu würdigen. Ich nicke ihm kurz zu und reiche ihm – für mich eine seltene Geste – meine rechte Hand und sehe ihm in die Augen.
In diesen hier habe ich mich nicht geirrt, als ich ihn wählte. Ich checke im Hotel ein, und muß keine weiteren lästigen Fragen auf Grund meiner äußeren Erscheinung über mich ergehen da mein Fahrer sagt: „Sie kommt vom Bahnhof.“ Der Herr am Empfang nickt kurz verständnisvoll überreicht mir meinen Zimmerschlüssel und mein neuer Freund trägt mein Gepäck unaufgefordert nach oben. Ich will ihm diesen Dienst bezahlen, aber er weigert sich. Er ist orientalischer Herkunft und da gibt es bestimmte Regeln, ich nicke und stecke das Geld wieder ein. Ich will ihn nicht beleidigen. Solche Taten werden dort wo er herkommt sehr hoch angesehen. Eigentlich, wenn ich es genau nehme, dann ist mir der Orient doch lieber, denn er und sein Glauben und meine eigene Einstellung sind eher miteinander kompatibel was das Leben und dessen Wertschätzung angeht als der Westen und die so genannte Moderne, die immer mehr die eigentlichen Werte vergißt und sich immer weiter von sich selbst entfernt.
Ich schäle mich aus meinen Sachen und gebe sie in die Reinigung. Ich hoffe, das noch ein paar meiner Sachen zu retten sind, dann steig ich unter die Dusche und dusche sehr ausgiebig. Zu meiner Freude habe ich meine eigene Musik und keinen der sich über die Lautstärke beschwert. Ich stütze mich mit beiden Händen an der Wand ab während das Wasser auf meinen Nacken prasselt. So viel Tod, Schmerz und Leid. Wozu? Was soll das bringen? Wohin soll das führen, außer zu noch mehr Tod, Schmerz und Leid? Ich schüttle den Kopf und grinse ein wenig verzerrt. Eigentlich habe ich mich ein klein wenig strafbar gemacht, in dem ich mich unerlaubt vom Tatort entfernt habe. Ich hebe den Kopf und lasse das Wasser über mein Gesicht laufen. Aber aus meiner Sicht, haben die da mehr als genug Zeugen.... Obwohl die jeden befragen müssen ob jemanden vorher etwas aufgefallen ist. Sicher, da war dieser Typ, bei dem all meine Sinne mehr als schrillten, aber was soll ich den Beamten dazu schreiben? Ich habe keine Erklärung für diese sinnlose Tat. Traurig senke ich den Kopf so das das Wasser nun auf meinen Hinterkopf läuft. Wozu das alles? Wie viel Hirn muß jemand haben, damit man begreift das man mit solchen sinnlosen Taten nicht das Geringste erreicht, außer nur noch mehr Terror? Wann... wann wehren sich die Zweibeiner endlich dagegen? Oh sicher, sie sind entsetzt und panisch und als Antwort erläßt die Regierung neue Gesetze die vor dem Terror schützen sollen. Aber nicht die Regierung ist es, die etwas dagegen machen kann und muß, sondern jeder einzelne.
Ich sinke in die Duschwanne die Hände vor dem Gesicht. So viel Sinnlosigkeit. Sicher ich mag die Zweibeiner nicht, da ich nicht mehr blind für ihre Taten und ihr Verhalten bin, aber so etwas kann ich nicht gutheißen und auch nicht tolerieren. Ich kann nicht einfach wegsehen, wenn in meiner Gegenwart ein Unrecht – egal in welcher Form – geschieht. Ich mache das Wasser aus und streife mir den Bademantel über. In zwei Stunden würde ich meine Sachen wieder haben. Ich lege mich auf das Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und lasse das was geschehen ist Revue passieren. Hätte ich es verhindern können? Aber was hätte ich tun können? Nur meine Sinne haben geschrillt, mich fast blind gemacht. Ich hätte keine Beweise gehabt, die belegen, das dieser Mann gefährlich ist und was passiert, wenn man Alarm ohne Beweis schlägt weiß ich nur zu gut. Und so viel Zeit hätte ich nicht gehabt um die Cops davon zu überzeugen das sie den Bahnhof evakuieren – nur auf Grund eines „Gefühls“.

Mich quält der Verlust so vieler Leben. Viele von denen, nein einige von ihnen, waren von Meinesgleichen. Aber etwas in mir hat sich verändert. Es fühlt sich erhabener, reiner an. Es gab keine Zweifel, kein Hadern – Nichts! Nur die Gewissheit, das ich handeln kann und mich niemand daran hindern wird. Es gab keine Cops vor Ort und aus Erfahrung wußte ich, das das Eintreffen eine Weile auf Grund des Verkehrschaos auf den Straßen dauern wird – und so lange konnte man nicht warten, nicht wenn da drin noch welche überlebt hatten, die dringend Hilfe brauchten. Ich stehe auf und gehe ans Fenster und sehe auf die Häuser und die Straße unter mir. Dieser Vorfall liegt schwer auf mir – vor allem, weil ich nicht weiß, ob ich es hätte verhindern können. Ein Freund kommt und ich spüre seine Umarmung, seine Berührung. (Selbst wenn du es gekonnt hättest, was dann? Es gab keine Chance mehr Herrin, die Zeit war viel zu knapp.) Ihr wußtest es, nicht wahr? - Er nickt sanft. (Ja, deswegen …) .. hatte ich einen sicheren Abstand zum Bahnhof bevor was auch immer da in die Luft ging. - Er nickt wieder sanft. - Und das nur, weil ihr mich nicht sterben lassen wollt. - Ich atme schwer durch die Nase aus. Es kam einem Seufzer gleich. (Herrin, du mußt leben. Du bist für so viele wichtig.), sagt er beschwörend. - Ja, vielleicht, vielleicht ist es aber auch nur Wunschdenken und so etwas wie einreden, das ihr mich wichtiger macht als ich bin. - Er schüttelt den Kopf. (Nein, das ist es nicht und das weißt du! Du spürst es und hast es immer gespürt.) Er wendet seinen Kopf. (Du bekommst Besuch. - Nein es sind keine Cops.) Er zwinkert. Warte! Wer war die Frau die mir da eine gescheuert hat? - Er lächelt geheimnisvoll. (Die Frage wird dir bald beantwortet. Sie wollte nicht das dir etwas geschieht oder das du stirbst.) Und wieso? Ich kenne sie doch nicht. (Muß man jemanden kennen um ihn zu schützen?) Ich sehe auf die Dächer und schüttle den Kopf. Nein. Ich habe heute auch ein Haufen Leben gerettet ohne sie wirklich zu kennen. - Er lächelt sanft, dann ist er mit dem Klopfen an meiner Tür verschwunden. Ich wende mich um und schlurfe zur Tür. „Zimmerservice.“ Ich öffne die Tür und sehe in das Gesicht der jungen Frau mit meinen Sachen über ihren Armen, die in einer Folie stecken. Ich öffne die Tür soweit das sie herein kommen kann und schließe sie hinter ihr. „Die Hose konnten wir retten. Aber das Hemd leider nicht. Wir bieten Ihnen ein Ersatz für Ihr Hemd an.“ Ich schreibe: Dazu seid ihr nicht verpflichtet, da ihr den Schaden nicht verursacht habt. „Es ist ein Geschenk des Hotels. Ein Art Anerkennung. Ich soll Ihnen auch ausrichten, das Ihnen die Zimmerbar zur freien und kostenlosen Verfügung steht.“ Das Angebot werde ich gleich wohl nutzen oder heute Abend. „Weiterhin werden wir Diskretion walten lassen, wenn jemand nach Ihnen fragt. Wir werden Ihr Hemd diskret entsorgen, es werden keine unangenehmen Fragen für Sie entstehen.“ Ich sehe die Frau prüfend an. Sie sind von der Hoteldirektion? Sie nickt kurz. Es scheint euch ja sehr wichtig zu sein, das einer von euch hohen Tieren persönlich zu mir kommt. Ich habe nicht vor irgendwelchen Ärger zu machen. Ich will jetzt einfach nur noch meine Ruhe und verstehen. Ich will nicht permanent Fragen beantworten zu dem was da geschehen ist und was meine Handlung angeht. „Deswegen bin ich nicht hier. Wenn wir so denken würden, würden wir Sie bitten das Hotel zu verlassen. - Es geht um die Unbescholtenheit und Diskretion unseres Hotels und unserer Gäste, wofür wir bekannt sind. Und so wie Ihr Fahrer sagte, wünschen Sie Ruhe und nicht gestört zu werden und auch das das nicht unbedingt publik wird, das Sie hier sind. Ihr Fahrer hat uns erzählt was Sie getan haben. Wir werden alles tun um Sie vor Belästigungen zu schützen. Wenn Sie irgendwas wünschen wenden Sie sich direkt an mich. Wir wünschen Ihnen hier einen angenehmen Aufenthalt und das was wir für Sie tun können ist das Mindeste.“ Ich nicke zögerlich. Finden Sie bitte jemanden, mit dem ich „reden“ kann und der sich dazu verpflichtet zu schweigen, bevor ich an dem Ganzen ersticke. Ich bin Dienerin und Kriegerin der Göttin, also sollte es jemand sein, der auch Andersartigkeit toleriert und … „Ich werde sehen was ich machen kann. - Ich werde Sie jetzt in Ruhe lassen. Sie sehen erschöpft aus.“ Das ist eine glatte Untertreibung, denke ich leicht zynisch. Sie übergibt mir meine Sachen und verläßt mit einem Blick auf mich den Raum. Sie hat das Schild Bitte nicht stören außen an die Tür gehängt. Ich fühle mich elend und ziehe mich an. Mein Hemd ist meine geringste Sorge. Kleidung kann man ersetzen, aber ein Leben nicht.
Es ist Abend und ich sitze auf einem Sessel mit dem Gesicht in den Händen als es wieder klopft und jemand eintritt. Ich fühle mich betäubt und entsetzlich, erschüttert und geschockt. Sie haben mich nicht sterben lassen und werden auch nicht zulassen das ich sterbe.

Nachts nimmt mich das nicht so mit. Jetzt belastet es mich ungemein und erdrückt mich. Ich hebe meinen Kopf nicht als warme Hände sich auf meine Oberschenkel legen. Es sind Frauenhände. Schließlich nimmt mich die Frau in ihre Arme. Immer wieder steigen mir die Bilder in den Kopf. Die Frau sagt kein Wort. Ist einfach da. Ich lasse es zu das die Tränen ihren Weg finden und ich weine. Weine um die verlorenen Leben, jene die ich nicht retten konnte. Es tut einfach nur weh. Was sind das für Wesen, denen ein Leben nichts bedeutet und denen es egal ist wie viele Leben sie auslöschen? Was sind das für Kreaturen, die so etwas billigen und zu lassen? So oft begegne ich solchen Taten. So oft kämpfe ich mit meiner anderen Identität in der Schlafphase meines Körper gegen solche Kreaturen, gegen Terror, Mord und Totschlag. Ich weiß, ich kann nicht alle retten, aber im Namen allen Lebens, was soll das? Wieso haben die Zweibeiner so wenig Achtung vor dem Leben? Ein tiefer Schmerz erfaßt mein Herz und ich schreie einfach nur noch meinen Schmerz heraus. In mir steigt nur noch ein Wunsch auf. Ein einziger Wunsch und weiß, daß ich nicht eher aufhöre zu kämpfen bis ich das erreicht habe, was sich mein Herz wünscht, wofür ich all die Äonen gestanden habe: Diesen Planeten zu einem Ort zu machen, in dem es sich für jeden zu leben lohnt! Und so lange sie meinen Körper nicht sterben lassen und mich unterstützen weiß ich, das ich nicht fehlen werde. Ich werde diesen Traum so vieler Leben verwirklichen, auch wenn es ein extrem harter Kampf wird und ich sehr oft daran zweifeln werde ob ich dieses Ziel auch erreiche und mir nicht doch ein wenig zu viel vorgenommen habe, aber im Moment – im Moment brauche ich Ruhe und Abstand. Es klopft wieder und ein Hotelangestellter betritt den Raum. „Ist alles in Ordnung?“ , höre ich ihn besorgt fragen. „Es ist im Moment zu viel für sie. Sie hat ihren Schmerz heraus geschrien.“ , höre ich die Frau sagen. „Ich wäre dafür, das Sie einen Arzt rufen. Sie braucht Ruhe.“ Er nickt und geht zu meinem Zimmertelefon. „Hier Mike aus Zimmer sechs siebzehn. Könntest du bitte einen Arzt für unseren Gast in diesem Raum rufen? - Ich gebe es weiter.“ Er legt auf. „Ein Arzt wird gerufen. Und sofort hier hoch geschickt, wenn er da ist.“ Sie nickt. „Brauchen Sie sonst noch etwas?“ „Etwas zu Trinken und zu Essen für die junge Frau. - Ich glaube sie hat heute noch nichts zu sich genommen.“ „Ich kümmere mich sofort darum.“ Er nimmt den Hörer noch mal in die Hand. „Hier noch mal Mike. Ja immer noch sechs siebzehn. Könntest du bitte dafür sorgen, das hier etwas zu Essen und zu Trinken auf das Zimmer gebracht wird? Ich hole es und bringe es selber. - Ok, ich hole es gleich.“ Er legt auf und sagt, das er das Gewünschte eben holen geht. Er verläßt den Raum und sie wendet sich mir wieder zu. Ich fühle mich gebrochen. „Es war nicht deine Schuld. Du hast getan was du konntest und du hast so viele Leben ungeachtet deines eigenen gerettet. - Du hast vollkommen selbstlos gehandelt und das getan was in dem Moment möglich war. Mehr konntest du nicht tun. - Du hast das Richtige getan, das getan was in der Situation das einzig Richtige war.“ Mein Herz tut so entsetzlich weh. Ich will nicht als Heldin dastehen nur weil ich das getan habe, was meine Pflicht ist: Leben zu retten und zu bewahren. Ich fühle mich nicht als Heldin, das habe ich nie. Ich fühle mich nur so entsetzlich leer und niedergeschlagen. Das Gesicht des bewußtlosen Kindes steigt vor meinem geistigen Augen auf. Das Kind!, durchfährt es mich und ich frage mich ob es überlebt hat.
So viele Leben einfach ausgelöscht, ohne Grund und Sinn. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht – und will es auch nicht verstehen! Ich fühle mich müde und schwach. Es klopft und der Hotelangestellte tritt mit dem Gewünschtem ein. „Das geht aufs Haus. Machen Sie sich keine Gedanken darüber. - Wir haben volles Verständnis.“ Eine Anerkennung die ich nicht wirklich verdient habe und auch nicht haben will, aber ungefragt bekommen habe. Sie kommen mir hier mit so vielem entgegen das ich schon wieder anfange, mich richtig unwohl zu fühlen. Er stellt ein Tablett auf den Tisch und hantiert noch ein wenig herum, dann verläßt er den Raum wieder, mit einem letzten Blick auf mich. Nein, mir geht es so richtig gut, wenn mir nicht so elend zumute wäre.

Die Frau schafft es mich dazu zu bringen, mir ein wenig Essen in den Körper zu zwingen. Ich vermeide es sie an zu sehen oder genauer zu betrachten. Ich habe genug Kopfkino, das mir keine Ruhe läßt. Nach gut einer Stunde oder mehr kommt der Arzt. Er hört aufmerksam zu und verspricht sich an die ärztliche Schweigepflicht zu halten, als er mir ein Beruhigungsmittel verabreicht und sagt, das er morgen noch mal nach mir sehen wolle. Er weist die Frau auch an, mich nicht alleine zu lassen, da er das für bedenklich halte. Sie nickt und sagt ihm, das sie bei mir bleiben werde. Er geht nach dem er noch ein paar Worte mit der Frau gesprochen hat. Ich habe mir meinen Aufenthalt in dieser Stadt ein wenig anders vorgestellt, und nicht so. Das Mittel zeigt seine Wirkung und mein Körper wird schläfrig. Wieso nur fühle ich mich so zerstört?
Ein paar Tage später. Ich befinde mich in Begleitung der Frau im Krankenhaus auf der Kinderstation, wo das Mädchen hingebracht worden war. Es war nicht schwer heraus zu finden wo man sie hingebracht hatte. Die Presse war mir da mal ausnahmsweise sehr nützlich, da sie ja immer alles wissen müssen und nichts einfach ruhen lassen können. Vor allem wenn es darum geht den Aufenthalt der Opfer unbedingt bekannt zu geben, das die auch ja keine Ruhe finden.
Auf Grund dessen das ich eine Art Gesichtsschutz hatte, würde man mich nur erkennen, wenn ich die gleiche Kleidung trug, wie an dem Tag, als das Ganze geschah. Also war ein Kleidungswechsel angesagt gewesen. Das Hotel empfahl mir einige Geschäfte und die Frau hatte mich begleitet. Ich kaufte mir zwei Jeans und ein wenig neue Oberbekleidung. Meine Kommandohose blieb erst mal im Schrank. Ich wollte understatement betreiben und nicht auffallen, auch wollte ich nicht, das die hier wußten, das ich diese mysteriöse Gestalt war, die da viele Leben gerettet hatte, einschließlich das des Mädchens. Ich betrat das Zimmer in dem die Kleine lag. Sie hatte Schläuche die sie beatmeten und ernährten. Sie hat ihre Eltern verloren. Ob sie noch jemanden hat, der sich um sie kümmert, oder war sie vollkommen alleine? Diese Fragen stelle ich mir, als ich mich zu ihr ans Bett setze und ihre kleine Hand in meine nehme. Ich hebe den Blick und sehe in die eisgrauen Augen der Frau, als ich den Handschuh ausziehe und meine rechte Hand auf ihre Stirn lege. Dir wurde alles genommen, was dir lieb und teuer war, aber vielleicht kann ich dir etwas zum Trost geben. Ich richte meinen Blick nach innen und konzentriere mich. Die Frau unterbindet es nicht, sieht schweigend zu. Die Energie verläßt mich und bahnt sich ihren Weg. Lebe Kleine, lebe und setze das Geschenk weise und zum Wohl dieses Planeten und alles Leben ein. - Als ich fertig bin, ziehe ich den Handschuh wieder an und streiche ihr über das Gesicht. Eine Schwester hat mir gesagt, das sie, seit sie hier im Koma lag keinen Besuch bekommen hat und auch niemand nach ihr gefragt hat. Ich hatte den Ausweis der Mutter an mich genommen gehabt und auf das Kind gelegt, damit man sie leichter identifizieren konnte, daran erinnere ich mich sehr genau. Also war sie wohl alleine. Ich atme schwer durch die Nase aus und senke den Kopf. Was sind das nur für Kreaturen, denen sogar das Leben von Kindern egal ist? Ich schließe die Augen und schüttle seicht den Kopf. Meine linke Hand umfaßt noch immer sanft die Hand des Kindes. Sie tut mir so leid. Wenn ich nur mehr für sie tun könnte. Aber ich kann nicht mehr tun, als ich bereits für sie getan habe. Ich erhebe mich nach einer Weile schwerfällig und verlasse den Raum. Die Frau folgt mir schweigend. Ich drehe mich noch einmal um und sehe auf das Kind, dann wende ich mich ab und gehe. Ich fühle mich niedergeschlagen. Wer kümmert sich jetzt um die Kleine? Der Staat? Eine Pflegefamilie? Ich würde sie im Auge behalten, wenn sie überlebt.

Jetzt gab es Wichtigeres um das ich mich kümmern mußte. „Warten Sie.“ Ich drehe mich und sehe in die Augen einer Schwester. „Kenne Sie die Kleine? Sind Sie mit ihr verwandt?“ Ich schüttle den Kopf und wende mich ab. „Wer sind Sie?“ (Die Herrin des Lichts!), denke ich so laut, das jeder der Befähigt ist es mit bekommt. Etwas wie Gewissheit durchströmt mich. Ich habe etwas zu tun, und das erfordert meine ganze Kraft und Aufmerksamkeit. Der Terror hat einen neuen und wesentlich mächtigeren Feind als er sich vorstellen kann. Sie dienen Allah und keine Ahnung welchen Zielen noch. Aber weder Allah, noch die alten Götter heißen es gut wenn man für sie in ihren Namen unschuldiges Leben und Blut vergießt! Und das Leben von Kindern IST unschuldig! Ihr habt einen neuen Feind – und ich werde euch mit allem bekämpfen und alles mobilisieren was mir zur Verfügung steht um diesen Wahnsinn zu stoppen. Jedes Leben ist wertvoll! Egal wie groß oder klein es ist! Und ihr, ihr verratet euren Glauben an Allah und keine Ahnung wen noch alles! Ihr mordet nur um euer Selbstwillen, nicht weil es hier um Glauben, Religion und so weiter geht – nur um euch selber. Weil ihr euch von etwas bedroht seht, das keine Bedrohung ist! Ihr habt euren Glauben verraten in dem ihr so viel unschuldiges Blut vergossen habt – und ihr habt den Fehler gemacht, mich da mit rein zu ziehen. - Wir verlassen das Gebäude und ich balle die Hand zur Faust. Schluß mit dem Wahnsinn! Das MUSS ein Ende haben! Die Frau, die zu meinem wachsamen Schatten geworden war, beobachtet mich sehr genau. Ja, das alles lastet noch immer auf mir und erdrückt mich, aber ich darf mich davon nicht lähmen lassen. Wenn ich es schaffe, das Nachts nicht an mich heran zu lassen muß mir das auch jetzt gelingen, was aber nicht heißen soll, das ich blind und taub für das Leid bin. Es wird Zeit auf die Weltbühne zurück zu kehren und wieder mit zu mischen – nur wird jetzt nach MEINEN Regeln gespielt! „Warten Sie! Warten Sie!“ Hm? Ich drehe mich um. Die Schwester von eben die mich gefragt hat ob ich das Kind kenne kommt auf mich zu. Ich sehe sie fragend an. Sie ist ein wenig außer Atem. „Die Kleine ist wach. - Sie hat – sie hat nach Ihnen gefragt.“ ???? Ich nicke ihr zu und renne an ihr vorbei ins Gebäude, in den Aufzug und fahre zu der Station wo die Kleine liegt. Dort eile ich den Gang entlang in das Zimmer der Kleinen. Ein Arzt ist bei ihr und eine Schwester. Die Schwester macht auf mich aufmerksam. Ich gehe zu dem Bett der Kleinen, ruhig. Und sehe auf sie herab. Sie sieht mich an und lächelt. Mein Blick ist sanft und liebevoll, ebenso wie mein Gesicht. Alle Härte ist bei dem Anblick des Kindes aus meinem Gesicht verschwunden. Der Arzt will mich etwas fragen ich sehe ihn nur direkt an und denke: Das kann warten! Er nickt und sagt: „Das kann auch warten.“ Ich nicke und wende mich der Kleinen wieder zu. Arzt und Schwester verlassen das Zimmer und schließen die Tür hinter sich. Ich setze mich auf den Stuhl an ihrem Bett und lächle sie an. Du hast mich sehen wollen, wurde mir gesagt. - Wieso? Das Mädchen strahlt mich so gut es geht an. „Weil du da warst. Sie haben mir gesagt, das du mich gerettet hast und für mich da warst.“ Sie? Sie! - Wieso können die auch nicht einmal ihren Schnabel halten? Was wollen sie damit bezwecken? „Meine Mama und mein Papa?“ Ich senke leicht den Kopf, schließe zusammen mit einem sanften Kopf schütteln die Augen. Es tut mir leid. Als ich dich fand waren sie schon fort. „Kümmerst du dich jetzt um mich?“ Ich schüttle erneut den Kopf. Ich bin nicht dazu in der Lage mich um ein Kind zu kümmern. Ich kann mit Kindern nicht wirklich etwas anfangen. „Aber sie sagen, das du dich um mich kümmern wirst.“ Sie sagen das? Hm, seltsam. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und sehe nachdenklich in das Gesicht der Kleinen. Glaub mir, als Mutter bin ich nicht geeignet. Ich kann mit aufmüpfigen kleinen Kindern nichts anfangen und ich bin sehr streng. Bei Hausaufgaben würde ich dir auch keine sonderlich gute Hilfe sein. - Die Kleine nahm meine Hand in die ihre. „Das haben die auch schon gesagt, aber ich habe keinen mehr. Meine Mama und mein Papa sind weg. Sie wollten nicht auf mich hören, das sie gesagt haben, das es gefährlich da ist und das wir schnell weg sollen.“ Der Kleinen steigen Tränen in die Augen. Ich weiß wie elend ihr zumute ist, mir geht es nicht anders, auch wenn unser Schmerz sich unterscheidet.

Schließlich löse ich mich von der Kleinen und suche den wartenden Arzt auf. Mein Schatten ist dazu gestoßen. Sie teilt dem Arzt mit was ich schreibe. Nach einer guten Stunden bin ich schlauer und nicht gerade erleichtert. Derzeit hat das Jugendamt die Fürsorge, da keine lebenden Verwandten aufgefunden werden. Noch hat die Kleine eine Patentante, die im Falle – wie es ja Fakt ist – des elterlichen Todes die Fürsorge übernehmen würde... Ich fahre mir mit einer Hand über das Gesicht und drehe mir gerade eine Zigarette, als diese Frau sich neben mich setzt. „Ich vermute, du hast dir deinen Aufenthalt hier anders vorgestellt?“ Ich nicke kurz. - „Ich muß gestehen, ich mir auch.“ Ich sehe sie kurz von der Seite an und drehe dann weiter. „Deine erste für heute?“ Ich nicke. Seit einiger Zeit reduziere ich von 5 auf 3. Bisher ist es auch gut gelungen, das über einen Zeitraum zu halten. Mein Ziel ist es ganz aufzuhören, unabhängig davon ob mein Körper da etwas raus braucht oder nicht. Ich stecke mir die Zigarette in den Mund und zünde sie an. Der erste Zug ist für die Luft. „Was wirst du jetzt tun?“ Ich schnaube kurz als hätte sie einen schlechten Witz gemacht und zucke die Schultern. Ich schüttle den Kopf. Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Die Dinge – haben sich überschlagen. Die Cops suchen noch immer nach der mysteriösen Person die Leben gerettet hat und nach dem Eintreffen der Einsatzkräfte einfach verschwunden ist und die Feinstofflichen wollen mir jetzt ein Kind ans Bein binden. - Schreibe ich schweren Herzens. Ich sehe hoch in den Himmel. - Ich bin noch nicht so weit, das ich mich um Kind kümmern könnte. Ich fühle mich dieser Verantwortung nicht wirklich gewachsen. Ich soll irgendwann in der Zukunft einen Sohn haben, wo mir die Mutter, die meinen Sohn gebären wird immer noch nicht bekannt ist. Ich habe mich auf meinen Sohn eingestellt, aber ich … Ich sehe mich außerstande ein Kind zu beherbergen und auf zu ziehen. Ich kann es auch nicht verantworten. Die Kleine wäre zu oft Ziel von Angriffen und Feindseligkeiten. Ich habe schon genug damit zu tun, mein Tier vor Angriffen zu schützen. Wie ich dem Arzt vorhin mitteilte, es wäre für die Kleine zu riskant bei und mit mir zu leben. Mein Leben ist gefährlich und voller Risiken. Ich könnte die Kleine nicht auf Dauer da heraus halten. - Außerdem muß ich in ein paar Tagen wieder nach Hause und erst mal da so einiges klären. Auch jemanden organisieren der sich um mein Tier kümmert. Ich bin mit der Situation überfordert verstehst du? Aber wahrscheinlich geht das jeder Frau so, die ein Kind bekommt, das sie sich der Situation nicht gewachsen fühlt und erst mit der Aufgabe wächst, aber die Kleine ist kein Tier... Ich inhaliere den Rauch und puste ihn aus. Mit einer Hand reibe ich mir über das Gesicht. Das alles hier ist zu einem Horroraufenthalt geworden und ich sehne mich nach einem Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit, einen Ort wo ich atmen kann. Wenn ich jetzt in meiner ehemaligen Heimatstadt wäre, wüßte ich wohin ich mich zurück ziehen würde, aber das ist nicht möglich. Ich wohne dort nicht mehr. Ich habe es gegen einen Ort ausgetauscht den ich noch nicht mal ansatzweise ausgekundschaftet habe, wie ich es eigentlich immer tue, wenn ich an einem neuen Ort bin. Erstmal alles auskundschaften und mit allem vertraut machen, aber da nicht – und das gibt mir zu denken, das hat den Eindruck einer hmm Zwischenstation. Einem Ort, wo ich nicht lange verweilen werde. Ich bin mit der ganzen Situation herrlich schön überfordert und ich kann es immer noch nicht verarbeiten... Ich... - Den Satz lasse ich offen und führe ihn nach einer kleinen Weile zögern zu Ende. ...brauche Hilfe. Aber ich … bin zu stolz um sie überhaupt an zu nehmen, auch wenn ich weiß, daß es nicht mehr anders geht. Ich bin seit undenkbar langer Zeit alleine und habe gelernt, das niemand wirklich bereit ist zu helfen ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Ich brauche Ruhe, dringend Ruhe. - Sie legt ungefragt einen Arm um mich und ich spüre so etwas wie Verständnis. „Komm mit. Die Kleine ist gut versorgt. Der Arzt und die Schwestern kümmern sich um sie. Aber du brauchst jemanden, der sich um dich sorgt. Und, du brauchst – wie du selber schon geschrieben hast – Ruhe. Du brauchst jetzt jemanden der sich um dich kümmert und um deine Verletzungen. Und der dafür sorgt, das auch du ein wenig zur Ruhe kommst. Seit Tagen hast du dir keine Ruhe gegönnt. Und, da scheint es niemanden außer mir zu geben, der dafür Sorge tragen kann, wenn du es zuläßt?“ Ich nicke und erhebe mich nach ihr schwerfällig und gehe neben ihr her.

Die Tage bis zu meiner Abfahrt verbringe ich teilweise bei der Kleinen, Michelle heißt sie, im Krankenhaus und sehe zu wie sie langsam wieder zu Kräften kommt und munter, wieder munter wird. Den Teddy, den ich ihr mitgebracht habe, hat sie mit glänzenden Augen entgegen genommen. Der Arzt hat mir über ihren Fortschritt berichtet und das sie vermutlich in einigen Tagen wieder das Krankenhaus verlassen könnte. Ich war an das Fenster getreten und hatte ihn gebeten sie noch nicht so bald zu entlassen. Es war mehr ein Gefühl, als die Sorge wo sie dann landen mag. Ich wollte das die Kleine wirklich genesen ist, wenn sie das Krankenhaus verläßt. Also hatte ich den Arzt veranlaßt sie noch einmal genau zu untersuchen und alles auszuschließen, es würde mir auch die Zeit schenken, die ich dringend bräuchte. Nach einigem Zögern stimmte der Arzt zu.
Weißt du, das dein sonst verschlossener und distanziertes Gesicht sehr sanft und beinahe zärtlich wird, wenn du die Kleine ansiehst?“ Ich sehe die Frau überrascht an. „Es sind die Kleinigkeiten die einem auffallen, nicht das Gros.“ Wir sind auf dem Weg zu dem Auto. Mein Fahrer wartet bereits. Eine seltsame Ironie, das sich das schon für mich etabliert hat, ihn meinen Fahrer zu nennen. Ich sollte ihm vor meiner Abfahrt angemessen danken, und ich weiß auch schon wie. „Manchmal erweckst du den Eindruck, als wüßtest du bereits alles und als könne dich nicht wirklich etwas erschrecken oder überraschen. - Als der Bahnhof in die Luft gejagt wurde warst du nach Aussage meines Mannes die Einzige die schnell handelte und kühlen Kopf bewahrte. Und auch sonst wirkst du unnahbar, nur wenn du die kleine Michelle ansiehst habe ich den Eindruck das da doch ein wenig Menschlichkeit in dir ist. Sicher du warst verwirrt und sichtlich gezeichnet von dem was da geschehen ist, aber es war von anderer Natur. Du warst nicht aus dem Grund gezeichnet wie die Hotelangestellten dachten oder der Arzt. Ich denke, das das was da geschehen ist, etwas in dir angesprochen hat. Etwas von dem du selber noch nicht mal weißt, was es ist. Ich habe den Eindruck gehabt, als ich dich in das Gebäude hab gehen sehen, als wäre das für dich das Normalste der Welt, als würdest du das öfters machen. Nichts schien dich aus der Ruhe zu bringen, selbst ein renitenter Überlebender der ein wenig panisch und eine Führungsposition inne hat, hast du dazu gebracht sich dir unter zu ordnen und dir zu folgen. - Du scheinst jemand außergewöhnliches zu sein und eine geborene Führungskraft, wieso bist du nicht irgendwo und besetzt die Spitzenposition einer Firma?“ Weil es noch nicht an der Zeit ist. Meine Zeit, wo ich gebraucht werde kommt noch. Schreibe ich und habe mein üblichen Gesichtsausdruck. Sie sieht mich von der Seite an. Und so lange warte ich und halte mich im Hintergrund, agiere aus ihm heraus, festige von dort aus meine Position und sammle alle ein die in dieser Zeit für mich wichtig sind. - Ich steige vor ihr in das Auto. Mohammed wartet bis auch sie einsteigt, dann fährt er los. Am Hotel läßt er mich raus und verabschiedet sich, da er noch seine reguläre Fahrt machen muß. Für heute brauche ich ihn auch nicht mehr.
Ich hole meinen Schlüssel und ein warnender Blick sagt mir, das was nicht stimmt. Ich nicke und sehe zu, daß ich auf mein Zimmer verschwinde und die anderen Gäste als Deckung nutze bis ich mit ihr im Aufzug verschwunden bin. Der Angestellte hatte, nach dem er mir meinen Schlüssel ausgehändigt hat den Ersatzschlüssel ins Fach gelegt. So sah es aus, als wäre ich noch immer weg. Ich betrete meinen Raum und bewege meinen Kopf um die Nacken und die Halsmuskulatur ein wenig zu entspannen. Kaum war die Tür hinter mir geschlossen, da wurde ich mit dem Gesicht voran gegen die Wand gedrückt. Wie langweilig, irgendwie hinkt sie dem Zeitplan ein wenig hinterher. Ich mache nichts. Wozu? Sie läßt mich gleich eh wieder los. Sie läßt los und schüttelt den Kopf. „Du bist wirklich ein wenig kaltblütig.“ Wie du schon so treffend festgestellt hast, ich bin außer-gewöhnlich. - Ich gehe an die Bar. In zwei Tagen fahre ich ab und ich habe die Bar noch nicht beansprucht, also wird es Zeit dies zu tun. Ich bin schon einige Monate überfällig und das macht sich langsam mehr als bemerkbar. Ich durchstöber die Bar bis ich etwas passendes gefunden habe. Ex und Hopp. Bah wie bitter. Das nächste Glas fülle ich mit Eiswüfel und fülle es nur ein wenig. Whisky gehört anständig getrunken und nicht wie ein Banause, höre ich meine Mentorin schon maulen... Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Ich hebe das Glas proste ihr in Gedanken zu und runter damit. Das dritte Glas wird schon mit ein mit wenig mehr Anstand und Würde getrunken. Zum Durst löschen ist das jedenfalls nicht geeignet. Sie steht im Durchgang und sieht mir zu, wie ich langsam aber sicher betrunken werde. „Bist du eigentlich ein Mensch?“ Ich stutze, hebe den Kopf ein wenig und sehe kurz vor mir an die Wand. „Nein. - Genausowenig wie du. Es gibt nur ein Wesen, das sich vor mir verbergen kann, nur ein einziges.“ , sage ich leise. Im Augenwinkel sehe ich, wie sie die Arme vor der Brust verschränkt und mich amüsiert betrachtet. „Du weißt genauso gut wie ich, daß ich nicht immer Kontrolle darüber habe.“ „Ja, das stimmt.“ „Ich bemühe mich nicht mehr, jemand zu sein, der ich nie sein kann, gerade weil ich so anders bin. Das Extraterristische läßt sich nun mal nicht gut mit dem menschlichen kombinieren und führt auch sehr oft zu Konflikten. Deswegen habe ich es gelassen und halte beides voneinander getrennt. Wenn ich mich dazu nicht entschlossen hätte, hätte ich vor ein paar Tagen nicht so agieren können, wie ich agiert habe. - Und doch war es nicht genug.“ Sie kommt zu mir und nimmt mir das Glas aus der Hand, stellt es ab und nimmt mich in ihre Arme. „Du hast eine Menge Leben gerettet und dabei geholfen das einige Verletzte das Gebäude verlassen haben. Du hast das Leben eines Kindes gerettet, für das du wie eine Mutter geworden bist, auch wenn du selber es nicht so siehst. Du hast Verantwortung übernommen als es darauf ankam und hast dich durch nichts beirren lassen. - Und das ist nicht genug?“ Sie fährt mir mit einer Hand über meine Haare. „Du warst zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ „War ich das wirklich?“ Sie läßt zu, daß ich mich weiter betrinke und läßt mich reden. Egal wie unsinnig es ist. Sie hört einfach nur zu, so wie sie vor ein paar Tagen einfach nur da war. Es scheint, als wüßte sie genau, was ich zu welchem Zeitpunkt brauche.

Als ich aufwache liegt sie neben mir. Ich habe keinen Filmriß, ich weiß genau was vorgefallen ist und was nicht. Vor allem was nicht vorgefallen ist. Das sie neben mir liegt hat den einfachen Grund, das ich Nähe brauchte und mehr als am Ende war. Ich weiß, daß ich wieder gehen wollte und es wieder nicht zugelassen wurde... Ich verberge meine Gesicht in den Händen. Wie lange wird das jetzt wohl so gehen, das sie mich nicht gehen lassen werden? Sie hat meine Verzweiflung wahrgenommen und sich zu mir gelegt und mir einfach nur Wärme gegeben. Eine Hand streicht sanft über meinen Rücken und ich versteife meinen Körper hoch wachsam. Mein Rücken schütze ich nicht ohne Grund so gut. Er ist an diesem Körper meine Schwachstelle... „Ich bringe dich am Besten selber nach Hause. Das scheint mir ratsamer als dich in den Zug zu setzen.“ Ich nicke. Ja das ist wohl das Beste. Ich habe mir schon die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrochen. „Mein Mann und ich haben schon darüber gesprochen. Wir sind darin überein gekommen, daß es besser ist, wenn einer von uns beiden dich persönlich nach Hause bringt. Und da ich die meiste Zeit bei dir war, bringe ich dich auch nach Hause. Und nehme dich auch wieder mit zurück. Du kannst in Ruhe erledigen was du zu erledigen hast und dann, wenn du alles erledigst hast, fahren wir gemeinsam wieder hier her zurück.“ Ist nur die Frage, wo ich unter kommen soll, auch werde ich mich wohl mal bei den Cops vorstellen müssen, was mir am Meisten stinkt. „Du kannst bei uns in der Zeit unter kommen. Das ist billiger als wieder für Wochen ein Hotelzimmer zu buchen.“ Ich nicke zögernd. „Du fällst uns nicht zur Last. Wir haben es so entschieden und es für dich für das Beste gehalten.“ Ich stehe auf und kleide mich an. Meine Taschen sind schon so gut wie gepackt, auch wenn ich erst in zwei Tagen abreise. Von dieser Stadt habe ich nur wenig gesehen, und wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch nicht den Kopf dazu. In der heutigen Zeitung steht, das die von mir Geretteten sich gerne bei mir bedanken würden... Ich muß eine Entscheidung fällen. Ich gehe runter zu Rezeption, zwei Briefumschläge in meiner Jackeninnentasche. Dort bitte ich jene, die mir am ersten Tag hier im Hotel meine Sachen gebracht hatte um ein vertrauliches Gespräch. Sie ging in ein Büro und schloß die Tür hinter sich, nach dem sie sich versichert hatte, das niemand im Flur war. Ich hielt ihr das bereits Vorgeschriebene unter die Nase und sie sah mich an. „Sind Sie sicher?“ Ich nicke. Ich habe keine andere Wahl. In gut zwei Wochen werde ich zurück kommen und dann werde ich zuerst, nach dem ich bei der Kleinen war bei den Cops vorstellig. Ich werde ihnen ihre Fragen beantworten doch nur zu meinen Bedingungen. Sie nickt und sieht mich an. „Wir können Ihnen für die Dauer Ihres erneuten Aufenthaltes kostenlose ein neues Zimmer zur Verfügung stellen.“ Ich sehe sie überrascht an. Dann lege ich den Kopf schief. Wieso tun Sie das? Ich habe das was Sie und Ihre Angestellten bisher für mich getan haben nicht verdient und kann es auch nicht bezahlen. „Machen Sie sich darum keine Gedanken. Es ist bereits alles mit der Direktion abgesprochen und abgesegnet.“ Ja, aber WIESO? Ich meine, was habe ich schon groß getan? Ich verstehe das nicht. „Ist das für Sie so ungewöhnlich?“ Ich nicke. „Es ist unsere Art Sie und Ihre Tat zu würdigen. Es wäre nicht richtig von Ihnen Geld zu verlangen, nach dem was Sie getan haben. In dieser Stadt würde man Sie überall als Heldin feiern. Nein, Sie werden bereits als Heldin gefeiert und wie sind froh, wenn wir Sie hier wieder als Gast begrüßen dürfen.“ Heldin wider Willen, denke ich leicht zynisch. Und dann erkenne ich um was es eigentlich geht, es geht um Prestige. Ich lächle kurz. Ich werde es mir überlegen.

Wieder im Zimmer ist bereits für Frühstück gedeckt. Ich berate mich mit ihr und wir kommen zu dem Schluß, das Angebot nur zum Teil anzunehmen. Die Anweisungen, beziehungsweise die Bitte war klar, an dem Tag an dem ich Abreise gibt die Dame die Briefumschläge an die Presse und die Behörden weiter. Die jeweiligen Einrichtungen müssen dann zusehen wie und was sie damit anfangen und ob sie sich damit einverstanden erklären.
Bevor ich abreise fahren wir noch mal zu der kleinen Michelle und besuchen sie. Ich erkläre ihr, daß ich für ein paar Wochen weg bin und das ich wieder komme so bald alles geklärt ist. Sie wirft sich mir förmlich um den Hals. „Aber du kommst doch wieder?“ Ich nicke und sehe ihr tief und fest in ihre Augen, dann verlasse ich, nach einem vorläufig letzten Gespräch mit dem Stationsarzt das Krankenhaus.

Die Rückfahrt verläuft still und nachdenklich. Ich widme mich ganz meiner Musik und meinen Gedanken.
Zu Hause angekommen, wasche ich erst mal meine Kleidung und kümmere mich um mein Tier. Ich bringe meinen Nachbarn ein Geschenk und muß so einige unangenehme Fragen über mich ergehen lassen, vor allem zu dem Vorfall, der ein Bombenattentat war wie sich heraus gestellt hat. Sie berichten mir alles, von dem ich bereits wußte, außer das es ein Statement der mysteriösen Frau gab, die in den ersten Minuten wohl sehr vielen das Leben gerettet hat. Die Behörden überprüfen derzeit das Statement auf seine Echtheit, da es einige gegeben hat, die vorgegeben hatten jene welche eine zu sein. Immerhin hatte ich Details erwähnt, die bisher nicht in der Presse bekannt gegeben worden waren. Ich habe zwei Statements verfaßt gehabt. Das eine ging an die Presse und das andere an die ermittelnde Behörde mit Details die nur ich wissen konnte. Als sie mich entlassen, ist es länger als gewollt, aber ich verabschiede mich und erkläre gleich, das ich noch mal auf deren Dienst angewiesen sei um die Versorgung meines Tieres sicher zu stellen.
Meine Begleitung hat sich im nahegelegenen Hotel untergebracht und will morgen früh zum Frühstück kommen. Dann wollen wir unser weiteres Vorgehen besprechen.
Nach zwei Wochen sind wir wieder auf dem Rückweg. Das Hotel hat ein Zimmer für mich bestätigt und ebenfalls, das alle anfallenden Kosten bereits beglichen wurden. Die Frage von wem stelle ich auch diesmal besser nicht. Ich hatte mir in den zwei Wochen eine Kommandohose kommen lassen und mich mit ihr bekleidet, ebenso hatte ich mir eine Maske kommen lassen, die mein Gesicht verbergen soll. Laut den Nachrichten haben sich die Behörden mit meiner Bedingung einverstanden erklärt. Nach dem sie die Echtheit bestätigen konnten hatten sie eingehend meine Forderung überprüft und bedingungslos akzeptiert und die Presse wartete auf mein Erscheinen. Nur wie ich mich verständlich machen soll, darüber habe ich mir ohne Ende den Kopf zerbrochen.

Gegen Abend checke ich im Hotel ein. Morgen will ich zu erst die kleine Michelle besuchen und sehen wie es ihr geht. Der Arzt hat mir fast täglich einen Bericht geschrieben und auch, das meine Forderung nicht ganz unberechtigt war, sie noch länger da zu behalten und zu beobachten. Sie hat einen Therapeuten der Kinder und Jugendpsychiatrie zugeteilt bekommen, der mit ihr über das Geschehene spricht und ihr helfen soll, das alles zu verarbeiten. Sie verweigert ihm die Zusammenarbeit und besteht auf meine Anwesenheit. Als ich das las mußte ich schmunzeln, wie sehr sie mich doch an mich selber erinnert. Ich hatte in mich hineingelacht und den Kopf geschüttelt. Müde falle ich ins Bett. Meine Begleitung ist nach Hause gefahren. Mohammed wird mich morgen zum Krankenhaus bringen. Er war hocherfreut, daß ich wieder in der Stadt bin. In meinem Zimmer hatte mich ein Präsentkorb erwartet. Ich war überrascht. So etwas stellt man – denke ich – doch nur hohen Tieren ins Zimmer? Hm, also doch Prestige? Das Hotel würde durch mich an Ansehen gewinnen. Na sowas. Da habe ich mich doch glatt in Geschäftspolitik verstricken lassen. Aber, angesichts dessen was die bisher für mich getan haben, war es durchaus gerecht wenn ich ein wenig dazu bei trage, das ihr Haus noch ein wenig mehr an Ansehen gewinnt. Das da jemand seine Beziehungen spielen lassen hat, habe ich erst später und auf Umwegen erfahren, aber leider nicht, wer dieser Jemand war. Mein Körper schlief sofort ein. Schon seit Wochen habe ich keinen ruhigen Schlaf mehr, außer in den Nächten wo sie bei mir geschlafen hat, so war diese Nacht für meinen Körper und mich erholsam.

Am Morgen wartet Mohammed nach dem Frühstück, das ich diesmal unten im Speisesaal zu mir genommen habe, breit grinsend auf mich. Er öffnet mir die Tür und ich steige ein. „Zum Krankenhaus?“ Ich nicke. Er hat viel zu erzählen. Und ich mag ihn. Trotz der schrecklichen Ereignisse hat er nie wirklich aufgehört zu lachen. Genau deswegen mochte ich diesen Mann. Auch das er mich nicht angegraben hatte und er mich so respektierte und akzeptierte wie ich bin. Sicher, sein Gerede und Erwähnungen von Allah gingen mir ab und an auf den Zeiger, aber hey so ist das Leben. Jeder lebt einen anderen oder keinen Glauben.
Als ich den Gang betrat stürmte mir was Kleines entgegen und rief meinen alten Namen. Ich ging auf ein Knie und umfing sie mit beiden Armen. „Du bist zurück!“ Sicher, ich habe es doch versprochen. „Er hat gesagt du würdest nicht zurück kommen. Ich wollte dann nicht mehr mit ihm sprechen, bis du da bist.“ Ich verzog mein Mundwinkel zu einem bissigen und zynischem Grinsen. Ja, sie erinnert mich sehr an mich selber. (Du bist aber nicht so gewesen als Kind.) Hm, dazu kann ich nichts sagen. - Ich muß mal eben mit dem Arzt reden. Geh du zurück in dein Bett. Ich komme gleich. - Mohammed kommt mit dem Geschenk für die Kleine und ich bitte ihn noch zu warten. Ich folge dem Arzt in sein Zimmer und erhalte eine Nachricht die mir ein wenig den Boden unter den Füßen wegzieht. „Ich weiß, das Sie die Kleine liebgewonnen haben, und wenn ich mit zu entscheiden hätte, würde ich Sie an erster Stelle für Sie setzen. Sie kümmern sich gut um die Kleine. Wir haben in den letzten Wochen niemanden finden können. Die Eltern haben keine lebenden Verwandten und das Jugendamt will sie schnell irgendwo unterbringen. Ich habe die Sachbearbeiterin für Ende der Woche herbestellt.“ Ich nicke. „Bis dahin können Sie es sich überlegen, ob Sie nicht doch ...“ Normalerweise bekommen nur Paare Kinder, aber keine alleinstehende Person. „Das ist wohl war, aber es geht um das Wohl des Kindes. Sie ist total auf sie fixiert.“ Ich erhebe mich und sehe den Arzt nachdenklich an. Ich werde darüber ausführlich nachdenken und mich beraten. Das würde einiges bedeuten. Einige Entscheidungen die getroffen werden müssen und notwendige Veränderungen. - Ich verlasse mit einem Nicken den Raum. Mohammed sieht mich an und er bringt es auf den Punkt: „Schwierigkeiten?“ Ich nicke. Es war klar, das sie nicht auf Dauer hier im Krankenhaus bleiben kann, aber das ich für den Arzt an erster Stelle in Frage komme... Wir gehen Michelle besuchen und ich übergebe ihr das Geschenk. Das Papier fliegt nur so. Ich schüttle grinsend den Kopf. Ich hoffe ich habe die richtige Wahl getroffen. „Oh, das ist schön.“ Sie drückt das Buch an sich und das kleine Stofftier erlebt desgleichen. Sie streckt ihre Arme aus und ich beuge mich zu ihr und lasse mich von ihr umarmen. Ich lege sanft eine Hand auf ihren Rücken. (Du bist ganz anders wenn du sie ansiehst und in ihrer Nähe bist.) Ich weiß mein Freund, ich weiß. Ich will nicht, das sie sich auf mich fixiert oder in etwas verrennt, was ich unmöglich erfüllen kann, aber sie hat sonst niemanden mehr. (Ich weiß. Du wirst und bist eine gute Mutter.) Ich zweifle an deiner Aussage. (Glaube mir, ich weiß es!) Würde mich wundern wenn nicht. Es klopft und ein gutgebauter Mann in einem Anzug tritt herein. „Ah Michelle. Du hast Besuch. Das freut mich für dich.“ Ich mache diesen Mann sofort als den Therapeuten aus. „Siehst du? Sie ist wohl wieder gekommen.“ sagt sie mit einem triumphierenden Blick. Ich ahne was kommt und schicke dem Therapeuten einen warnenden Blick. Ich diskutiere das nicht mit einem unfähigen Kinder und Jugendtherapeuten aus. Sie sind in meinen Augen unfähig. Sie haben versucht ihr einzureden, daß ich nicht wieder komme. Was bilden Sie sich ein und wer hat Sie im Namen aller Götter dazu ermächtigt? Fahre ich ihn schriftlich vor der Tür an. Ich bin wirklich richtig wütend. „Ich wollte sie nur davor bewahren sich in etwas zu verrennen und ...“ Ich schüttle den Kopf. Nein, wollten Sie nicht. SIE wollten das sie es nicht wollte. Gespräch beendet. Ich werde mich darum kümmern, das eine andere Person ihren Platz einnimmt. Jemand der seinen Beruf nicht verfehlt hat. Geschrieben getan. Der Arzt stimmt zu, denn es geht um das Wohl des Kindes. Ich sehe darin keinen Heilungsprozeß wenn man einem Kind immer wieder und wieder sagt, das die Retterin oder was auch immer, nur der Einbildung entspringt und ihr den Rücken gekehrt habe und nicht wieder käme. Mich als Fiktion hinzustellen, empfinde ich nicht als sonderlich professionell. Sicher tat er aus seiner Sicht das Richtige, aber nicht aus der Sicht des Kindes.
Am Mittag verlassen wir das Krankenhaus wieder und fahren in einen Imbiss. Dort essen wir etwas und diskutieren über das was da im Krankenhaus gewesen war. Ich bin sauer und brauche einige Momente bis ich mich wieder beruhigt habe. Morgen habe ich einen weiteren anstrengenden Tag. Morgen will ich bei den Behörden vorstellig werden... Mohammed sieht mich an. „Ich bin bei dir. Und stehe dir zur Seite, wenn du Hilfe brauchst.“ Die werde ich wohl brauchen, vor allem wenn es so läuft wie ich es erahne, muß ich irgendwie schnell sehr schnell weg. Er nickt. Und bekräftigt, daß ich auf ihn zählen kann.
Den Spätnachmittag verbringe ich im Hoteleigenem Schwimmbad und damit mich auszupowern, als ich das Wasser verlasse, werde ich bereits von ihr empfangen, die mir ein Handtuch entgegen streckt. „Wie hast du die Nacht verbracht?“ Ausnahmsweise mal schlafend. Wenn ich einen schwachen Charakter und einen Körper der chemische Pharmazeutika auf Dauer vertragen würde hätte, würde ich wohl zu Schlaftabletten greifen, auch wenn das keine Lösung ist. Sie nickt. Ich sehe sie an. Ich bin immer wieder erstaunt, wie mühelos du mich verstehst, obwohl ich nichts aufschreibe. Aber es vereinfacht einiges und spart Papier und Tinte. Ich gehe eben duschen und mich ankleiden. Sie wartet geduldig. „Für heute Abend schon etwas vor?“ Nein. Antworte ich. „Wir würden dich gerne zu uns zum Essen einladen?“ Hm, ok. Ich habe eh nichts vor. Und vor dem morgigen Tag graut es mir schon ein wenig. Mohammed hat mir seine Hilfe und Unterstützung zu gesichert. „Du magst ihn wohl sehr?“ Ja, als Freund. Ich sehe sie ein wenig schief von der Seite an, als ich angekleidet aus der Kabine trete. Wieso hatte diese Frage einen latent eifersüchtigen Unterton? - Er ist für mich ein guter Freund geworden, und dabei wird es auch bleiben. Männer sind nicht mein Fall, außer als Freunde. - Sie wirkt ein wenig erleichtert, ich bin dafür ein wenig verwirrt. Diese Frau ist doch verheiratet? Was will sie dann – wenn ich das ein oder andere richtig deute – von mir?
Ich betrete die Behörde mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. Ich muß einen Sicherheitscheck über mich ergehen lassen und werde dann in das Gebäude gelassen. Ich wende mich an die Person, die in der Presse genannt worden war und bereite mich innerlich auf einen Haufen unangenehmer Fragen vor. Den ganzen Vormittag bis weit in den Nachmittag verbrachte ich bei einem Frage Antwort Spiel, aber zum Glück mit Beamten, die Verständnis hatten. Ich war und bin noch immer schwer von dem Geschehenen gezeichnet. Ich schlafe seit Wochen nicht mehr wirklich gut, es sei den mein Körper ist alkoholisiert, was aber keine Lösung ist. Ich schrieb alles auf was ich wußte und ließ ein Phantombild von dem Kerl anfertigen, bei dem meine Sinne geschrillt hatten. Es sind die Kleinigkeiten, die auffallen nicht das große Ganze. Dieser Mann ist der Schlüssel, das weiß ich. Einer der Beamten brachte mir etwas zu trinken und ließ mich rauchen, obwohl es gegen die Vorschriften war. Und die Frage, die sie natürlich brennend interessierte war die wieso ich verschwunden bin. Ganz einfach: Meine Aufgabe war erfüllt. Ich habe bis zu dem Eintreffen der Einsatzkräfte getan, was ich konnte, als die da waren, war meine Anwesenheit nicht mehr erforderlich. Zeugen hattet ihr ja mehr als genügend da und ich brauchte dringend Ruhe und Abstand von allem, sonst wäre ich durchgedreht. Auch stand mir nicht der Sinn danach von unsinnigen Fragen durchlöchert zu werden. - Ich habe keinen Tag vergessen was ich da gesehen habe. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht die Halle vor mir sehe und … so vieles mehr. „Frank laß gut sein.“ Ich leide jeden Tag darunter und frage mich, ob ich es hätte verhindern können, aber immer wieder, egal wie ich es drehe und wende, erhalte ich ein Nein als Antwort. Was hätte ich tun können? So viele Leben, wegen nichts und wieder nichts sinnlos getötet … Dinge kann man ersetzen, aber ein Leben ist durch nichts zu ersetzen! Ich werde noch eine Weile in der Stadt bleiben, alleine wegen dem Kind, daß ich als letztes aus der Halle geholt habe. Sie finden mich hier. - Ich lege eine Karte des Hotels auf den Tisch. Ich bitte Sie beide, mich dort telefonisch zu kontaktieren und mich hier her zu bestellen, wenn Sie noch Fragen haben und nicht persönlich in dem Hotel zu erscheinen. Ich will nicht, das mein Gesicht bekannt wird, deswegen habe ich auch darum gebeten, eine Maske tragen zu dürfen, damit ich unerkannt in das Gebäude und aus dem Gebäude wieder heraus komme. Ich werde mich an einem unbekannten Ort umziehen, da meine Kleidung zu auffällig ist. - Der Frank genannte hagere Mann nickte. Es geht um meine Identität und um meine Ruhe, die nicht mehr gewährleistet ist, wenn mein Gesicht bekannt wird. Ach und dann hätte ich noch eine Bitte, die Presse will ihre selbstlose Heldin sehen, nur habe ich das Problem mit dem Wie mitteilen. Ich will keine Privatperson da mit rein ziehen. - Die beiden Beamten wechseln kurz Blicke und grinsen breit. „Unser Pressesprecher dürfte diese Aufgabe mit Freuden übernehmen.“ Die beiden Beamten feixen. Wieso? „Sie brauchen jemanden der für Sie spricht, und da er gleich eh vor die Presse tritt, kann er das doch auch gleich übernehmen.“ Ist das denn erlaubt? „Wenn er damit einverstanden ist, ja.“ Ungewöhnlich. Wieso tun Sie das? „Für jemanden der ungewöhnliches getan hat, tut man auch etwas ungewöhnliches. Der Grund ist ganz einfach, ich kann Ihre Situation verstehen. Und die ganze Zeit die Presse im Nacken zu haben, stelle ich mir nicht als sehr angenehm vor, sonst würden Sie nicht solche Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen um Ihre Identität zu schützen und zu wahren.“ Das Verhör neigt sich seinem Ende und Henning, der Pressesprecher, sowie ein paar andere Männer kommen in den Raum. Sie lassen sich ein paar Einzelheiten geben und dem Pressesprecher wird meine Bitte unterbreitet. Er sieht mich an und nickt. „Ich hoffe, Sie können schnell schreiben und auch so, daß ich es lesen kann?“ Ich werde mich bemühen. Ich ziehe die Maske auf, die die ganze Zeit auf dem Tisch gelegen hat und begleite Henning, nach dem die anderen Beamten schon vorgegangen sind, in einen großen Saal, wo die Pressekonferenz stattfinden soll. „Nervös?“ Ich nicke. Er lächelt mir ermutigend zu. „Halten Sie sich nur an mich, dann wird es schon werden.“ Er drückt mir kurz die Hand und geht an seinen Platz. „Bleiben Sie in meiner Nähe.“ Ich nicke und folge ihm. Der Raum ist voll von Zweibeinern, welchen Meinesgleichen, vielen Kameras, Fotoapparaten. Ein Gemurmel und Gesumme, das mir schon das Herz sonst wohin rutscht. „Setzen Sie sich neben mich.“ , flüstert Henning mir zu. Ich nicke dankbar. Stehend würde ich das Ganze nicht lange überstehen. Meine Beine zittern schon ziemlich. Die vielen Kameras machen mich nervös. Obwohl ich weiß, das niemand mein Gesicht erkennen kann, bin ich ein wenig in Sorge. Am gleichen Tisch sitzt ein Kommissar, noch ein paar andere Beamte die die Untersuchung leiten, sowie der Leiter der Dienststelle – die Männer die eben mit in dem Raum gewesen waren. Mich wundert es ein wenig, das sie mich anstandslos an dem Tisch mit platz nehmen lassen. Wahrscheinlich war es kurz vorher besprochen und abgesegnet worden.
Am Ende der Konferenz die gefühlt über Stunden hinweg ging, war ich froh daß ich weg konnte. „Sie haben sich gut gehalten.“ Das die von der Presse so neugierig sind. Ein Wunder das die nicht alle aufgesprungen und über mich hergefallen sind um mir die Maske vom Gesicht zu reißen. „Das hätten wir zu verhindern gewußt.“ Beruhigend zu wissen. Ich bin ziemlich erschöpft von alldem. Ich würde mich jetzt gerne zurück ziehen. Ich hoffe, ich habe die Neugier und die Fragen so weit möglich beantwortet, sowohl Ihre als auch die der Presseheinis. Er nickt. „Fahren Sie jetzt am Besten ins Hotel. Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?“ Ich schüttle den Kopf. Ich habe bereits einen Fahrer der auf mich wartet. „Warten Sie noch einen Moment. Ihr Fahrer sollte zu dem anderen Eingang fahren. Vorne lauert noch die Meute. Und die sind wie Hyänen, wenn es um ihre Neugier und deren Befriedigung geht.“, sagt er mit einem zwinkernden Auge. Ich nicke und warte an dem entsprechenden Ausgang. Mohammed steigt aus und öffnet mir die hintere Tür. Ich steige ein und gehe auf Tauschstation so bald sich die Tür geschlossen hat. Wirklich gut vorbereitet, höre ich Hennings Gedanken. Mohammed sieht sich kurz um und fährt los. „Ich sage dir, wenn wir weit genug weg sind. - Wir nehmen nicht den direkten Weg zum Hotel. Du mußt dich ja noch umziehen.“ Sein Lächeln wärmt mein erstarrtes Herz ein wenig.
Wir halten an einem etwas abgelegenen Ort und ich steige aus gehe an den Kofferraum und kleide mich an Ort und Stelle um. Mohammed hat sich sichtbar so hingestellt, das ich sicher gehen kann, das er mir nichts will und das er mich nicht heimlich beobachtet. Als ich fertig umgekleidet bin Pfeife ich kurz und er dreht sich lächelnd um. „Jetzt siehst du wieder vorzeigbar aus.“, sagt er strahlend. Ich grinse schief. Er würde mir nie etwas antun, das weiß ich, denn sein Glaube verbot es ihm – und sein Anstand. Er fährt nun direkt zum Hotel und läd mich ab. Morgen will ich etwas Ruhe haben. Bis zum Freitag habe ich ihm frei gegeben und ihm versichert, das ich seine Dienste nicht in Anspruch nehmen würde. Ich ging in den Speisesaal und aß ein wenig, dann zog ich mich auf mein Zimmer mit meiner Musik zurück. Mein Körper schlief beinahe sofort ein. Würde ich je Ruhe finden? Nein, mein Gefühl sagt mir, daß es gerade erst begonnen hat. Seufzend ziehe ich die Schuhe und meine Kleidung aus und lege meinen Körper hin. Meine Musik sanft im Hintergrund laufend, dämmert mein Körper weg.

Freitag früh klopft es an meine Tür. Ich habe wieder ein fast schlaflose Nacht verbracht und mein Körper war gerade eingeschlafen, so dachte ich als das mich das Geklopfe stört. Ich stehe auf und gehe – innerlich murrend – zur Tür. Müde sehe ich in das Gesicht der Frau, deren Name ich noch immer nicht kenne. Ich trete zur Seite und lasse sie eintreten. „Wieder eine Schlaflose Nacht gehabt?“ Ihr Tonfall ist mitfühlend. Ich nicke und kleide mich vorzeigbar an. Sorgfältig vermeidend, die Kommandohose zu erwischen. „Frühstück?“ Ich nicke müde. „Müßte gleich kommen.“ Wie auf Bestellung klopft es und der Zimmerservice steht vor der Tür. Er bringt das Frühstück herein, deckt den Tisch und verläßt den Raum wieder. Ich setze mich schwerfällig auf den Stuhl an dem Tisch. Kein guter Tag für Verhandlungen, denke ich müde. „Deswegen komme ich mit.“ Ich sehe sie überrascht an. „Die Kleine will eindeutig zu dir. Sie himmelt dich geradezu an, als wärst du für sie eine Göttin. Vielleicht bist du für sie auch eine Göttin. Und du willst, das es der Kleinen gut geht.“ Ich nicke und folge der Aufforderung meines Magens ihn doch endlich mal zu füttern. „Du brauchst jede Unterstützung die du kriegen kannst, vor allem im Umgang mit Behörden scheinst du so noch keine Erfahrung zu haben.“ Ich nicke wieder, kauend. „Also bietet es sich an, das wir dich begleiten.“ Wir? „Mein Mann und ich.“, sagt sie schlicht. Ich habe mich beinahe verschluckt. Ich werde eine größere Wohnung für die Kleine und mich finden müssen und … o Mann. Sie lächelt. „Keine Sorge, wir werden dich unterstützen so gut es geht.“ Das müßte aber voraussetzen, das das Jugendamt dem Anliegen des Arztes zu spricht und die Kleine mir zugeteilt wird. - Äh in meine Obhut entlassen wird. Korrigiere ich mich schnell, bevor sie etwas dazu sagen kann. In meinem Kopf überschlagen sich die Dinge und ich versuche sie ein wenig zu ordnen. Ich würde sie mit mir nehmen. Das heißt, sie würde diese Stadt verlassen. Ich habe nicht vor in diese Stadt zu ziehen. Ich habe jemanden etwas versprochen und habe da noch eine Warnung, die mich davon abhält, länger als nötig in dieser Stadt oder in einem Umkreis von 80 Kilometern zu bleiben. - Sie sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Verstehe.“ sagt sie ein wenig säuerlich. Ich sehe sie prüfend an. Hör mal, du bist bereits liiert und ich kann mir nicht vorstellen was du da noch von mir willst? Ich dachte du bist in deiner Ehe glücklich? Für mich sind verheiratete, verpartnerte Frauen tabu. Sie sieht mich mit einem unergründliche Blick an. Das ist ein Gesetz an das ich mich seit einigen Zeiten halte, zwar nicht seit Äonen, aber ich halte mich daran. Und das aus gutem Grund. Ich warte auf jemanden, der mir sehr wichtig ist und dieser Person gehört seit undenkbar langer Zeit mein Herz. Ich ersehne mir ihre Rückkehr so sehr... „Laß uns das später zu Ende führen. Jetzt gibt es wichtigeres.“ Irgendwie habe ich den Eindruck, das für die schon feststeht, das die Kleine zu mir kommt.
Na herrlich, da habe ich ein Tier und ein renitentes Kind am Bein um das ich mich kümmern darf.
Die Sachbearbeiterin vom städtische Jugendamt begrüßt mich ausgesucht höflich und wir kommen sofort zum Grund des Zusammentreffens. Sie bombardiert mich mit einem Haufen Zeugs, von dem ich nur die Hälfte verstanden habe. Ich gestehe ihr, das ich mich außerstande sehe, mich um die Kleine zu kümmern, aus diversen Gründen die ich nicht benennen will, und das sie mir auf der anderen Seite schon ans Herz gewachsen ist. Ich gebe auch das Gleichnis mit einer werdenden Mutter an, die sich außerstande sieht, ein Kind groß zu ziehen und erst mit ihrer Aufgabe wächst.
Ich habe keine Zweifel darüber offen gelassen, das ich will, das zum Wohl des Kindes entschieden und das Kind selber gefragt wird, was sie will. Ich habe Michelle mit Absicht diese Woche nicht mehr besucht gehabt. Ich wollte die Kleine nicht beeinflussen. Ich wollte erreichen, das sie selber entscheidet. Die Sachbearbeiterin lächelt und meint, sie habe vor unserem Termin ein sehr ausführliches Gespräch gehabt, in dem sie erkannt habe, das Michelle mich glorifiziere und sie den Wunsch geäußert habe bei mir zu bleiben. Ich wechsle einen Blick mit meinen Begleitern. „In wie fern glorifizieren?“ fragt er die Sachbearbeiterin. Und dann kam das was kommen mußte... Da die Sachbearbeiterin nichts von mir wußte, sagt sie das was sie sagen muß: „Michelle sieht in Ihnen diese Frau, die vielen und auch ihr selber bei dem Anschlag auf den Bahnhof das Leben gerettet hat, von der niemand weiß wie sie aussieht.“ „Und das auch mit Grund. Stellen Sie sich vor, das Gesicht dieser Frau würde bekannt werden, glauben Sie etwa, dann hätte sie und das Kind Ruhe?“ sagt meine Begleiterin ruhig. „Michelle glorifiziert nicht, sie interpretiert auch nichts in diese Frau hier hinein was nicht da ist, sondern sie sagt die Wahrheit.“ Ich seufze und stütze mit einer Hand an der Stirn meinen Kopf ab. Ich bin davon nicht sonderlich erbaut, aber mich fragt ja keiner. Ich wollte genau das vermeiden. Die Sachbearbeiterin sieht mich schweigend an. „Woher wollen Sie das wissen? Waren zu gegen als das geschah?“ Die beiden nicken. Ich entschuldige mich und verlasse den Raum. Später erfahre ich, das genau das und mein Verhalten und Umgang mit der Situation dazu beigetragen hat, mir das Sorgerecht für Michelle zu übertragen.
Eine Heldin zu sein kann ganz schön anstrengend sein. Wenn die Sachbearbeiterin gewußt hätte, das es nicht bei dieser Aktion bleibt...
Ich sehe Michelle zu wie sie mit ihren Freunden draußen im Garten spielt und lächle dabei ein wenig. Eine Hand streicht sanft über meinen Rücken und über meinen Nacken. „Du solltest dir Ruhe gönnen mein Herz.“ Ich hebe den Blick und sehe in eisgraue Augen. Wir hatten das Gespräch nach einem derben Knall zwischen und beiden, wegen der Erwähnung das ich diese Frau bin, dann doch gehabt. Dabei kam heraus, das sie mir das Hotel und einen Aufenthalt in der Stadt spendiert hatte, meinen ersten Aufenthalt jedenfalls. Nur hatte sie sich das Ganze ein wenig anders vorgestellt als es dann gelaufen war. In ihrer Wut knallte sie mir an den Kopf, das sie mich liebe und schon immer geliebt habe und ihre Ehe mehr als ein Bündnis zu sehen sei. Sie hatten mich damals in die Stadt geholt um mich zu retten. Das erklärte auch die Ohrfeige die ich von ihr erhalten hatte, als ich wieder in die zerstörte Halle ging. Sie hatte befürchtet, das mir etwas passiert, aber als sie hörte, das sie mich nicht sterben lassen, ließ sie mich gehen. Langsam kristallisierte sich mehr heraus und ich erkannte etwas. Bevor ich es realisierte reagierte ich auch schon entsprechend.

Kurz nach dieser Aussprache der etwas anderen Art, trennte sie sich von ihrem Mann, blieb aber mit ihm liiert, warum auch immer. Ab und an treffen sich die beiden und dann bleibt das Bett die Nacht über neben mir leer. Ich habe heute noch immer Alpträume von dem was geschehen ist, aber sie werden weniger, auch dank guter therapeutischer Behandlung. Michelle selber ist auch in einer solchen Behandlung, weil ich will, das sie das Ganze verarbeitet und nicht Jahre oder Jahrzehnte später darunter leidet. - Ich weiß, wie es ist, wenn man beide Elternteile verliert und vollkommen alleine ist. Wahrscheinlich hatte ich gar nicht so unrecht, als ich sagte, das sie mich doch sehr an mich selber erinnert. Wir haben beide keine Eltern mehr, aber Michelle hat jemanden der sich um sie kümmert, so gut es geht.
Meinen Kampf gegen den Terror habe ich bereits begonnen, oder besser: ich stecke mitten drin und es macht ein Heidenspaß, denen ihr Spielchen zu verderben. Mittlerweile arbeite ich eng mit den Behörden zusammen und gebe ihnen meine Wissen weiter, das sie gezielt und gut einsetzen. Schon so manche vermeintlich geheime Terrorzelle wurde gesprengt und diverse „Spielzeuge“ sicher gestellt.

Der Terror und das sinnlose Morden muß ein Ende haben und ich werde dazu beitragen, egal wie! – Und so lange sie mich nicht sterben lassen, werde ich jeden Tag einen Schritt näher an den Traum von einer friedlichen besseren Welt, in der es sich für jeden zu Leben lohnt kommen.
Nicht ich bin dein Feind, sondern jene, die Gewalt, Haß, Zorn und Terror sähen. Ich will nur den Traum unzähliger Wesen verwirklichen, den Traum unserer Kinder!

Wer weiß? Vielleicht befindest du dich eines Tages im Kampf gegen Ungerechtigkeit, Terror und vielem mehr, ja auch an meiner Seite und kämpfst und trittst gemeinsam mit mir für diesen Traum ein? Ich würde mich freuen, denn nur gemeinsam können wir diese Welt zu einer besseren Welt machen; für Zweibeiner, Meinesgleichen – jene die wie ich anders sind, Tiere und unzählige andere Wesen, die gewillt sind uns zu unterstützen und zu helfen.
©DVH 2009

Copyright - Hinweis der Autorin

Alle Geschichten/Gedichte unterliegen dem Copyright und sind mein (geistiges) Eigentum!

Es ist nicht erlaubt meine Geschichten/Gedichte als eigene auszugeben, weder im Ganzen, noch als Teil.

Es ist nicht erlaubt meine Geschichten/Gedichte ungefragt zu kopieren und/oder zu vervielfältigen, weder im Ganzen, noch als Teilauszug.

Verlinkungen (nach Absprache mit mir) zu meinen Geschichten oder das Setzen eines Bookmark ist erlaubt und erwünscht.

Das Ausdrucken meiner Geschichten/Gedichte, als Teilauszug oder im Ganzen sowie veröffentlichen/verlinken, bitte via Kontaktmail zuerst fragen und mir mitteilen wo man diese Geschichten/Gedichte als Ganzes oder im Teil veröffentlichen und/oder verlinken will.

Als Autorin der auf dieser Seite veröffentlichten Geschichten/Gedichte behalte ich mir das Recht vor jederzeit Widerspruch gegen eine Verlinkung, eine Veröffentlichung im Teil, als Zitat oder im Ganzen einzulegen. Ebenso behalte ich mir eine Ablehnung dieser vor. Bei Zuwiderhandlung behalte ich mich rechtliche Maßnahmen vor!
Desgleichen behalte ich mir vor, bei unerlaubten kopieren/vervielfältigen etc. meiner Geschichten/Gedichte mit rechtlichen Schritten zu ahnden!

Ich bitte darum das zu respektieren, sonst bin ich als Autorin dazu gezwungen, meine Geschichten/Gedichte aus dem Netz zu nehmen um meine Werke zu schützen und sie zu vermarkten, woran ich keinerlei Interesse habe.
Ich veröffentliche mein Geschichten/Gedichte um sie mit anderen zu teilen ohne Geld dafür zu verlangen. Dieses ist jedoch nicht mehr möglich, wenn meine Geschichten/Gedichte gestohlen und als die eigenen ausgegeben werden. Mir entsteht dadurch zwar kein finanzieller Schaden, aber es entsteht eine andere Art von Schaden, das sollte klar und auch verständlich sein.

Ich bitte als Autorin für mich und meine Werke um Respekt.

Danke.

 

Lady of the Light/Kaoi Masteres (DVH)

Schreib mir

Name

E-Mail *

Nachricht *