Info Kästchen

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Es stehen zwei neue Episoden der Kriegerin in den Startlöchern.
Derzeit lese ich die Episode Korrektur, die bereits Dezember 2016 geschriebenen wurde.
Was sich aber leider auf Grund von Schlafstörungen und damit einhergehenden Konzentrationsstörungen noch ein wenig hinziehen kann :/.

Deswegen: Gesucht werden: 1 - 2 Beta-Leser/innen!

Sehr gute Kenntnisse der alten UND neuen deutschen Rechtschreibung etc. (für den Fall, daß …),
sowie Libre bzw. Open Office & Skype (o.ä.) benötigt!
Was Du mitbringen mußt?
Zeit, Spaß bei dem Lesen und Interesse für Fantasy bzw. Epik,
aber auch gute Ideen für Verbesserungsvorschläge (kosmetischer Natur ;) ),
so wie ein gutes "Händchen" für das Thema. Einfühlungsvermögen nennt man das glaube ich ...
Da die Geschichten der Kriegerin von mir nicht am Fließband geschrieben werden,
kann es auch mal Monate oder bis über ein Jahr dauern, bis eine neue Episode von mir geschrieben wird.
Gibt also nicht immer etwas von mir zu tun ;).

Bei Interesse bitte via PN mit Angabe einer EMail/Messenger Adresse bei mir melden.

Sonntag, 21. Januar 2007

Die Geburt der Jäger©

Am ersten Tag war es ruhig. Es gab nichts weswegen sie sich Sorgen machen mußten. Am zweiten Tag ging es wie erwartet los. Sie liefen zu der Waffenkammer und bezogen so bald sie bewaffnet waren, Stellung. Sie hatten keine Zeit zu überlegen, sie hatten eine Aufgabe und sie mußten versuchen so lange wie möglich durch zu halten und das, was da kam aufzuhalten. Es würde nicht leicht werden, auch wenn sie der Elitetrupp ihre Volkes waren, wußten sie, daß ihre Überlebenschancen verschwindend gering waren. So etwas wie das hatte es noch nie auf ihrem Planeten gegeben, und jeder bezweifelte, daß es überhaupt eine Möglichkeit gab, dieses – Ding zu stoppen. Dennoch, sie gaben ihr Bestes. Sie kämpften für ihren Herrscher, einen Herrn des Lichts. Sie hatten keine Chance. Noch bevor es Abend wurde, war alles vorbei. Ein Mann mit schwarzen Schwingen und weißglühenden Augen saß auf dem Bunker und sah kalt lächelnd hinunter. In seiner Hand hielt er einen Pokal. Er nippte an ihm und lachte das es wer auch immer in der Nähe war, das Blut in den Adern gefror. Er sah auf die Toten Männer und Frauen runter und bedauerte kurz die Verschwendung dieses kostbaren Lebens. Dann setzte er den Pokal an seine schmalen Lippen und trank gierig. Es war das Blut der Gefallenen, die versucht hatten ihn zu stoppen. Ein vergeblicher Versuch, denn nicht konnte ihn – den Dunklen Lord stoppen.

Der Mann mit den schwarzen Schwingen und den schwarzen Haare erhob sich. Sein Blick schweifte kalt umher. Er suchte nach neuen Opfern. Das dunkle in ihren Herzen zog ihn magisch an. Er mußte dem einfach folgen und das Blut derer trinken. Er stieß sich mit einem Fuß ab und schwang sich in die Lüfte so hoch es nur ging. Sein Blick streifte suchend über das umliegende Land. Wer nicht geflohen war, der versteckte sich. Wer sich nicht versteckte wurde seine Beute. Seine Augen hielten an einer Person fest die sich hastig bewegte. Sie rannte. Rannte um ihr Leben. Er lachte schallend und flog auf diese Person zu. Als er ihrer Ansichtig wurde hielt er inne. Er konnte sie nicht antasten, denn an ihr war nichts Dunkles. (Du sollst den neuen Herrscher gebären, wenn es an der Zeit ist für mich zu gehen!), dachte er und erhob sich mit einem Wutschrei. Die Frau die gerade noch Opfer sein sollte starrte ihm verblüfft hinter her. Der Dunkle Lord flog davon in die Berge wo er sich ausruhte. Im Morgengrauen würden sie versuchen ihn zu überraschen und seiner Habhaft zu werden. Als würde das so einfach gelingen. Sie hatten vergessen, das daß Dunkle in ihren Herzen und in ihrer Essenz ihn bereits informiert hatten.
Die Frau sah ihm nach und sank in die Knie. Sie hatte nicht begriffen, was da geschehen war und wieso er sie verschont hatte. Ihr Mann fand sie aufgelöst auf dem Feld und brachte sie schnell in Sicherheit. Dort berichtete sie, was ihr geschehen, oder besser, nicht geschehen war. Die anderen in der Höhle hörten ihr schweigend zu. Dann trat ein Mann hervor dessen Zeit zu gehen bald gekommen war. „Ich ahne was geschehen ist. Du bist noch jung und hast noch nicht das Leben, welches wir hatten.“ Er sprach von jenen in seinem Alter „Du hast noch nichts Böses oder Unreines in die dir. – Schon lange warnten uns die Ahnen vor einem Dunklen Lord, der alles Böse verschlingt und selber das Dunkle und Böse ist, doch du Aljana, du bist frei von all dem.“ Ein Stimmengewirr entstand. Er hob die Hände und versuchte sie zu beschwichtigen. „Ruhig meine Freunde so beruhigt euch doch. Uns ging es sehr lange gut, wir hatten nichts worüber wir uns beklagen konnten.“ Er bekam Zustimmung. „Doch wieso wußten wir nichts von dem Dunklen Lord? Wieso hat man es uns verheimlicht?“ Ein Junger Mann war aufgesprungen. Er war wütend. „Weil man euch nicht beunruhigen wollte und dem Herrn des Lichts kein Glauben geschenkt hatte. – All unsere Herrscher versuchten dem entgegen zu wirken, das kannst du mir glauben Arik.“ „Aber wieso tut er dann nichts? – Er ist der Mächtigste von uns, er hat uns doch immer beschützt, wieso tut er es jetzt nicht, wo wir – sein Volk ihn brauchen?“ Der Alte verstand die Vorwürfe. „Weil - weil er es nicht kann.“, entgegnete er leise. „Was? Wieso nicht?“ Schweigen senkte sich über alle. Jeder wartete auf eine Antwort.
Also begann der Alte Mann seine Geschichte:
„Ich war vor langer Zeit, noch bevor die Hälfte von euch geboren waren, ein Begleiter eines Herrn des Lichts. Zu meiner Zeit war es noch üblich, daß er sich einen aus dem Volk wählte, der ihn begleitete. Doch mit der Überlieferung der Ahnen, änderte sich das. Er hatte sich sehr oft tage und nächtelang Gedanken gemacht. Wir saßen oft zusammen und berieten was jetzt zu tun sei. – Also entschied er, daß der nächste Herr des Lichts von seinem älteren Bruder geführt wurde, um dieses was von den Ahnen mitgeteilt worden war, zu verhindern. – Er bat mich, alles Erdenkliche zu tun, was notwendig war, um das zu verhindern – um einer Katastrophe wie sie uns bevor stand entgegen zu wirken.“ Der alte Mann hielt inne und trank einen Schluck aus dem Becher dem ihn jemand gereicht hatte. Sie hatten sich alle versammelt und hörten schweigend zu, was er zu berichten hatte.
„Er erließ das Dekret, das ein Herr des Lichts von seinem Älteren Bruder geführt wurde, und einer Herrin des Lichts von ihrer Schwester. Dieses Dekret gilt nur für unsere Herrscher. Alle anderen sind frei zu lieben, wenn sie wollen.“, sagte er milde lächelnd als er die unsicheren Blicke einiger mitbekam. „Er hoffte, daß er damit das was angekündigt worden war verhindern konnte. – Er hatte es auch dem Rat mitgeteilt, doch auch wenn es von den Ahnen kam, konnten sie ihm nicht glauben. Nein, - sie wollten ihm nicht glauben. Es erschien ihnen zu weit hergeholt. Er ist der Beschützer unseres Volkes und unseres Planeten, wieso sollte so etwas auch passieren?“ Sein Mund verzog zu einem zynischen Lächeln. „Ich habe ihm geglaubt, und erhielt eine Vollmacht alles zu tun, was notwendig war. Ich tat was ich konnte. Als es Zeit war für ihn zu gehen, mußte auch ich gehen. Doch der neue Herr des Lichts ignorierte auf Anraten des Rates und seines Beraters, der nicht sein älterer Bruder war, die Warnung der Ahnen. – Sein Herz war schon dunkel und von Bosheit zerfressen. Ich beobachtete mit Sorge die Entwicklung.“ Er hielt inne und begrub sein Gesicht in den Händen. Sie alle gaben ihm Zeit sich zu sammeln. „Der neue Herr des Lichts, war zu Anfang das, was man von ihm erwartete, doch die Dunkelheit und die Bosheit seines Vorgängers hat er mit übernommen. – Unser Herr des Lichts ist der Dunkle Lord.“ Er wußte, daß diese Worte sie alle hart getroffen hatte. Doch was nützte es, ihnen noch etwas vor zu machen? Man hatte ihnen die Wahrheit vorenthalten. Sie im Unklaren gelassen und Glauben gemacht, ihr Herr des Lichts würde sie alle vor dem Dunklen Lord beschützen. Doch daß der Dunkle Lord einst der Herr des Lichts war, daran hatten sie nicht gedacht. Wie auch?

„Aber das heißt ja…“ „Genau – mein Sohn.“, nickte der Alte, der wußte was Arik dachte. „Genau das heißt es. Und so wie es jetzt um uns steht sehe ich keine Möglichkeit, daß wir gegen den Dunklen Lord bestehen. – Er wird nun immer die Geißel unseres Planeten sein. – Unsere Geißel.“ „Aber Vater, können wir nicht dagegen tun? Können wir ihn nicht aufhalten?“, sein Sohn war ungestüm und voller Ideale, das er Zorn verspürte, war für ihn zu verstehen. Er hatte damals nicht anders empfunden, als man ihm sagte, daß man nichts gegen die nahende Bedrohung machen würde. Wie hatten sie diese Gefahr unterschätzt. Wie hatten sie nur unterschätzen können? Bisher wurde den Ahnen immer Gehör geschenkt. Was war geschehen, das daß nicht mehr geschah?
„Vater.“ Ariks Stimme war sanft und liebevoll. Er hatte sich vor ihm gekniet und nahm die runzligen Hände des Alten in die seinen. „Vater. Bitte sage uns, was hast du versucht, dagegen zu tun, um diese Bedrohung von uns abzuwenden?“ Der Alte lächelte gezwungen. „Das, was mein Herz mit sagte. – Doch um es jetzt erneut zu versuchen…“ Er hielt inne und sah seinen Sohn zärtlich an. „Dazu – mein Sohn – bin ich zu alt.“ „Was, Vater? Sag mir was?“

Der Dunkle Lord erhob sich und wartete. Sobald die zwei Sonnen aufgingen würden sie versuchen diesen Hang zu stürmen. Er lächelte kalt und boshaft. Was für Narren sie doch waren. Wußten sie nicht, daß sie keine Chance hatten? Heute würde er wieder dunkles und kostbares Blut kosten dürfen.
Sie kamen wie erwartet. Der Dunkle Lord spielte ein wenig mit ihnen. Sein schmales Gesicht war ohne jede Regung. Als sie den Hang stürmten riefen sie den Namen ihres Herrschers. Als würde es ihnen Mut machen und Kraft zum Sterben geben. Er fand es amüsant. Er wußte nicht, das daß Schicksal ihm einen Gegner gegeben hatte. Und wenn er es wußte, interessierte es ihn nicht sonderlich.
Ja, er hatte den Zorn des Jungen gespürt, doch war es nichts Dunkles, was ihn zu ihm zog. So setzte er sich auf einen Stein und nippte an dem Kelch. Das Blut heute war wieder vorzüglich. Er dachte daran, was er als nächstes tun könnte. Also wandte er sich von dem Jungen ab.

Der Alte hatte seinem Sohn Arik anvertraut was er unternommen hatte, um die Bedrohung abwenden zu können, bevor er zu den Ahnen ging. Sein Sohn hatte lange Zeit mit gesenktem Blick an seinem Lager gestanden. Bis er den Kopf hob und mit festem Blick die Steinmauern ansah. Er ballte die Hände zur Faust. Er wußte was er zu tun hatte. Auch wenn diesmal noch viele von ihnen sterben würden, das nächste Mal würde der Dunkle Lord kein so einfaches Spiel haben. Er entschloß sich den Dunklen Lord zu beobachten und mehr über ihn herauszufinden. Nur so konnte er das umsetzen, was sein Vater vor langer Zeit versucht hatte. Er würde die Jäger des Dunklen Lords erschaffen. Diese Jäger würden alles über ihn wissen, seine Stärken, seine Schwächen – einfach alles. Doch bis es soweit war, mußte er um der Zukunft seines Planeten und seines Volkes Willen – überleben. Er war der Schöpfer der Jäger und sie würden mit der Zeit immer besser werden. Sie wären die Einzigen, denen es je gelänge den Dunklen Lord aufzuhalten und zu töten. Sie wären gemeinsam seiner Macht ebenbürtig. Dies war die Stunde, in der die Jäger geboren waren. Nie wieder sollte sich sein Volk einer solchen Gefahr schutzlos ausgeliefert sehen. – Alles mußte ein Gleichgeweicht haben, das wußte er nun, denn die hatte ihm sein Vater zwischen den Worten mitgeteilt.

Er stand am Eingang der Höhle und sah zum schwarzen Himmel. (Warte nur Dunkler Herrscher. Eines Tages werden dir welche gegenüber stehen, die deiner würdig und ebenbürtig sind. Dann wirst du es nicht mehr so leicht haben wie heute.) Seine Augen waren schmal und er wandte sich um, um wieder in die Höhle zu gehen. Als er Blicke auf seinen Rücken spürte, wandte er seinen Kopf um. Oben im Himmel unter den Wolken schwebte der Dunkle Lord und sah ihn mit seinen weißglühenden Augen an. (So? Werde ich eines Tages also Gegner haben? Und DU wirst sie mir schenken? – Also gut, um dieses zu erleben, will ich dich in meiner Nähe dulden. Du sollst deine Chance haben.) Überrascht über die kalte und doch warme Stimme in seinem Kopf sah er zu seinem Herrscher hoch und nickte. (Ich danke dir.) Als er erneut zu dem von schwarzen Wolken verhangenem Himmel sah war der Dunkle Lord verschwunden. Irgendwo tief in seiner Essenz wußte Arik, daß der Dunkle Lord ahnte oder wußte, daß es einen Ausgleich zu ihm brauchte. Das alles im Gleichgewicht sein mußte. Der Ausgleich - würden seine Jäger sein.

Mittwoch, 17. Januar 2007

©Die Kriegerin - Der Drachen im Garten

Der Drache im Garten
„Zeige mir was du gesehen hast und vielleicht werde ich dir dann glauben.“, sagte Numris zu Talla. „Aber ich … also gut. Komm mit.“ Das Mädchen nahm die Ältere an die Hand und führte sie in den Garten. Sie zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf einen Hügel aus aufgeschütteter Erde. „Siehst du?“ Talla wartete aufgeregt auf eine Antwort. Enerviert sah Numris auf den Hügel und ging in die Knie. „Talla ich sehe da nichts.“, sagte Numris so ruhig wie nur irgend möglich. Langsam war sie es leid. Jedes mal kam das Mädchen mit neuen Hirngespinsten an. Es wurde Zeit, daß sie in die Lehre zu jemanden kam, der ihr die Flausen austreiben würde. Alt genug war sie ja. Mit sieben war sie selber in Lehre gekommen. Nur fragte sie sich, wer ein solches Kind mit einer solch Lebhaften Phantasie bei sich aufnehmen würde. Jeden Tag fiel diesem Kind etwas Neues ein. Womit hatte sie das nur verdient? „Aber er ist da.“ Sie sog scharf die Luft ein und schluckte eine scharfe Antwort runter. „Talla, was soll denn da sein?“, fragte sie statt dessen bemüht ruhig. „Ein Drache.“ Sie hob im gespielten Interesse die Augenbrauen. „Ah, ein Drache. Nun dann spiel mit ihm, aber belästige mich nicht weiter, ich habe zu tun.“, sagte Numris nun. Talla sah sie mit großen Augen an. „Aber er ist da. – Wirklich.“ Mühsam beherrscht sah Numris ihre Tochter an. „Da ist kein Drache Talla und mir reicht es jetzt mit dir. Du wirst mir jetzt helfen, und wenn du fertig bist, gehst du ohne Essen in dein Bett.“, herrschte sie ihre Tochter an. Irgendwann mußte sie es ja mal lernen. Erst Feen, dann Elfen, Einhörner und jetzt ein Drache. Wo sollte das noch hinführen?
Sie faßte Talla hart am Arm und zog sie mit ins Haus. Sie sah nicht, wie sie den Kopf umwandte und entschuldigend zu dem Erdhügel sah. Und winkte.
Saif hob den Kopf als das Mädchen, Talla wieder kam. Er brauchte dringend Hilfe. Alleine kam er hier nicht weg. Sie versprach Hilfe zu bringen. Und die Hilfe die sie brachte, war ein Menschling, der ihn noch nicht mal sehen konnte und dazu die Ausbrüterin dieses Mädchens zu sein schien. Irgendwie tat ihm das Mädchen leid. Er legte seinen wuchtigen Kopf wieder auf den Erdhügel. (Menschen sind komisch.), dachte er. (Die einen können uns sehen und die anderen verleugnen uns, dabei sind wir doch auch ein Teil dieser Welt. Wieso können sie uns nur nicht sehen?) Saif dachte daran, Talla zu helfen und den Menschlingen zu beweisen, daß es sehr wohl noch Drachen gab, doch dazu mußte er erst mal hier weg und Hilfe bekommen. Lange konnte er so nicht liegen.
Numris verließ am nächsten Morgen das Haus. Sie wollte in der Stadt einige Besorgungen machen und sich nach einer Lehrstelle für Talla umsehen.
In der Stadt traf sie auf ihre Cousine Niali. Beide gingen gemeinsam zu dem stark besuchten Markt. Auf dem Markt war sie auf der Suche nach guten Stoffen und etwas Gemüse. Bei einem Fleischer hielt sie an und feilschte mit ihm um Garuk Schinken und Zuvalik Fleisch. Beides hatte sie günstig erstanden. Dafür mußte sie nächste Woche die Wäsche von dem Fleischer reinigen und nähen, aber es war günstig.
Am Brunnen machten die beiden eine Pause und setzten sich neben eine große hellhaarige Frau, die mit einer schwarzen Hose, einem weißen Hemd gekleidet war. An dem Hemd waren Schulterklappen befestigt. Ein schwarzer Umhang war daran fest gemacht. Sie trug schwarze Reitstiefel. In den Augen von Numris war sie eine Reisende die hier eine Pause machte. Reisende waren hier nicht selten. Die Fremde schöpfte etwas Wasser aus dem Brunnen und schnitt sich eine Scheibe Brot von einem Brotlaib ab, der neben ihr lag. Numris berichtete ihrer geschwätzigen Cousine was ihrer Tochter gestern wieder eingefallen war und das sie vor habe, heute ein Lehrstelle für sie zu finden. Das die Hellhaarige ihr aufmerksam zu hörte bekam sie nicht mit. Nach dem der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht war erhob sich Numris und sagte, das sie nun genug geschwätzt habe und nun jemanden finden müsse, der ihre Tochter bei sich in die Lehre nimmt und der ihr diesen Unsinn aus dem Kopf nehme. Sie richtete ihr unauffälliges Kleid und setzte sich mit dem Korb im Arm in Bewegung. Die Hellhaarige war ebenfalls aufgestanden und folgte ihr. In einer ruhigen Gasse sprach die Hellhaarige sie an. (Verzeih, aber ich habe eben dein Gespräch mit dieser Frau mitbekommen.) „Meiner Cousine.“, erklärte Numris. Die Hellhaarige nickte. (Du sprachst davon, daß du deine Tochter in die Lehre geben willst?) Numris nickte und so etwas wie Gier und Berechnung trat in ihre Augen. (Ich suche eine Schülerin. Und würde deine Tochter gerne zu mir in die Lehre nehmen. Sie wird bei mir wohnen und von mir und den meinen verpflegt.) Die Gier in den Augen wurde größer. Die Hellhaarige hatte ein undurchschaubares Gesicht. Keine Regung war in ihm zu erkennen. Auch die Augen schienen leer, ja tot zu sein. Numris versuchte ihr gegenüber richtig einzuschätzen. Es war schwer etwas zu erkennen. Da sie keinerlei Regung bei der sie überragenden Frau wahrnahm. Sie wirkte freundlich und souverän. Auf einmal erschien ihr diese Frau wie ein Geschenk des Himmels. Daß diese Frau innerlich breit grinste konnte sie nicht sehen. (Doch bevor ich mich entscheide, welches Mädchen ich aus dieser Stadt zu meiner Schülerin mache..) Sie lockte sie und übte in gewisser weise Druck auf Numris aus. Die Chancen, daß diese Fremde ihre Tochter mitnehmen sollte, sollte verkleinert werden. Sollte sie ruhig denken, daß sie hier noch einige Mädchen im Auge hatte. Das würde die Frau sehr schnell verhandlungsbereit machen, wenn es ihr denn wirklich ernst war. (Muß ich deine Tochter selber sehen und mit ihr sprechen.) Die Frau ihr gegenüber. Nickte benommen. Nein, diese Nachricht hatte sie nicht gut aufgenommen und sie würde jetzt alles tun, damit sie ihre Tochter mit nahm und nicht irgendeines der anderen Mädchen, die es nur in ihrem Kopf gab. Zerstreut fuhr sich Numris durch die Haare. „Ja, ja sicher. Bitte so folge mir und ich werde dich meiner Tochter vorstellen.“
Die Hellhaarige folgte Numris durch die Stadt, über einen kleinen gepflasterten Weg zu einem einsamen Haus. Numris betrat das Haus als erstes und rief nach ihrer Tochter. „Talla. Talla? – Wo steckt das Kind schon wieder?“ Mit ihrem guten Gehör vernahm die Hellhaarige eine Kinderstimme und eine andere, dunklere Stimme hinter dem Haus. Sie selber war vor der Tür stehen geblieben, da sie zu groß für das kleine Haus war. (Wo ist euer Garten?), fragte sie freundlich. „Da mußt du einmal um das Haus gehen.“ Numris sah sie verzweifelt und flehend an. Die hellhaarige lächelte sanft. (Keine Sorge.) Sie ging unter den wachsamen Blicken um das Haus herum und betrat den Garten. Die Mutter des Kindes war durch das Haus in den Garten gekommen.
Als Numris dazu kam, fand sie die Hellhaarige schallend Lachen vor. Sie verstand nicht wieso.
Sie sah nur ihre Tochter die neben dem aufgeschütteten Erdhaufen saß und ihre Hand in der Luft hielt.
Die Hellhaarige sah etwas anderes. Sie sah dort einen Jungdrachen auf dem Rücken liegen, der beschämt die Augen schloß als er ihrer Gewahr wurde. Talla hatte eine Hand sanft auf seinen Hals gelegt und unterhielt sich mit ihm.
Als die Hellhaarige das Bild sah blieb ihr nichts anderes übrig, als schallend zu Lachen. (Nun, Nutukei? Wie geht es dir?) Sie sah den Drachen an. (Wenn er hätte verlegen oder rot werden können, er wäre es jetzt.), dachte sie bei sich. (Bitte hilf mir Herrin. Ich kann mich nicht umdrehen) Die Hellhaarige gluckste. (Das sehe ich.) Sie wandte sich der Mutter des Kindes zu. (Deine Tochter wird mich noch heute begleiten, da ich heute Abreise. Packe alles für sie nötige zusammen.) Numris nickte, ohne zu wissen was sie davon halten sollte. Sie wußte nicht, was ihre Tochter getan hatte, das sie die Fremde so zum Lachen gebracht hatte, wandte sich aber um und betrat das Zimmer ihrer Tochter. Sie fühlte sich dumpf und taub. Sie verstand nicht so recht. Alles ging so schnell. Sie nahm eine Tasche in der sie alles an Kleidern und Spielzeug… Nein, kein Spielzeug, ab heute war ihre Tochter in der Lehre, da würde sie kein Spielzeug mehr brauchen, also packte sie nur das ein, was ihre Tochter ihrer Ansicht nach gebrauchen konnte.
Draußen im Garten machte sich die Hellhaarige daran, ihren geschuppten Freund zu helfen. (Laß das nicht deinen Vater hören Nutukei. – Du würdest schnell zum Gespött aller anderen Drachen werden.) (Als wäre es denen noch nie passiert.), empörte der erdfarbene Drache sich. Die Hellhaarige grinste breit. (Wie hast du das Glanzstück überhaupt geschafft?) „Er wich einem Greif aus und übersah den Baum da.“, antwortete ihre neue Schülerin eifrig. Kopfschüttelnd half sie dem Jungdrachen wieder auf die Beine, nach dem sie mit dem Blick dem ausgestreckten Arm des Kindes gefolgt war. (Wie konntest du nur diesen Baum übersehen?) (Das frage ich mich auch.), gab er betrübt von sich. Als er wieder auf seinen Beinen stand, verließ der den Garten und streckte auf dem Feld außerhalb des Gartens seine Schwingen aus. Behutsam überprüfte er sie nach einander. Als er feststellte daß alles in Ordnung war, erhob er sich in die Luft. (Flieg schon mal vor Nutus. Wir folgen dir.) Der Drache ist in Ordnung, stellte die Hellhaarige Frau erleichtert fest, (Nur sein Stolz wird gekränkt sein.), dachte sie schmunzelnd. Dann erinnerte sie sich an das Mädchen und wandte sich zu ihm um. Talla stand mit offenem Mund vor ihr und folgte dem immer kleiner werdenden Drachen mit den Augen. Die Fremde kniete sich hin und lächelte sanft. (Keine Sorge, Talla, du wirst ihn sehr bald wieder sehen.) Das Kind sah nun sie mit großen glänzenden Augen an. (Sieh, deine Mutter bringt dir deine Sachen. – Verabschiede dich ruhig von ihr.) Talla folgte dem Blick der Fremden. Sie rannte zu ihrer Mutter nahm ihr das Bündel aus der Hand und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuß auf ihre Wange. Dann war sie wieder bei ihr und umfaßte ihre große schlanke Hand so gut es ging. Die Hellhaarige nestelte einhändig an ihrem Bund rum und warf der Frau eine Börse zu. (Hier! – Das ist das Lehrgeld deiner Tochter. Gehe Vernünftig und Weise damit um!) Die Hellhaarige wandte sich mit ihrer Tochter um und verließ den Garten, während die Mutter die Börse aufhob und die Münzen zählte. Erst da begriff sie, daß diese Fremde nicht gesprochen und doch gesprochen hatte.
Die Hellhaarige ging ein Stück des Weges den sie gekommen war und wich von dem Pfad ab. Sie ging zu dem Wald, wo sie bereits erwartet wurde. Dort stand ein Elf, der leicht seinen Kopf neigte. „Wie ich sehe warst du erfolgreich.“, begrüßte er sie grinsend. Sie nickte stumm. (Ist alles bereit?) „Wann immer du willst.“, sagte der Elf leicht den Kopf neigend. Sie nickte kurz und sah zu dem Mädchen. (Nun Talla? Bist du bereit ein neues Leben zu beginnen?) Das Kind sah sie mit großen Augen an und nickte begeistert. Die Frau lächelte warm. (Gut. – Wir sollten herausfinden, warum sie euch nicht sehen können. Ich finde diese Entwicklung besorgniserregend.), sagte sie dem Elfen zu gewandt „Das liegt daran, daß wir andere Schwingungen haben.“ Die Frau wandte sich dem Mädchen zu. (So?) Sie nickte eifrig. „Ja, keiner von denen kann etwas anderes wahrnehmen und sehen.“ (Aber du kannst es wie mein Freund hier berichtet hat.) Wieder nickte das Kind eifrig. Der Elf war weggegangen und nestelte an etwas rum. Als er fertig war, sah Talla einen Luftwagen. Die Fremde genoß die großen neugierigen Augen des Kindes. (Na komm, wir wollen los.), sagte die Fremde freundlich und reichte ihr ihre Hand.
Talla nahm sie zögernd, aber begeistert. Bevor sie in den Luftwagen stiegen hielt Talla an. „Duhu, wer bist du eigentlich?“ (Die Herrin des Lichts.), antwortete die Fremde lächelnd und half Talla in den Luftwagen.

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Freitag, 12. Januar 2007

Ein langer Weg zu gehen....©


Diese Geschichte ist ein Teil meiner eigenen Geschichte. Ich habe sie nur ein klein wenig verändert ;). Ach em, vorsicht, diese Geschichte ist länger als die anderen hier ;). Ansonsten wünsche ich viel Spaß bei dem Lesen.



Ein langer Weg zu gehen...
© by DVH 2007


Als sie dazu kam, flog ihr gerade ein Tisch um die Ohren, dem sie gerade noch ausweichen konnte. Sie wurde knapp von dem Tischbein verfehlt. Das Adrenalin schoß durch ihre Venen. Ein schmaler Blutstreifen lief über ihre Wangen. (So was...) Mit der Hand wischte sie über die Stelle und sah sie sich an. (Hm, dafür das daß hier eine ruhige Kneipe sein soll...) Sie wich gewandt einem Stuhl aus. (..ist hier sehr viel los.) Sie blieb an der Tür stehen und überflog kurz die Situation. Ihr Blick war ebenso geschult wie sie selber.
Sie löste ihren Umhang von der Schulter und zog ihre schwarzen Lederhandschuhe aus. Beides legte sie sorgfältig auf einen Stuhl zu ihrer linken.
Wie sie sah, standen kaum noch Möbel wie sie stehen sollten. Es sah aus wie ein Schlachtfeld. Stühle und Tische waren umgeworfen oder zerstört. In der Mitte des ganzen Chaos stand eine junge Frau mit einem von Wut verzerrtem Gesicht. (Sie ist also die Ursache.) Sie fragte sich, wie jemand, der so schwach aus sah über solche Kräfte verfügen konnte. Sie hatte bemerkt, das die Gäste überall Schutz gesucht hatten. Ebenso fiel ihr auf, das diese Wahnsinnige vor ihr, ihre Waffen – denn nichts anderes waren im Moment Tische und Stühle – überall hinwarf, nur nicht da wo sich die Gäste aufhielten. Nachdenklich zog sie die Augenbrauen zusammen. (Es ist als wolle sie keinen verletzen.) Als sie ihr kurz in die Augen sehen konnte, erkannte sie den Wahnsinn und die Verzweiflung in den Augen. Sie biß sich auf die Unterlippe und dachte nach. Lange konnte sie nicht hier stehen bleiben, aber sie konnte auch nicht gehen... Dazu war das was hier war zu gefährlich. Sie spürte nach der Frau und nahm mehr wahr als sie vermutete. Sie nickte kurz und grimmig und nahm eine Position für einen Angriff ein. Sie wartete auf den richtigen Augenblick. Als die Frau erneut einen Stuhl – oder seine Überreste griff - hatte sie ihr den Rücken zu gewandt.
Sie reagierte. Schnell war sie aus ihrer Ecke raus und hastete über die zerstörten Tische und Stühle. Als sie einigermaßen in Reichweite war, sprang sie ihr in den Rücken und umfing sie mit beiden Armen. „Nein, hör auf! Du hast genug Schaden angerichtet.“, sagte sie so ruhig sie konnte. Sie mußte ihre Erregung verbergen. Eine Erregung, die sie jedesmal vor einem Kampf hatte und ihr die nötige Kraft gab. Nur war die kein Kampf auf Leben und Tot, sondern ein unfairer Kampf, in dem sie nur jemanden stoppen mußte. Sie lag auf dem Rücken der Frau. Jene lag bäuchlings auf dem von Holzspäne bedeckten Steinboden.
Die vom Wahnsinn befallene Frau wehrte sich und versuchte sich aus ihrem Griff raus zu winden. Sie lächelte grimmig. „Vergiß es!“ Sie konnte es verstehen. An ihrer Stelle hätte sie nicht anders reagiert wenn sie jemand von hinten angriff und mit einem eisernen Griff umfing. Sie mußte durchhalten, bis die andere müde und erschöpft wurde. Dann hatte sie einen Teil des Kampfes gewonnen.
Es dauerte lange, bis die Gegenwehr und die Versuche des sich Herauswindens schwächer wurden. Sporadisch kamen noch Versuche aber nicht mehr in der Stärke, die auch sie selber anstrengte und einiges abverlangte. Auch sie wurde langsam müde. Sie mußte durch halten, bis die Gegenwehr ganz nach ließ.
Endlich war es soweit. Sie lächelte gezwungen, als sie sich von ihr löste und schwer atmend neben sie setzte. Dafür das sie so schwach auszieht und so klein wirkt, verfügt sie über eine erstaunliche Ausdauer und eben so erstaunliche Kräfte. Sie machte sie daran die junge Frau auf den Rücken zu drehen. Sie seufzte und sah ihr ins Gesicht. Es war ein weiches, zartes, sanftmütiges Gesicht, und doch voll Schmerz und Leid. Die Augen waren geschlossenen. An der Atmung konnte sie erkennen, das sie bewußtlos war, oder schlief. Unwillkürlich mußte sie grinsen. (So was, tobt hier herum, zerlegt eine Kneipe in der es immer ruhig zu geht, und schläft anschließend.) Sie lachte in sich hinein. „Also gut, dann wollen wir mal.“ Sie erhob sich langsam. Jemand, einer der Gäste, ein blonder Hüne mit einem feisten Grinsen, reichte ihr ihren Umhang und ihre Handschuhe. Aus irgend einem ihr unbekannten Grund hätte sie ihm am liebsten mit dem Handschuh sein feistes Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. Sie nahm mit einem stummen Nicken beides entgegen. Zog die Handschuhe an und befestigte den Umhang an den Schulterklappen. Die strahlend blauen Augen sahen sie unverwandt an. „Was ist?“, fragte sie mit ungewollter Schärfe in ihrer Stimme. Dieser Kampf hatte mehr erschöpft als sie gedacht hatte. „Brauchst du Hilfe?“, entgegnete er ungerührt. Sie nickte. „Ich brauche einen Wagen und ein Pferd. Ich will sie zu dem Palast der Herrscherin bringen, dort kommt sie in Gewahrsam.“ Der Hüne zuckte unmerklich zusammen, nickte aber. Die anderen Gäste hatten sich aus ihren Verstecken hervorgewagt. „Ich habe einen Karren und ein Pferd. Ich stelle ihn dir gerne zur Verfügung.“ Sie nickte dem Bauern müde zu. „Ich bringe sie auf den Wagen.“ Der Bauer verließ die Kneipe. Kurze Zeit später hörte man das Geräusch von Hufen auf Pflastersteinen und das Geräusch eines Wagen. Der Hüne war an die bewußtlose oder schlafende Frau herangetreten und kniete sich neben sie. Sanft schob er seine Hände unter ihren Nacken und ihre Kniee. Behutsam richtete er sich mit ihr auf den Armen auf. Sie betrachtete das Geschehen mit einem Anflug von Eifersucht. Er sah sie nur stumm mit einem leicht gequälten Blick an. Sie nickte und setzte sich in Bewegung. Der Wirt kam hervor und fragte, wer für den entstandenen Schaden aufkäme. „Komme morgen zu der Herrscherin, dort wird dir der entstandene Schaden ersetzt.“, sagte sie leicht gereizt mit dem Rücken ihm zugewandt. Er hatte den Mund geöffnet um zu protestieren, dann sah er auf das Emblem auf ihrem Umhang. Dort war das silberne Dreieinigkeitszeichen. In ihm waren ein Falke, ein Baum und das Zeichen für Unendlichkeit, das Emblem der Herrscherin. „Du bist ein Mitglied der Herrscherin?“ „Ich bin ihre Garde.“, entgegnete sie in einem Tonfall der verständlich machte, das sie nicht weiter zu einer Diskussion bereit war. Er nickte und sagte, das er morgen in den Palast der Herrscherin kommen wollte. Sie nickte kurz zum Gruß und verließ die Kneipe mit dem Hünen im Rücken, der ihr folgte.
Draußen war es kalt und naß. Es fröstelte sie leicht. Dem Hünen schien die Kälte nichts auszumachen. Er war in schwarzem Leder gekleidet und war sehr muskulös und durchtrainiert zu sein. An seiner rechten Seite hing ein Schwert. Der Karren stand vor der Tür. Der Bauer daneben. Er wirkte nervös. „Hol dir deinen Wagen im Palast der Herrscherin ab.“ Er nickte erleichtert und ging wieder in die Kneipe. Wahrscheinlich würden sie jetzt das aufrichten und hinstellen, was noch nutzbar war und sich betrinken. Sie seufzte, es war deren gutes Recht, deswegen war sie heute ja nur hier her gekommen. Um einmal abschalten zu können.
Der Hüne legte die bewußtlose Frau behutsam und sanft auf den Karren. Sie bemerkte die Zärtlichkeit mit der ihr sie bedachte, und bemerkte einen Stich in ihrem Herzen. Er pfiff kurz und einen Augenblick später kamen zwei Pferde zu ihm. Er stieg auf eines von ihnen. „Ich werde dich begleiten.“ Sie war zu müde um zu protestieren und nickte nur. Beide schienen nicht von hier zu sein. Und da er scheinbar zu ihr gehörte, mußte er sie begleiten, auch um der Herrscherin ein paar Fragen zu beantworten, die sie sicherlich hatte.
Sie machten sich auf den Weg durch die Stadt zu dem Palast. Es dämmerte und Laternen waren entzündet worden. Wie seltsam, Kerzen wurden von den meisten dem künstlichen noch immer vorgezogen. Es war ihre Entscheidung. Und es ihnen verdenken konnte sie nicht.
Der Hüne ritt schweigsam neben dem Karren her. Hinter dem Karren lief das herrenlose Pferd. Sie selber saß auf dem Bock des Karren.
Als sie am Palast, am Ende der Stadt, angekommen waren hatten schon die Wachen die für die Nacht eingeteilt worden waren ihren Posten eingenommen. Sie begrüßten sie mit einem Nicken, welches sie entgegnete. An ihrer düsteren Miene und den Umständen sahen sie davon ab unnötige Fragen zu stellen oder mit ihr sprechen zu wollen. (So viel zu meinem freien Tag.), dachte sie düster.
Sie fuhr durch den äußeren Hof an den Stallungen, der Unterkünfte der Wachhabenden Soldaten in den mittleren Hof wo die Soldaten untergebracht waren. Der Weg zu dem Palast der Herrscherin führte durch fünf Höfe. Der erste und der zweite gehörte nur den Soldaten und deren Tiere sowie den dortigen Angestellten, die sich um die Stallungen kümmerten.
Im dritten Hof waren eine Bäckerei, ein Schlachter, Schmiede Waffenkammer und anderes.
Im vierten und letzten Hof waren wieder Stallungen, und das Gros der Elitekämpfe und ein Teil der Garde der Herrscherin untergebracht. Dort fuhren sie jetzt durch, den Irrgarten der Wege hinter sich lassend fuhr sie direkt bis vor die Stufen des Palastes. Dort kam ein Diener angerannt der die Zügel des Karrens hielt, als sie von dem Bock stieg. Der Hüne machte keine Anstalten abzusteigen und betrachtete mißbilligend den Diener, der sein Pferd hielt. Sie winkte ihm an die Seite zu treten und zu warten. Der Diener im blau – silbernen Livree und dem Dreieinigekeitsembelm auf der Brust verneigte sich und trat an die Seite. Seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie bedeutete eine Wache zu ihr zu kommen und bat den grobschlächtigen Soldaten der Herrscherin auszurichten, das sie im Hof benötigt wird. Er nickte und eilte davon.
Während sie warteten, dachte sie nach. Sie wollte diese Frau nicht einsperren. Sie hatte es nur gesagt, um die Bauern und die anderen Gäste zu beruhigen. Es war grausam genug, das sie gespürt hatte, als sie in den Geist der Frau eingedrungen war, das sie sich nicht dagegen wehren konnte und daran innerlich zerbrach und enorm litt. Der Hüne hatte während des Rittes zu dem Palast kein einziges Wort gesagt. Er hatte sie immer wieder sorgenvoll betrachtet. „Sag mir, was bedeutet sie dir?“ Der Hüne sah sie mit seinen strahlend blauen kummervoll an. „Sie hat mir vor langer Zeit mein Leben gerettet und mir meinen Weg gezeigt. Sie ist meine Mentorin und noch wesentlich mehr.“, entgegnete er ruhig. Sie mußte eine Verblüffung verbergen. (Seine Mentorin?) Damit hatte sie nicht gerechnet, deswegen hatte er sie auch nicht aufgehalten. Ein Schüler griff niemals seinen Mentor an, egal was geschah, so lange jener sein Mentor war. „War sie schon immer so?“ Er schüttelte sachte den Kopf. „Nein, sie war anders. Nicht so.“, entgegnete er mit fester Stimme. Sie vermutete das daß die Aufrichtigkeit seiner Worte unterstreichen sollte.
Endlich kam die Wache wieder. Er war selber gerannt anstatt jemand zu schicken. Der Arme. Sie lächelte leicht. Als sie der Herrscherin gewahr wurde, kreuzte sie ihre Arme vor der Brust und verneigte sich. Der Hüne machte keinerlei Anstalten sich vor ihr zu verneigen. Wieder spürte sie das Bedürfnis diesem Mann ihre Handschuhe samt Inhalt ins Gesicht zu schleudern. Wie unverfroren und respektlos er sich verhielt. Als sie sich wieder aufrichtete sah sie die Herrscherin im Schein der Fackeln lächeln. „Es ist schon gut Seii.“ Sie legte eine Hand sanft auf ihre Schulter. Seii nickte. Die Herrscherin wandte sich dem Hünen zu. „Sag mir deinen Namen.“ „Dark.“ Er sah ihr unerschrocken in die Augen. „Und diese junge Frau?“ Die Herrscherin hatte sich der bewußtlosen Frau auf dem Wagen zu gewandt. Kurz hellte sich ihr Gesicht auf und Seii meinte so etwas wie Freude und wiedererkennen gesehen zu haben. Sie mochte sich auch irren. „Kiameres.“, antwortete der Hüne. Die Herrscherin nickte kurz und bedächtig. Anhand ihrer Haltung wußte Seii, das die Herrscherin ihm das nicht glaubte, aber es dabei bewenden ließ. „Nun Seii, wieso hast du diese beiden zu mir gebracht?“ Seii richtete sich auf und nahm Haltung an. „Ich kam in Turvan’s Kneipe und sah wie sie die gesamte Einrichtung der Kneipe zerstört hatte. Sie verfügt trotz ihrer Gestalt über gewaltige Kräfte. Als ich die Kneipe betrat, hat mich ein Tisch knapp verfehlt.“ Seii berichtete alles, auch das was sie mitbekommen, gesagt und getan hatte. Die Herrscherin hörte Seii bis zu dem Abschluß ihres Berichtes an. Dann wandte sie sich nachdenklich mit Händen auf dem Rücken verschränkt der immer noch bewußtlosen Frau zu. „Ich habe keine Zweifel was deine Worte anbelangt. Und dennoch bezweifle ich, das eine Frau in der Lage ist einen schweren Tisch wie er in Kneipen zu finden ist, durch die Luft schleudern kann, wie einen Speer. Selbst ein Hüne wie dieser Mann dort hätte seine Schwierigkeiten.“ Der blonde Hüne tat unbeteiligt. In seinem Gesicht und seinen Augen war schwer abzulesen, was er dachte. Auch seine Gedanken, hielt er sorgfältig verborgen. Seii fragte sich, wer dieser Mann wirklich ist, und seine Begleiterin. „Ich denke, das deine Worte zu treffend sind, aber sie wegen einer Erkrankung ihres Geistes in Gewahrsam zu nehmen ist eine zu harte Strafe. – Ich werde sie und ihren Gefährten in eine Unterkunft in meiner Nähe unterbringen. Einer meiner Heiler wird sich ihrer annehmen. Bringt die Tiere in den Stall. Auch das Pferd des Bauern und tauscht seinen Karren gegen einen besseren Wagen aus.“ Seii wurde warm ums Herz. Deswegen liebte sie die Herrscherin und würde niemals von ihrer Seite weichen. Sie wandte dennoch bedenken an, was die Unterbringung der beiden Fremden in der Näher der Herrscherin betraf. „Du denkst zu viel Seii und folgst selten deinem Herzen. Du bist eine gute Leibwache, aber im zwischenmenschlichen fehlt dir einfach etwas. Zu dem bist du einfach zu mißtrauisch. Es geschieht – wie ich es sagte.“ Der Hüne stieg von seinem Pferd und begab sich auf den Karren um Kiameres mit der gleichen Behutsamkeit auf die Arme zu nehmen, wie er es in der Kneipe schon getan hatte. Seii betrachtete die Herrscherin, die das Ganze mit einem reglosem Gesicht beobachtete. Der Hüne folgte einem Diener der angewiesen worden war, sie zu ihren Unterkünften zu bringen. Die Herrscherin selber blieb hinter ihnen zurück.
„Seii, wieso bist du eifersüchtig?“ Seii zuckte wie von einem unsichtbaren Schlag getroffen zusammen. Betreten senkte sie den Kopf. „Wieso mißgönnst du ihr diesen Mann?“ Ich mißgönne ihn ihr nicht.“, verteidigte sich Seii. „Ich beneide sie.“ „Weil sie etwas haben, das du niemals haben wirst?“ Die Herrscherin sah sie mit einem durchdringenden Blick an. „Es ist kein Geheimnis, daß ich dir zu getan bin.“ Die Herrscherin seufzte. „Nein, das ist es wohl nicht. Und dennoch gibst du dich weiter der Utopie und der Hoffnung hin, das ich deine Liebe eines Tages erwidere. Wieso quälst du dich selber? Es wird nie sein, außer in deiner Phantasie.“ Damit wandte sich die Herrscherin um und stieg die Stufen zu ihrem Palast empor. Seii blieb hinter ihr zurück und sah ihr nach wie ein geprügelter Hund. Sie war die Stimmungsumschwünge der Herrscherin ja schon gewöhnt, aber noch nie hatte sie ihr in aller Klarheit solche Worte vor anderen gesagt. Sie hatte ihre Zuneigung bisher immer toleriert. Nun hatte sie ein Abweisung in aller Öffentlichkeit erhalten. Mit einem nicht erfreuten Gesichtsausdruck brachte sie das Pferd der Kiameres in den Stall. Ein Stallbursche nahm es ihr ab und sie ging wortlos in den Palast.
Dark folgte dem Diener in seinem Livree. Seine Augen nahmen alles auf. Liebevoll betrachtete er ab und an das Gesicht der Bewußtlosen. Er folgte dem Diener durch viele Gänge und über viele Stufen um schließlich irgendwo in diesem Irrgarten vor den Quartieren an zu gelangen, die ihm und Kiameres, wie er sie genannt hatte, zu gewiesen worden waren. Nach der Unterkunft der Herrscherin fragte er nicht, denn es interessierte ihn nicht. Er brachte Kiameres zu dem Bett und legte sie sanft dort ab. Der Diener wartete in der Tür. Der Hüne setzte sich knarrend auf einen Stuhl der neben dem Bett stand. Den wartenden Diener ignorierend nahm er ihre schlanke Hand in seine großen schwieligen Hände. Er wollte bei ihr sein, wenn sie zu sich kam. Wenn sie doch nur seine Gefühle erwidern könnte. Er verzog seine Mundwinkel. Lange schon hatte er sich damit abgefunden, nie ein Teil ihres Lebens zu sein. Sie war einfach nicht für Männer bestimmt. Und selbst bei Frauen hat er sie noch nie liegen sehen Was er an ihr bewunderte war ihr Unbefangenheit und wie sie mit allem umging. Er war damals ein Dieb, als er ihre Börse stehlen wollte, hatte sie ihn erwischt und vor die Wahl gestellt. Seit dem war er gewachsen. Geistig, körperlich und seelisch. Er spürte, das sei beide etwas verband, was über den normalen Verstand hinaus ging. Auch sie mußte es wahr genommen haben, denn als er aus der Lehre des Schwertmeisters kam zu dem sie ihn geschickt hatte, nach dem sie ihm nichts mehr hatte beibringen können, akzeptierte sie seine Nähe und das er sie über all hin begleitete. Wie er wußte, geschah das selten, das sie einen Schützling wieder zu sich nahm oder in ihrer Nähe duldete.
Damals war er frech und unerfahren gewesen. In einem Übungskampf hatte sie im gesagt, das in einem Kampf fast alles erlaubt sei. Als er die Chance hatte, nutzte er sie und küßte sie. Sie war verblüfft und stieß ihn von sich weg. Sie war erbost über diese Dreistigkeit gewesen. „Wie kannst du es wagen?“, hatte sie gefragt. Er erwiderte nur, das sie selber gesagt, das in einem Kampf fast alles erlaubt sei. Sie starrte ihn an und hatte dann gelacht. Damals war sie noch für jeden Spaß zu haben... Doch in den letzten Monden hatte sich das verändert. Sie war zurück gezogen und stark in sich gekehrt. Sie ritten einfach durch das Land ohne Ziel. Dort wo man Hilfe brauchte war sie da, blieb aber nie lange. In den letzten fünfzehn Tagen hatte sich ihre emotional Verfassung stark verändert und in das Gegenteil von dem, was sie vorher war, verkehrt.
Seine Herrin versank zu sehend in Düsternis.
Und heute in der Kneipe... das war die Spitze des Ganzen. Er konnte sich nicht gegen sie stellen. Es war einfach nicht möglich... Noch lernte er von ihr, auch wenn er sie von ganzem Herzen liebte.
Ihr Hand war kalt, bemerkte er als er sie fester umschloß.
Die Herrscherin betrat den Gang zu ihren Räumlichkeiten. Sie hatte den beiden bewußt Unterkünfte in ihrer Nähe geben lassen, weil sie wußte was Seii nicht wußte. Sie hatte die bewußtlos Frau erkannt und auch den Hünen. Lange schon hatte sie auf diesen Tag gewartet. Auf dem Tag, an dem zu ihr zurück kehrt, was zu ihr gehörte. Sie hatte sie einst in Freiheit gehen lassen. Sie sollte ihre Erfahrungen machen, ohne an sie gebunden zu sein. Deswegen war sie in einer Nacht in der sie geschlafen hatte gegangen ohne sich zu verabschieden. Es war schon sehr lange her und sie dürfte sie bereits vergessen zu haben, so wie sie sie fast vergessen hatte.
Sie war das geworden, was sie einst war – eine Herrscherin. Bevor sie in ihre Räumlichkeiten ging wollte sie noch einmal nach ihren Gästen sehen. Sie sah den Diener vor der Tür stehen. Er schien müde zu sein. „Was ist los?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte. „Der Hüne will nicht von ihrer Seite weichen. Ich will aber nicht eher gehen, als bis ich ihm seine Unterkunft gezeigt habe.“ Sie lächelt leicht. „Es ist in Ordnung. Das werde ich tun.“ Der Diener, ein junger Mann mittleren Alters sah sie überrascht an. Nickte dann aber, verneigte sich mit zwei überkreuzten Armen vor der Brust und ging. Sie sah dem sehr müden Diener an. (Ich werde ihm Kiameres unterstellen. Doch erst soll er sich einen Tag lang ausruhen.) Sie öffnete die Tür und fand den Hünen auf einem Stuhl schlafend vor. Kiameres war noch immer ohne Bewußtsein. (Und wird es wohl eine Weile bleiben.), dachte die Herrscherin leicht süffisant lächelnd. (Es tut mir leid, aber ich habe keine andere Wahl. Du würdest an meiner Stelle nicht anders handeln.) Sie griff mit ihren Gedanken aus und berührte sanft und behutsam die Gedanken der bewußtlosen jungen Frau. Nur um sie dann unbarmherzig mit ihrem Willen noch tiefer in die Bewußtlosigkeit zu treiben. Der Hüne regte sich. Er hob den Kopf und sah die Herrscherin durchdringend an. Rührte sich jedoch nicht. Er wartete bis sie wieder mit ihrem Geist in ihrem Körper war. Erst dann hob er sich mit der Hand am Schwert. Eine sehr unfreundliche Geste, die aber auch verdeutlichte, das er Kiameres mit seinem Leben beschützen würde. „Du willst doch nicht, das ich sie in Ketten legen lassen muß, oder?“, sagte sie leichthin und mit einem drohenden Unterton. Der Kiefer des Hünen arbeitete. Der Griff um seinem Schwert wurde fester. „Wenn ihr irgendwas geschieht, werde ich dich töten!“, zischte er. „Ich habe ihr mein Schwert geliehen und mich damit in ihre Dienste gestellt. – Ich lasse nicht zu, das du ihr schadest.“ Sie lachte. „Es haben schon viele versucht mich zu töten – Dark, doch bis heute hat es keiner von ihnen geschaffte. Wie du siehst lebe ich noch immer.“ Sie sahen einander unverwandt an. Keiner der beiden würde den Blick als erstes abwenden. „Ich glaube auch nicht, das sie damit einverstanden wäre, das du mir etwas tust.“ Damit wandte sie sich um und schloß die Tür hinter sich. Jetzt hatte er etwas zum Nachdenken. Leicht lächelnd betrat sie ihre Räumlichkeiten, wo sie ihre beste Heilerin aus dem Dienst der Göttin erwartete. Wäre sie wohl überrascht jener wieder zu begegnen, die sie einst zu dem Tempel der Göttin und in deren Dienste gebracht hatte ? Ob sie sich noch an sie erinnerte?
Sie sah die rothaarige Priesterin auf einem gut gepolsterten Stuhl sitzen. Als sie eintrat erhob sie sich. Sie verneigte sich nicht und kreuzte auch nicht die Arme vor ihrer Brust. Die Herrscherin lud sie ein, etwas mit ihr zu trinken. Die Priesterin, Izumilana war ihr Name, nahm die Einladung an.
Sie reichte ihr ein Glas mit goldgelber Flüssigkeit und setzte sich neben sie mit eben der selben Flüssigkeit in ihrem Glas. Beide saßen vor dem Feuer des Kamins. Die Priesterin nippte an der Flüssigkeit. „Was ist das?“ „Eine neue Erfindung meines Braumeisters Braccar. – Er nennt es Wiotul, aber er überlegt noch einen besseren Namen dafür.“ Die Priesterin nickte. „Ich würde auch einen besseren Namen dafür suchen. Wiotul hört sich an wie ein Krankheit.“ Die Herrscherin lachte. „Also Amber, weswegen hast du mich rufen lassen? Du scheinst in bester Verfassung zu sein.“ Die Herrscherin nickte. „Es geht nicht um mich. Ich habe hier zwei Gäste. Und eine davon ist schwer im Geist erkrankt.“ Mit knappen Worten gab Amber die Worte Seiis wieder. Die rothaarige Priesterin starrte nachdenklich ins Feuer. „Hm, verstehe. – Ich kann da aber nicht sofort etwas bewirken. Ich werde mich mit einigen meiner Priester und der Göttin beraten, wie ich helfen kann.“ Die Herrscherin nickte und fügte noch hinzu, das jene, um die es ging von einem blonden Hünen begleitet würde, der ihr nicht von der Seite weicht. Amber beschrieb den Hünen und fügte hinzu, das er gar nicht so böse ist, wie er tut. Seine klaren freundlichen Augen würden ihn verraten, und die Sorgen die in ihnen lagen. „Kann ich nach ihr sehen?“ „Sicher nur erwarte nicht zu viel. Als sie hier ankam, war sie noch immer ohne Bewußtsein. Ich habe sie noch tiefer in die Bewußtlosigkeit getrieben.“ Als sie den überraschten und empörten Blick spürte entgegnete sie: „Ich will ihr die Ketten ersparen. Denn wenn das gleiche geschieht wie in dem Gasthaus, wird es keinen geben der sie aufhalten kann. Seii hatte das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, doch bei dem nächsten mal wird es nicht mehr gelingen, und dann werde ich sie in Ketten legen müssen. Und das will ich ihr ersparen.“ „Du bist doch sonst nicht so zaghaft, wenn es darum geht, jemanden in Ketten zu legen?“, fragte die Priesterin verwundert. „Es ist noch keine Kette geschmiedet worden, die diese Frau hält.“, gab Amber schwer zurück. Die Priesterin erkannte, das es besser war nicht weiter nach zu fragen. „Also gut.“ Sie stellte ihr Glas auf dem Beistelltisch ab. "„Zeig mir um wen es sich handelt.“ Izumilana hatte sich erhoben. Ihr Kleid raschelte. Überrascht hob Amber eine Augenbraue. „Du trägst heute ein Kleid?“ „Ich war hier am Hofe tätig.“, antwortete die Priesterin. Auch die Herrscherin hatte sich erhoben und stellte ihr Glas neben das der Priesterin. Gemeinsam verließen sie den Raum der Herrscherin und gingen auf die Tür gegenüber zu. „Dir gegenüber? – Was hat Seii dazu gesagt?“ Die Herrscherin nahm mit Freuden die Verblüffung der Priesterin zur Kenntnis. Also gab es doch noch etwas, was sie überraschen konnte. „Seii sollte endlich akzeptieren, das ihr Verlangen und ihre Liebe nach mir nicht erwidert wird.“, erwiderte sie knapp. „Sie ist meine Leibwache – und mehr sollte sie nicht erwarten geschweige denn erhoffen.“ Die Herrscherin umfaßte den Griff der Tür und öffnete diese leise. Der Hüne hatte sich erhoben, das Schwert blank gezogen in seiner Hand. Unverhohlen feindselig sah er beide Frauen an. Unbeeindruckt trat die Priesterin in den Raum. Schnell war der Hüne um das Bett herum und setzte die Spitze des Schwertes an ihre Kehle. „Einen Schritt weiter und ich töte dich.“, zischte er. „Und wer hilft dann jener die du so eifrig beschützt?“, entgegnete sie kühn. „Wenn du willst, das es ihr besser geht, läßt du mich besser zu ihr, damit ich ihr helfen kann. Doch erwarte keine Wunder, alles braucht seine Zeit, auch die Heilung des Geistes.“ Unerschrocken hob sie einen Arm und drückte das Schwert mit dem Zeigefinger zur Seite. „So, da das jetzt geklärt ist, werde ich mich um jene kümmern....“ Sie war an den Hünen vorbei und an das Bett herangetreten. Ihr Blick war auf das Gesicht jener die ihrer Hilfe bedurfte gefallen und ließ sie mitten im Satz verstummen. Für einen kurzen Moment wußte sie nicht ob sie sich Freuen sollte oder nicht, dann überwog ihre Disziplin und die geschulte Priesterin übernahm wieder die Kontrolle. „Verstehe. – Ich werde mich mit der Göttin beraten. Im Morgengrauen werde ich zurück sein.“ Sie wandte sich um und verließ steif den Raum. Amber jedoch lächelte ins geheim. Das Rad fing an sich zu drehen.
Im Morgengrauen kehrte Izumilana in Begleitung ihrer Garde, die sie als Hohepriesterin auswies, in den Palast zurück. Sie wartete auf eine Audienz bei Amber.
Beide hatten die vergangene Nacht sehr wenig Schlaf gehabt, und es würde wohl auch dauern, bis sie selber wieder richtig Schlaf bekam. Zwei ihrer Garden standen in unmittelbarer Nähe und waren wachsam. Die Hand immer am Schwert, und bereit jederzeit einzugreifen und anzugreifen. Einer ihrer Garden trug einen Beutel, dessen Inhalt Amber wohl nicht sehr erfreuen würde.
Endlich kam Amber und setzte sich mit ihr an den reich gedeckten Frühstückstisch. Izumilana hob die Hand und winkte der Garde mit dem Beutel. Diese trat vor und übergab den Beutel schweigend, dann kehrte er an seinen Platz zurück. Amber beobachtete das ganze leicht amüsiert. „Du bist heute in Begleitung unterwegs?“ „Die Göttin bestand darauf, daß ich meine Garde mitnehme.“ „Scheinen unruhige Zeiten zu werden.“, stellte Amber fest. Die Priesterin nickte und warf ihr den Beutel zu. „Sehr unruhige Zeiten.“, sagte sie dabei. Die Herrscherin fing den Beutel geschickt auf. Mit zwei schnellen Griffen hatte sie ihn auf. Als sie rein sah, verdüsterte sich ihr Gesicht. Sie schloß den Beutel und legte ihn auf den Boden neben sich. „Laß uns erst mal frühstücken, bevor wir uns den ernsten Dingen zu wenden.“ Die Priesterin nickte.

Dark hatte die ganze Zeit wachend an ihrem Bett verbracht. Er wollte nicht schlafen, auch wenn er wußte, das sie so schnell nicht wieder aufwachen würde. Zu dem mußte er sie vor dieser Herrscherin beschützen, deren Kräfte ihm unbekannt waren. Aber die rothaarige Priesterin schien anders zu sein. In dem Teil der Welt wo sie herkamen, waren Priesterinnen und Priester unantastbar. Wie war es wohl hier? Als er sie gesehen hatte und sie sich nicht von seinem Schwert einschüchtern ließ, war etwas in ihm aufgeflammt. Er hatte sie angefangen zu lieben, so wie er seine Herrin liebte, das irritierte ihn. Wie kann er für zwei Frauen, die gleichen Gefühle haben? Irgendwie fühlt er sich schuldig. Er beugte sich über sie und gab ihr einen zärtlichen Kuß auf die Stirn. „Guten Morgen.“, sagte er sanft. „Ich hoffe du hast gut geschlafen?“ Er machte sich dran sie zu waschen, als sich die Tür öffnete und zwei Dienerinnen eintraten. Sie sahen ihn schockiert an. Er wiederum begutachtete sie verständnislos. Eine von ihnen hatte ein Tablett in der Hand, sein Frühstück vermutete er. „Aber junger Herr, das könnt Ihr doch nicht machen.“, empörte sich die Ältere. „Und ob ich das kann. Es ist nicht das erste mal das ich sie pflege. Danke für das Frühstück und jetzt verschwindet!“ Er wollte sie nicht in der Nähe haben, eine widerliche tratschende Brut. In der Tür tauchte die Priesterin auf, und lächelte. „Du solltest sie nicht so anfahren, sie tun nur, was ihnen aufgetragen wurde – so wie du deine Pflicht des gleichen tust.“ „Es ist nicht meine Pflicht, ich tue es, weil ich es will!“ Sein Herz ging auf vor Wärme als er sie so betrachtete. „Und so mit ist es deine Pflicht. Und die Damen hier tun es auch, weil sie es wollen und weil es ihnen aufgetragen wurde. Und hier ist es nicht richtig, wenn sich ein Mann so wie du es vor hast um eine Frau kümmert.“ „Ach, und wenn sie meiner Gefährtin ist? Hat man dann auch etwas dagegen?“ „Ist sie es denn?“ Dark rang um eine Antwort, die weder ja noch nein war. „Nein und ja.“ „Bist du ihr eidgebundener Gefährte?“ Er hob stolz den Kopf. „Ja!“ Na ja nicht ganz, aber ich habe ihr mein Schwert geliehen und damit bin ich eidgebunden, dachte er. Sie lächelte. „Netter Versuch. – Begleite mich. Ich habe einiges mir dir zu besprechen, obwohl dir das ein oder andere, was ich dir zu sagen habe, nicht gefallen wird.“
Die Dienerinnen machten sich daran, seine Arbeit zu übernehmen. „Keine Sorge, sie sind geübt. Und wenn du wieder kommst, wird sie aussehen wie immer.“
Widerstrebend ließ er zu wie sich die Priesterin bei ihm einhakte und ihn aus dem Zimmer führte.
Die Frauen sahen ihnen nach bis sich die Türe schloß, dann fingen sie an die bewußtlose Frau zu pflegen.
Amber rief ihren Schmied zu sich. Als er vor ihr stand warf sie ihm den Beutel zu. „Diese befestige unten im Kerker in den weit abgelegensten Raum. Befestige sie so, das man sie nicht aus der Wand reißen kann, egal wie stark man ist.“ Der Schmied besah sich den Inhalt des Beutels. „Bis wann?“ „So schnell wie möglich. Die Zeit drängt.“ Der Schmied nickte, verneigte sich mit überkreuzten Armen vor der Brust und verließ den Raum. Als er den Raum verlassen hatte öffnete sie das Fenster. Er stank bestialisch nach Schweiß und anderen Dingen, von denen sie nicht wissen wollte, was es war.
Draußen im Garten, sah sie den Hünen neben der Priesterin gehen. Beide waren in einem Gespräch vertieft. (Gut, sie lenkt ihn ab. Hm, sie fühlen sich beide zu einander hingezogen.) Ein düsteres Lächeln um spielte ihre Mundwinkel. Wandte sich dann um verließ ihre Räumlichkeiten um die Räume ihr gegenüber zu betreten. Die Dienerinnen die sie dazu bestimmt hatte sie zu pflegen, dürften jetzt fertig sein.
Sie betrat den Raum und fand Kiameres alleine vor. Sie lag gewaschen und gut gepflegt in ihrem Bett. (Tja, meine Kleine. So schließt sich der Kreis. Ohne das du es wolltest bist du zu mir zurück gekehrt.) Sie trat näher an das Bett. Ein Finger strich beiläufig über den Arm der Bewußtlosen, als sie an ihr vorbei zu dem Fenster ging. „Weißt du, das Dark jemand neues gefunden hat, dem er sein Herz geschenkt hat? – Da du seine Liebe nicht erwiderst, ist er frei sich nach einer anderen Frau umzusehen. – Du bist dumm.“ Amber trat an das Bett Kiameres und setzte sich auf den dort stehenden Stuhl. „Du bist so dumm. – Wieso bist du zu mir zurück gekommen? Du warst frei, und konntest deiner Wege gehen. Du konntest leben. Wieso bist du zurück gekommen? Wieso nur, du dummes, dummes törichtes Kind.“ Sie seufzte und umfaßte die kalte Hand Kiameres. Sie ließ ihren Geist ausgreifen und drang sanft und behutsam in den Kopf der Bewußtlosen ein. Sie nahm etwas altes vertrautes wahr und wußte, das daß alte Band zwischen ihnen wieder geknüpft war. Sie war wieder ein Teil von ihrem Leben und wieder mit ihr und für sie verantwortlich. Wieder würde sie gefangen sein, und nicht mehr frei ihre Wege zu gehen und ihr Leben zu leben wie sie es wollte.
Dabei war das daß größte Geschenk, welches sie ihr gemacht hatte – sie hatte ihr die Freiheit geschenkt. Eine Freiheit, die sie so nie erfahren hätte. Es war ein Geschenk gewesen, als sie hier gestrandet waren. Sie hatte lange überlegt und gezögert. Doch als sie sah wie nah dieser Engel und sie sich waren, hatte sie sich entschlossen zu gehen und zu vergessen. Sie sollte frei sein und ihre Freiheit genießen. Sie selber wußte, was es hieß frei zu sein, doch sie würde mit ihr an ihrer Seite niemals frei sein und Freiheit kennen lernen, auch würde sie nicht frei sein, zu lieben wen und wann sie wollte. Sie würde immer von ihr abhängig sein. (Du dummes, dummes Kind.)
Langsam zog sie sich aus dem Geist von Kiameres zurück. Sie war traurig und schwermütig zu gleich. Wenn sie sie aus diesem Zustand holen wollte, mußte sie sie wieder an sich binden und ihr die Freiheit nehmen, die sie ihr geschenkt hatte. Was spielte dieser Planet ihnen doch übel mit.

Dark kehrte am Mittag nachdenklich zu Kiameres zurück. Das was ihm die Priesterin gesagt hatte, beunruhigte ihn. Sie hatte ihm erklärt wieso das alles geschehen mußte und er fand kein Argument das dagegen sprechen konnte. Er wollte Kiameres beschützen und für sie da sein. Doch wenn dies der einzige Weg war, sie, ihren Geist zu heilen, mußte er gehen. Denn wenn er bleiben würde, könnte er das nicht ertragen und wäre gezwungen sich einzumischen. Er wollte sie nicht in Ketten sehen. Er liebte sie, so sehr wie er die Priesterin liebte. Er spürte, das es der Priesterin nicht anders erging. Vor Gram setzte er sich an das Bett und nahm die Hand der bewußtlosen Frau. „Ich werde immer für dich da sein, doch den Weg, den du jetzt gehen wirst, da kann ich dich nicht begleiten. Wenn ich bleibe, würde ich verhindern das du geheilt wirst. – Bitte verzeih mir. Ich bleibe in der Nähe. Ich werde wissen, wenn du wieder da bist und du geheilt bist. Das Band, das uns verbindet ist unzerstörbar. Wir werden immer miteinander verbunden sein.“ Müde erhob er sich. Tränen schimmerten in seinen Augen. Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht. Er warf noch ein mal einen Blick auf Kiameres lebloses Gesicht, dann verließ er den Raum.
Als er unten in der Stallung ankam, wo sein Hengst stand erwartete ihn bereits die Priesterin. „Du willst gehen?“ Er nickte stumm. „Ich kann nicht bleiben, denn dann würde ich eine Heilung verhindern.“ Die Priesterin nickte verständnisvoll. „Wo willst du jetzt hin?“ „Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich nehme ich mir irgendwo in der Stadt ein Zimmer. Und warte ab.“ „Ich wüßte einen besseren Platz und du mußt noch nicht mal für ein Zimmer bezahlen und auch für das Essen nicht.“ „So?“ Er war skeptisch. Er griff nach dem Zaumzeug seines Hengstes und nach dem Sattel. „Ja. Es sit nicht weit entfernt von hier. Ich kann dich dorthin bringen.“ Der Hüne hatte seinen Hengst fertig gesattelt und aufgezäumt. „Was sagst du?“ Er dachte kurz nach. „Warum nicht? Angucken schadet nicht.“ Er führte seinen Hengst aus dem Stall und saß auf. „Also?“ Sie lachte. Es war für ihn ein verführerisches Lachen. Eine ihrer Garden brachte ihr Pferd und sie schwang sich elegant in den Sattel. Das Tier welches sie ritt, war ein edles Tier aus einer sehr guten Zucht. Er kannte nur einen Mann, der diese Pferde züchtete. Und dieser Mann lebte sehr weit von der Zivilisation entfernt am Hang eines Berges. Seine Pferde waren die stärksten, ausdauerndsten und für jedes Gebiet gleichermaßen geeignet. Sie ließen sich nur von ihren Besitzer reiten. Kein anderer konnte sich jemals auf sie setzen.
„Ein edles Tier das du da hast.“, bemerkte er kurz, bevor er sich an die Spitze neben sie setzte und sie gemeinsam durch den Irrgarten der fünf Höfe ritten und durch das Tor den Palast verließen.
Sie hatte kurz gelächelt und war los geritten.
Sie ritten schweigend nebeneinander. Jeder in seine eigenen Gedanken versunken, und doch sich des anderen an der Seite deutlich bewußt. Sie mochten äußerlich getrennt sein, doch innerlich waren sie einander verbunden.
Am späten Nachmittag kamen sie an dem Tempel der Göttin an. Dark war nicht wohl. Die Garde saß ab und führte ihre Pferde in den Stall. Ein Garde kam zurück und wartete bis die Priesterin und er abgestiegen waren. Noch nie hatte er es erlebt, das ein Unbefugter einen Tempel betreten durfte. Die Garde brachte die Pferde in den Stall. Es war ein schöner Ort. Kiameres würde es hier gefallen. Das Tor wurde hinter ihnen geschlossen. Sie standen auf einem Hof. Blumen und Pflanzen, die er nicht kannte sprossen überall. Es war ein angenehmer betörender Geruch. Alles hier strahlte Harmonie und Frieden aus. Alles wirkte, als sei es miteinander im Einklang.
Die Priesterin ließ erst mal alles auf Dark einwirken. Sie stand im Eingangsbereich des Tempels und wartete, bis er alles einigermaßen verarbeitet hatte. „Kommst du?“ Verwirrt und benommen reagierte er. „So ergeht es allen die das erste mal hier sind. Es ist die Fülle allem was die Göttin ausmacht und ein Teil dessen ist. Das findest du hier verstärkt vor, da die Göttin hier in diesem Tempel wohnt.“ Er folgte ihr in den Tempel und kam aus dem Staunen nicht raus. Er war regelrecht entzückt. Irgendwie fühlte er sich wie ein kleiner Junge, nein, er war ein kleiner Junge. Er folgte der Priesterin, bis sie in ihren Privatgemächern ankamen. „Hier kannst du schlafen, wenn du willst?“ Sie sah ihn mit einem bedeutungsschwangeren Blick an. Der Hüne bedachte die Priesterin mit einem fast verunsicherten Blick. „Ich ... muß erst mal mit den ganzen Eindrücken klar kommen. Sag mir, hat deine Göttin nichts dagegen, das ein Fremder hier sein Nachtlager hat?“ Sie lachte hell und erheitert. „Du bist kein Fremder. Niemand ist ein Fremder für die Göttin, egal woher er auch kommen mag. – Wußtest du das denn nicht?“ „N-nein. Dort wo wir herkommen wird ein riesen Geheimnis aus dem was in dem Tempel ist gemacht.“ Sie besah ihn mit einem traurigen, bedauernden Blick. „Wirklich? Das tut mir leid. Hier ist es anders. – Jeder ist hier willkommen....“ „Auch Kiameres?“, unterbrach er sie. „Natürlich. Die Göttin freut sich schon auf eine Begegnung mit ihr und erwartet sie sehnlichst.“ Dark hob skeptisch und alarmiert beide Augenbrauen. Doch gab es keinen Grund ihr zu mißtrauen. Sie hatte ein warmes Wesen, auch wenn er wußte, das sie auch anders sein konnte. Hart und unbarmherzig. Doch alles zu seiner Zeit, und dann wenn es notwendig war. Ihm erschien sie weich und sanft. Wie .... (Wieso vergleiche ich beide miteinander? Vielleicht weil sie so ähnlich sind...) Seufzend setzte er sich auf einen Stuhl. Und begrub sein Gesicht in seine großen, breiten Händen. „Dark.“ Sie nahm seine Hände von seinem Gesicht in die ihren und sah ihm tief in die Augen. So tief hatte bisher nur eine gesehen, und jene war .. krank. „Dark – glaube mir, es wird alles gut. Die Herrscherin wird ihr helfen.“ „Was macht dich nur so sicher? Ich zweifle, das sie ihr hilft, hat sie sie doch gestern noch tiefer in die Bewußtlosigkeit getrieben.“ „Manches, was aussieht als würde es uns schaden hilft uns letztlich doch. Sei nicht so pessimistisch Dark.“ Frech setzte sie sich auf seinen Schoß, sah ihm dabei aber weiter tief in seine Augen. Dark spürte wie es langsam um ihn geschah. Diese Frau machte ihn genauso wahnsinnig - wie Kiameres. Doch hier wußte er, das er nicht abgelehnt werden würde. Das er auf offene Toren traf. Er ließ sich fallen, und gab ihr all die Zärtlichkeit, die er Kiameres nicht geben konnte. Beginnend mit einem langen und leidenschaftlichen Kuß.
Amber stand in ihrem Arbeitsraum und klärte gerade mit dem Haushofmeister, was dringend erledigt und besorgt werden mußte, als der Schmied eintrat. Er verneigte sich und erklärte, das sein Auftrag erledigt sei. Sie haben es mit mehr als zwei Dutzend der stärksten Pferde versucht. Die Herrscherin mußte ein Grinsen unterdrücken. Sie nickte und meinte: „Zolei wird dir deinen Lohn geben. Warte unten.“ Der Schmied nickte und verneigte sich, dann verließ er den Raum. Auch wenn er stank, seine Dienste waren immer gern gesehen, und er erledigte seine Aufträge immer sauber und gewissenhaft. Wenn er mit etwas nicht zu frieden war, machte er so lange weiter, bis er mit seiner Arbeit zu frieden war..
Zoveil, der Haushofmeister nickte schließlich. „Gut wir werden noch drei Ballen Buleistoff besorgen, auch wenn ich der Meinung bin, das die Bulei zu viel Nahrung verlangen.“ Amber lächelte leicht. „Nach deiner Aussage, mein lieber alter Zoveil, haben wir diesmal mehr als genügend Nahrung.“ „Ja, aber das könnte sich nach einem Handel mit den Bulei ändern.“ Amber nickte nachdenklich. Dieser Einwand war nicht ganz unberechtigt. „Du hast recht mein Freund. Besorge noch zwei weitere Ballen.“ „Herrin.“, rief er empört und entsetzt aus. Amber lachte laut. „Zoveil - ich verstehe deine Bedenken, doch bisher hatten sie immer nur mit Kleineren zu tun, die sie mit ihrer Größe einschüchtern konnten. - Ich habe vor unseren blonden Hünen zu schicken, der sie und dich um ein vielfaches überragt.“ „Meint Ihr, das er das mitmacht?“ „Er wäre zu mindestens einige Tage aus dem Weg und beschäftigt.“, sagte sie mit einer Düsternis in der Stimme die den Haushofmeister frösteln ließen. Er hatte sich nie wirklich an die zwei Seiten seiner Herrin gewöhnen können. Auf der einen Seite, war sie warm und sanftmütig, gütig und herzlich, auf der anderen Seite kalt, grausam und unbarmherzig. Sie hatte einmal in einer stillen Stunde gesagt, das dies der Preis sei, denn sie zahlen müßte, damit es jemand anderen, der ihr sehr wichtig ist, gut gehe. „Ich werde morgen früh einen Boten zu dem Tempel schicken. Heute will ich die beiden Liebenden nicht stören. – Gibt es sonst noch etwas?“ „Ja, da wäre noch ein Problem mit einem Bediensteten.“ Sie hob fragend die Augenbrauen. „So?“ Sie setzte sich wieder auf ihren Arbeitssessel und hörte der Ausführung des Haushofmeisters zu. Dann entschied sie den Störenfried noch diesen Mond aus ihrem Dienst und ohne Lohn zu entlassen. Da war sie wieder diese erbarmungslose Kälte. Zoveil fragte sich, ob es das Opfer und der Preis wirklich wert gewesen waren. Schließlich verließ er in der Dämmerung den Arbeitsraum.
Amber setzte sich noch über ihre Unterlagen und erledigte das Schriftliche.
Als ein Diener mit dem Essen rein kam und sie unterbrach, war es bereits schon dunkel. Sie streckte sich und aß dankbar von dem noch warmen Fleisch und trank etwas von der Brühe. Sie lehnte sich kauend zurück. Sie konnte erst agieren, wenn der Hüne aus dem Weg war. Ihn abzulenken würde nicht reichen. Zu stark war das Band welches beide – Kiameres und ihn – verband. Wenn er weiter weg war, als er beabsichtigte, würde es eine Einmischung seinerseits erschweren. So lange er in der Nähe war, war die Gefahr, das er sich einmischte um ihr beizustehen zu groß. (Kiameres. Du dummes törichtes Kind. – Wieso willst du deine Freiheit aufgeben, und dich wieder an mich binden? Hat es dir nicht gefallen, zu tun und zu lassen, was du willst, ohne mich um Rat fragen zu müssen? Hat es dir nicht gefallen frei zu sein und deinem Weg zu folgen, ohne auf mich hören zu müssen? Willst du unbedingt wieder diese Fesseln überstreifen?) Sie drehte sich in dem Stuhl um und sah in den klaren Sternenhimmel. (Ich kann mir nicht vorstellen, das du das wirklich willst. Du solltest deine Freiheit genossen haben. Frei von dem Gewicht und Regeln unseres Volkes. Frei, deine Entscheidungen alleine und selbständig zu treffen...) Als Amber fertig war zog sie an einer Schnur und eine Dienerin kam rein. Sie nahm das Tablett und verließ schweigend den Raum. (Auf der anderen Seite hat diese Freiheit dich in sehr große Gefahr gebracht. Zu stark ist das Blut unserer Ahnen in deinen Venen. Zu stark ist die Zucht der Herrscher und dessen was aus und mit ihnen gemacht wurden. Ja, es ist gut jemanden zu haben, der darauf achtet, welchen Weg wir gehen, und das wir nicht fehlgehen, aber ihn an jemanden an einen zu binden, auch wenn dieser jemand wahrscheinlich niemals etwas anderes kennen lernt als diese – Gefangenschaft... Es ist dennoch eine Gefangenschaft – und sei es zum Wohl jenes Wesens und seines Volkes. – Sie sollten die Freiheit kennen lernen und letztlich selber entscheiden können, ob sie freiwillig die Gefangenschaft wählen oder die Freiheit vorziehen, mit einer nicht so starken Kontrolle. – Es mag ja richtig sein, das jemand mit einer Macht solchen Ausmaßes kontrolliert wird, aber ... Ob das auf Dauer der richtige Weg ist? Ihre Genetik ist darauf ausgelegt sowie ihre Psyche immer jemanden zu suchen, der sie kontrolliert und sie führt. Wie soll... das Freiheit sein? Immer auf der Suche... Immer in Gefangenschaft... Nein, da hingehend haben unsere Ahnen nichts gutes an unseren Herrschern getan. Sie bestrafen sie für jene, deren Herzen dunkel und böse waren.) Seufzend erhob sie sich und verließ den Raum. Ihr Weg führte sie in den Garten. Dort ging sie ein wenig umher ohne wirkliches Interesse an den Schönheiten zu haben. Sie hatte sich so sehr gewünscht, das sie die Freiheit kennen lernt und nicht das sie Leuten nach jagte, die so waren wie sie selbst. Doch das Erbe der anderen Herrscher vor ihr, war zu stark. Sie konnte gar nichts anderes, als immer jemanden suchen, der sie führte, leitete und kontrollierte. In diesem Moment verfluchte Amber innerlich ihr Volk. Konnte ja keiner wissen, das sie eines Tages ihren Planeten verlassen hatten müssen, um auf einem anderen zu stranden. Sie ballte die Faust und reckte sie stumm gegen den finsteren Nachthimmel. (Seht ihr denn nicht, was ihr denen, die herrschen antut? Seht ihr nicht das große Unrecht das ihnen widerfährt?) Es nützte nichts. Es war so wie es war. Sie hatte versucht es zu ändern und würde es immer wieder versuchen. Vielleicht eines Tages, würden die, die herrschen nicht mehr so abhängig von einem anderen sein. Das konnten sie nur wissen, wenn sie den Anfang machten. Doch würde das ein langer schwieriger Prozeß werden. Sie mußte auch auf die Seele Kiameres achten. Sie konnte nur den Anfang machen. Kiameres hatte es irgendwann verstanden und es versucht... Sie hatte sich vorgenommen, sollte der Tag kommen, an dem Kiameres zu den Ahnen geht, das sie dem neuen herrschenden das Gefühl von Freiheit vermitteln kann, und das man nicht immer kontrolliert, geführt und gelenkt werden mußte. Damit wäre schon mal ein Anfang gemacht.
Als sie hier alleine waren, hatte sie fest gestellt, wie ungerecht dieses Doktrin war, das sie erst als notwendig und richtig empfunden hatte. Sie war eine Herrscherin, und doch eine Gefangene ihre Volkes. Nicht mit einem eigenen Willen ausgestattet, abhängig von einem Blutsverwandten...Nein, sie wollte ihr das nicht wieder antun!
Sie wollte sie nicht mehr diesem vermeintlich freiwilligem Kontrollzwang aussetzen. Aber verhindern, daß es ihr wieder und wieder geschah konnte sie nicht. Sie würde immer ein Auge oder zwei auf ihr Ruhen haben, und wissen, wann die Kontrolle ihr schade und dementsprechend agieren. Sie selber würde bis auf wenige Ausnahmen nie wieder in ihrem Leben in den Vordergrund treten. Sie soll frei sein – und es genießen können, doch wenn sie wieder in ihr Leben trete, würde das alte Programm wieder anspringen und Kiameres wäre wieder in einer vermeintlich freiwilligen Gefangenschaft.
Bevor sie sich in ihre Räumlichkeiten begab, sah sie noch einmal nach Kiameres. Eine Dienerin saß bei ihr und wachte über sie. Im Kamin brannte ein Feuer und an ihrem Bett stand ein Kandelaber, dessen Kerzen alle anzündet waren. Sie lächelte still. Ja, dieses Licht würde sie alle male dem kalten Licht vorziehen. Sie erwiderte das Nicken der Dienerin und ging beruhigt in ihr Bett.
Ihr Schlaf war unruhig und voll von Bildern der Vergangenheit. Einer Vergangenheit wo sie noch bei ihrem Volk waren und glücklich. Tat sie wirklich das Richtige?

Sie schickte am Morgen einen Boten zu dem Tempel und befahl ihm ausdrücklich sich Zeit zu lassen und seinem Tier ab und zu mal eine längere Pause zu gönnen. Der Bote nickte grinsend und ritt mit der Nachricht davon. Nachdenklich wandte sie sich um. Am Mittag war es Zeit für die Inspektion einiger Bereiche.

Sie ließ alles über sich ergehen. Ihre Gedanken waren bei der Durchführung dessen, was sie Morgen spätestens in zwei Tagen beginnen würde. Dazu mußte aber der Hüne weg, das nützte alles nichts. Egal wie sehr sie es auch drehte und wendete. Der Hüne stellte immer ein Hindernis dar.
Seine Liebe zu ihr und seine Verbundenheit mit ihr waren das Hindernis, er an für sich nicht. Doch seine Liebe konnte erdrücken und gefährlich werden.

Der Bote kam am Abend mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder. Die Nachricht die er überbrachte erfreute sie und versetzte sie in Hochstimmung. Gut, die Priesterin hatte ihn mit Sicherheit dazu überredet. Also hatte sie das Gleiche geahnt und erkannt wie sie.
Sie nickte zu frieden. Die Gefangenen in den unteren Zellen ließ sie in andere Bereiche verlegen. Sie wollte nicht, das sie durch fremde Energien beeinflußt oder abgelenkt wird.
Einige hatten ihre Strafe bereits abgesessen und wurden nach Hause oder in die Obhut naher Verwandter entlassen. Einige hatte sie vor der Zeit entlassen, und ermahnte sie sich nicht noch mal erwischen zu lassen oder gegen dies das und jenes zu verstoßen. Die Härtefälle behielt sie in den Zellen, für die weniger schweren Fälle, ließ sie Milde walten.

Amber stand am Fußende der bewußtlosen Kiameres. Wenn sie schlief wirkte sie so friedlich. Doch sie fürchtete sich jetzt schon davor sie aus der Bewußtlosigkeit zu holen. Der Hüne würde sich morgen früh auf den Weg nach den Bulei machen. Und die Bulei waren nicht dafür bekannt, leichte Verhandlungspartner zu sein. Sie zogen gerne die anderen über den Tisch und übervorteilten sie. Sie verlangten mehr, als sie wirklich brauchten, und ein Hüne wie dieser Dark würde sie schnell in ihre Grenzen weisen. Sie lächelte genüßlich.
Sie betrachtete sie mit einem liebevollen, zärtlichen Blick. (Und deswegen hat sich unser Volk getrennt? Wie dumm. Wie grenzenlos dumm unsere Ahnen waren. Irgendwas sagt mir, das du etwas besonderes unter unsere Herrschern sein wirst. Du wirst anders sein, und etwas tun, womit niemals jemand gerechnet hat. Du wirst eine andere Herrscherin sein, als all jene vor dir. – Ja, ich werde dich begleiten und leiten, aber anders, als sich unsere Ahnen und deine Programmierung denkt. Und das wird dich zu etwas besonderem machen und jeden, der dich begleitet und an deiner Seite steht. Du wirst heller strahlen als all jene vor dir.)
Eine innere Überzeugung wuchs in Amber und sie erkannte die Wahrheit ihrer Worte, und auch, das es bis dahin lange brauchen würde und sich einiges bis zu jenem Tag verändert haben würde, auch Kiameres würde sich verändert haben, doch leider nicht die Programmierung die sie zwingt sich von jemanden führen und leiten zu lassen. Doch bis dahin würde sie wenigstens schon etwas die Freiheit kennen gelernt haben, wenn sie auch nie die wahre Freiheit kennenlernen würde, und das bedauerte Amber zutiefst. Liebevoll strich sie mit den Fingerspitzen über die Stirn der Bewußtlosen und ihre Wangen. Wenn sie jetzt bei Bewußtsein wäre, hätte sie alleine mit dieser schwachen Berührung ganz schön etwas angerichtet. Wie erzieht man jemanden und macht ihn ungewollt von sich abhängig? Ja, es war alles sehr gut durch dacht. Wenn sie aufbrausend werden sollte, konnte man sie damit recht schnell wieder ablenken und beruhigen. Sie letztlich nur auf eines reduzieren... Und das war traurig. Sie hatte wesentlich mehr. Sie hatte Verstand, war intelligent und scharfsinnig. Man sollte ihr die Freiheit lassen selber entscheiden zu können, aber es sollte nicht sein. Sie war als Herrscherin geboren, und sie mußte an ihrer Seite sein, und sie leiten und führen. Sie war die Erstgeborene, und damit ihre Führung. Sie waren jetzt frei von diesem Zwang und konnten sein, was sie sein wollten, nicht was sie einst waren. Es gab hier kein Volk mehr über das sie herrschen konnte. Sie konnte sich von diesen Zwängen befreien, die ihr von ihren Vorgänger auferlegt worden waren, wenn sie stark genug war.
Seufzend setzte sie sich an das Bett der Jüngeren. Wie sie sie vermißte. Ja, sich sogar nach ihr und ihrem Körper sehnte. Sie schloß für einen kurzen Augenblick die Augen und sah sich und Kiameres zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort. Beide waren eins. Wie hatte sie es genossen bei ihr zu sein und ihren Körper zu spüren. Wie sehr hatte Kiameres es genossen. Sie war aufgeblüht und stärker geworden, jedesmal wenn sie das Bett und noch andere Orte miteinander teilten. Sie wurde immer stärker auf sei fixiert, und hatte letztlich keine Möglichkeit mehr sich von ihr zu lösen. Ja, es war sehr gut durchdacht. So angenehm ihr das auch war, so gefährlich war es für sie auf der anderen Seite geworden. Bei ihrem Volk war es anders, da war sie sicher. Doch hier, hier mußte sie sich durch Schwierigkeiten kämpfen und lernen, das es nicht immer gut war, dem Verlangen des Körpers nach zu geben. Sie sollte lernen und erkennen, wo und bei wem sie es zu lassen konnte und wo bei und bei wem nicht. Leider war dieser Versuch nach hinten losgegangen und jemand hatte sich ihrer bemächtigt, der ihr sehr viel Schaden zu fügte. Deswegen war ihre Schwester unbewußt zu ihr zurück gekehrt, da sie die Einzige war, die ihr helfen konnte. Leider hatte die Göttin das auch so gesehen und sie hatte nicht die Gelegenheit gehabt es auf die Priesterin abzuwälzen. Sie umfaßte die Hand der Jüngeren zärtlich. (Ich kann dich durchaus verstehen Kiameres. Mir geht es nicht anders. Ich vermute, daß es bei dir wesentlich schlimmer ist als bei mir. Du warst die Herrscherin unseres Volkes, nicht ich, obwohl ich dir das gerne abgenommen hätte. Wie gerne würde ich dich von dieser Last befreien. Doch ich weiß, daß ich mit diesem Vorhaben scheitern werde. Deswegen werde ich mich aus deinen Leben raushalten die du haben wirst und nur dann eingreifen und handeln, wenn es nicht mehr anders geht. Du bist eine Gefangene, von Zwängen die dir von deinen Vorgängern auferlegt wurden. Wenn du es vermagst, ändere es.)
Am Morgen wurde Amber von einer Dienerin geweckt. Sie hatte sich auf das Bett gelegt und versucht Kiameres Wärme zu kommen zu lassen. Ihr das Gefühl zu übermitteln, das sie nicht alleine war. Leise erhob sich Amber und verließ den Raum um ihre Räumlichkeiten auf zu suchen. Zum Glück würde es kein Getrasche geben, da beide bekleidet waren und selbst wenn, sie war die Herrscherin. So lange es nicht zu Lasten oder zum Schaden der Stadt war, konnte sie durchaus ihr Intimleben pflegen mit wem sie wollte.
Sie begab sich unter die Dusche. Alles was sie bisher getan hatte, hatte sie nur getan, um ihr zu helfen. Sie wußte, daß es sich eines Tages ändern würde, um es wieder zu ändern. Eines Tages würden sich die Wege der beiden wieder kreuzen, und nach anfänglichen Schwierigkeiten, würde das alte Programm wieder ausgelöst werden. Sie wäre erneut dazu verdammt, sich führen zu lassen, doch wesentlich bewußter und erfahrener als sie es jetzt. Sie selber würde sich anfänglich dagegen wehren. Die Zeit und einiges anderes würden ihre Erinnerung ausgelöscht haben, aber durch jemand anderen würde sie diese Erinnerung wieder bekommen und wissen, das sie keine andere Wahl habe und das alte Muster wieder aufzunehmen, um ihr helfen und sie schützen zu können. Denn das war sie eigentlich, ihr Schutzschild. Sie war so vieles für ihre jüngere Schwester. Freundin, Mutter, Geliebte, Gefährtin, Ratgeberin... Es war so viel das sie für sie war. Doch in Zukunft wäre sie nicht alleine. Es würde da noch jemanden geben, der diese Aufgaben sehr lange mit ihr teilen wird. Nach dem auch da einige Schwierigkeiten bereinigt werden müßten.
Sie umhüllte ihren makellosen Körper mit einem weichen warmen Tuch. Ihre hellen Haare hüllte sie ebenfalls in ein Tuch. Heute müßte sie robuste Kleidung tragen, die ein paar Tage halten würden und müßten. Sie bekam mit wie eine Dienerin ihr Frühstück zu bereitete. „Jalei – heute nicht so üppig, bitte.“ Die Dienerin steckte ihren runden Kopf durch die Tür. „Krank?“ Sie spürte die Besorgnis der Amme und lächelte freundlich. „Nein, nicht krank. Nur habe ich heute nicht allzu viel Zeit zum Frühstücken.“ Die Amme verstand und nickte. „Soll Frühstück zusammen packen für später?“ Amber nickte. „Ja, das ist eine gute Idee.“ Die Amme lächelte ein zahnloses Lächeln, was bei ihrem Volk normal war. Es gab so viele verschiedene Völker und Rassen und alle verstanden sich unter einander sehr gut. Sie schlugen und vertrugen sich wieder. Es war eine angenehme Atmosphäre. Zu der Kiameres und sie vor langer Zeit zu beigetragen hatten. Doch zu welchem Preis? Sie hatten ihr eigenes Volk, oder das was noch davon übrig war, geopfert um einen ihnen fremden Planeten zu retten. Der ohne ihre Hilfe zerstört worden wäre. Amber trocknete ihren Körper und ihre Haare ab. Sie stieg in saubere Kleidung und erwartete jeden Moment Zoveil... Ach der war ja mit dem Hünen unterwegs zu den Bulei.

Seii trat ein und räusperte sich. „Ach, dich gibt es auch noch? Hast du dich beruhigt?“ Die Leibwache nickte. „Gut, dann suche dir en paar starke Männer und begib dich mit ihnen in die Unterkunft von Kiameres. – Wartet dort auf mich.“ Seii verneigte sich steif und verließ wortlos den Raum. (Gut. Sie hat dazu gelernt, auch wenn ich bedauere, daß es sich so entwickelt hat. Es würde niemals gut gehen zwischen uns. Dafür bin ich zu sehr die Harmonie gewöhnt, die ich mit meiner Schwester hatte und eines Tages vielleicht wieder haben werde, wenn ich es überlebe.)
Sie aß ihr karges Frühstück und verließ danach den Raum. Die Tür vor ihr war offen und zwei Soldaten standen vor der Tür. Sie grüßten sie. (Das wird nicht sehr einfach werden. Für keinen von uns beiden.) Sie wies die Männer an, den Körper der Bewußtlosen zu nehmen und ihr zu folgen. Seii wies sie an, Wache vor der Tür zu halten, bis sie einen anderen Befehl von ihr erhielt.
Die Männer packten den schlaffen Körper und folgten der Herrscherin.
In der abgelegensten Zelle legten sie sie auf den Boden und legten ihr auf Geheiß der Herrscherin die Ketten an. Sie selber konnte die Ketten nicht berühren, denn sie wußte was das für ein Material war, und was es anrichtete. In diesem Fall wollte sie nicht mit ihrer jüngeren Schwester tauschen.
Die Soldaten gingen und bezogen im Vorderen Bereich Stellung. Sie würden hier niemanden durchlassen, egal wie wichtig es war. Es gab nichts im Palast oder in der Stadt was nicht warten konnte. Alles notwendige hatte sie in den letzten Tagen erledigt.
Sie strich noch einmal liebevoll über das Gesicht Kiameres, bevor sich ihr Wesen änderte. Das was sie jetzt tun mußte, ließ ihr keine andere Wahl als eine Wesensänderung.
Sie drang in den Geist der Jüngeren ein und holte sie langsam und vorsichtig aus der Bewußtlosigkeit. Vorsichtshalber entfernte sie sich aus der Sichtweite und stellte sich in den Schatten einer Fackel.
Jetzt mußte sie nur noch warten. Zu erst würde sie orientierungslos sein, dann würde Verwirrung folgen und schließlich Wut und Raserei – und Schmerz, sobald ihre Haut mit dem Metall in Berührung kam, aus dem die Kette bestand. Sie würde sie erst mal toben lassen.
Wenn sie erschöpft und müde war, würde das was sie tat besser greifen, als wenn sie sich auf ein Duell mit ihr einlassen würde. Sie war von ihr unabhängig gemacht worden. Das hatte sie weit aus mächtiger gemacht, als sie vermutete. Schnell hatte sie erkannt, das sie ihre kleine Schwester in ihrer Macht und Kraft ausgebremst hatte. Wenn sie es richtig betrachtete, fürchtete ihr Volk die Herrscher, sonst würden sie so etwas nicht auf Dauer akzeptieren und durchsetzen. Gut, das sie ihre Schwester war, daran war nichts auszusetzen. Sie war gerne die Schwester von Kiameres, aber das sie ihre Schwester ungewollt daran hinderte zu wachsen und zu vielleicht etwas wunderbaren zu werden, etwas was nur jene fürchten, die auch Grund hatten zu fürchten, hätte sie nie gedacht. Als sie es heraus gefunden hatte, war ihr Entschluß noch stärker geworden sie einfach zu verlassen. Ohne ein Wort der Erklärung zu gehen. Das in der gleichen Nacht, in der sie ging auch die Engel und Dämonen verschwanden, damit hatte sie nicht rechnen können. Sie hatte gezögert und mit dem Gedanken gespielt wieder zurück zu kehren, es sich dann aber anders überlegt. Kiameres sollte frei sein und ihre Erfahrungen sammeln. Sie mußte lernen mit dieser neuen Freiheit umzugehen und sie klug einzusetzen.
Sie atmete schwer, und jetzt zwang sie sie wieder unter ihre Kontrolle. Welche Ironie. Das Schicksal spielte ihnen auf diesem Planeten übel mit.
Sie tat es auch nur, weil sie die Göttin dieses Planeten kennen – und schätzen gelernt hatte, nur deswegen. – Sie lehnte sich mit dem Rücken und verschränkten Armen vor der Brust an die Steinmauer. Bis Kiameres zu sich kommen würde, würde es wohl noch einige Augenblicke dauern.
Als sie damals auf die Göttin traf, war diese zutiefst betrübt und litt unter etwas, das namenloses Entsetzen hervor rufen konnte. Sie hatte ihr geholfen und erfahren, was diese Frau so quälte. Als sie es erfuhr, war sie nicht gerade erfreut. Die Göttin hatte ihr gesagt, das sie gegen diese Entscheidung war, doch was zählte eine einzige Stimme im Vergleich zu vielen? Amber hatte überlegen und sich etwas einfallen lassen müssen. So erzählte und berichtete sie alles über sich ihren Planeten und ihre Schwester, die man falsch gesehen - und damit einen verhängnisvollen Fehler begangen hatte. Sie hatten Tagelang zusammen verbracht und die Göttin schien begierig alles aufzunehmen was Amber ihr erzählte und berichtete. Besonders schien sie alles über ihre kleine Schwester und das Verhältnis zu ihr zu interessieren. Zu dem schien sie über das starke Band der Liebe, welches sie beiden verband, fasziniert zu sein. Dieses Band würde sie immer wieder zu einander ziehen, egal wo und wer sie waren. Sie würden sich nicht dagegen wehren können. Ja, da hatte die Göttin recht gehabt. Sie konnten sich nicht dagegen wehren. Egal wie lang sie leben würden, egal wie viele Epochen sie miterlebten, sie würden sich nie aus den Augen verlieren und meiden können, zu stark ist das Band, welches selbst die Ahnen nicht zerstören konnten. Sie waren aneinander gekettet. Ob sie wollten oder nicht, sie würden bis in alle Ewigkeit verbunden sein und sich nach einander sehnen, und erst Erfüllung finden, wenn sie wieder vereint waren. Amber hatte diesen Weg, der sie, und nicht ihre kleine Schwester quält. Ihr kleine Schwester sollte frei und unbeschwert wachsen und sich entwickeln können, so wie es ihr bestimmt war. Oh ja, es war ihr bestimmt, doch irgendwann hielt jemand die Entwicklung - aus Furcht vor der dunklen Seite ihrer Herrscher - einfach an. Doch wie sollten sie immer nur rein bleiben? Sie zogen das ganze Negative, zerstörerische in sich und nahmen es in sie auf. Wie sollte das auf Dauer die anderen Herrscher aushalten? Die Herrscher brauchten einen Ausgleich, um diese schädlichen Energien los zu werden. Umwandeln konnte keiner mehr aus ihrem Volk diese Energien. Diejenigen aus ihrem Volk, die dazu in der Lage waren, hatten sich schon lange vor ihrer Geburt von ihnen getrennt und den Planeten verlassen. Damit hatten sie sich eigentlich selber geschadet. Wenn sie doch damals nicht so engstirnig gewesen wären... Es nützte nichts, sie waren weg und es gab so gesehen keine Hoffnung für ihre kleine Schwester. (Was man liebt, muß man gehen lassen können, oder man muß selber gehen.), dachte sie lakonisch. Sie überkreuzte ihre Füße und wartete.
Dieses Warten zerrte an ihren Nerven. Sie hatte zu viel Zeit zum Nachdenken. Sie griff mit ihrem Geist aus und spürte, das Kiameres langsam wieder zurück in das Bewußtsein fand. Sie legte den Kopf leicht schief und betrachtete sie. Wie ihr eigener Körper sich nach ihr sehnte. Nein, es würde nicht einfach werden. Sie mußte nicht nur gegen ihre eigene Schwester kämpfen die noch nicht mal mehr wußte, das sie ihre Schwester war, sondern auch gegen sich selber.

Kiameres kam langsam sich. Sie war verwirrt und desorientiert. Mühsam erhob sie sich und schwankte. Sie faßte sich an die Stirn und rieb sie sich mit der Hand gedankenlos. Sie versuchte sich zu erinnern, was nicht ganz einfach war. Wo war Dark? Wo war sie? Dark würde sie niemals alleine lassen. Als sie an ihn dachte, spürte sie einen Stich in ihrem Herzen und ein Ziehen. Sie sehnte sich nach ihm, nach seiner Nähe. Dieser Grobe Klotz war ihr in all der Zeit sehr ans Herz gewachsen – und sie empfand mehr für ihn, als sie sich eingestehen wollte und durfte. Traurig setzte sie sich hin. Sie war noch zu schwach, als das ihre Beine sie hätten lange tragen können. Wieder rieb sie sich die Stirn. Diesmal fiel ihr Blick auf die Armreifen und die daran befestigte Kette. Irgendwo tief in ihr war sie sich bewußt, das daß nichts Gutes bedeutete und das diese Kette nicht gewöhnlicher Herkunft war. Es war kein Metall dieses Planeten. Sie schnaufte und schloß die Augen. Sie versuchte heraus zu finden, wieso sie hier in Ketten war.
Noch bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, vernebelte sich ihr Verstand und Wut und Zorn brachen unkontrolliert hervor. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. War dem hilflos ausgeliefert. Wütend zerrte sie an den Ketten und bemerkte erst nach einiger Zeit, das die Ketten sich in ihr Fleisch einbrannten. Das stachelte sie noch mehr an. Irgendwann verließ sie jegliche Vernunft. (Und wir nannten uns fortschrittlich und ein Volk des Lichts. Ha. Wenn die anderen doch nur sehen könnten, was sie aus ihr gemacht haben.) Amber bewegte sich nicht. Noch immer lehnte sie mit überkreuzten Armen und Beinen an der Wand. Sie wußte, das ihre Schwester sie nicht sehen konnte. Als sie mit ihrem Geist ausgriff, erkannte sie das jegliche Vernunft aus dem Geist ihrer Schwester verschwunden war. (Was sind wir für ein tolles, ein hehres Volk, das wir es nötig haben unsere Herrscher zu knechten und zu versklaven.) Sie bemühte sich nicht noch weiter in ihren Geist einzudringen. Am Rande vernahm sie eine fremde Energie, ein Fremdbewußtsein. Kaum wahrnehmbar, und doch war es da. Amber zog sich aus dem Geist Kiameres zurück.

Am späten Nachmittag ebbten die Versuche die Kette aus der Wand zu reißen ab. Sie mußte sehr wunde Hände haben. Stur und Ausdauernd war sie ja, das mußte man ihr lassen, aber dazu auch noch so unvernünftig. Sie löste sich aus dem Schatten und trat langsam in das Sichtfeld der schnaufenden Kiameres. Als diese sie sah, ging das Spiel wieder von vorne los. Amber lächelte leicht. „Ich befürchte, das du an diesen Ketten noch so sehr zerren kannst, du wirst sie nicht aus der Wand bekommen. Zu dem verletzt du dich nur selber. Das Metall aus dem diese Ketten geschmiedet sind, ist für dich äußerst schmerzhaft und kann dich – im Gegensatz zu dem Metall dieses Planeten – verletzen, sogar töten.“ Das Zerren ließ nicht nach. Enorme Wut und Zorn brandeten gegen Ambers Abschirmung. Sie hatte Mühe dem stand zu halten, sich nicht davon fortreißen zu lassen. (Sollte noch mal jemand sagen, wir seien ein reines Volk, dem werde ich meine kleine Schwester in diesem Zustand zeigen. Durch ihre Äonen langen Disziplinierungen haben sie einen perfekten Herrscher geschaffen, ungeachtet dessen, was mit seinem oder dessen Nachfolger geschieht. Irgendwann wird einer von ihnen zwangsläufig böse. Es kann gar nicht anders sein. Unsere Herrscher können nicht unbegrenzt das Dunkle und Böse in sich aufnehmen.)
Amber setzte sich in sichere Entfernung vor sie auf die Fersen und sah sie an. (Ich werde es tun, nur damit sie frei sein kann. Ich werde sie wieder an mich binden, doch nur um sie zu befreien. – Wenn sie an mich gebunden ist, ohne es zu wissen, kann sie niemand mehr derart mißbrauchen und benutzen. – Nur weil sie mächtiger als jeder Gott ist, ist sie gefragt. Man interessiert sich nicht für das Wesen. Man sieht sie als sei eine Waffe.) Vernunftlose Augen starrten sie wütend an. „Irgendwann wird deine Kraft dich verlassen und was dann?“ Sie war schon schwach, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, aber ihre Disziplinierung verlangte von ihr, keine Schwäche zu zeigen. Stolz zu sein. Ihr eigener Wille würde ihr in dieser Zelle zum Verhängnis werden, das wußte Amber. In dieser Zelle würde Kiameres ihre erste Niederlage erhalten. Und viele weitere würden im Laufe der Zeit folgen. Sie würden immer wieder gegen einander kämpfen, Kiameres würde sie zwar respektieren und tolerieren, aber sie als Rivalin sehen, die sie besiegen muß. Das würde eine lange Zeit so gehen, bis der Tag der Wiedervereinigung da war. Amber seufzte. „Weißt du, irgendwie erinnerst du mich an einen der großen Wölfe weiter oben in den Wäldern. – Nur gibt es zwischen ihnen und dir einen Unterschied, sie haben Vernunft - du nicht.“ Sie wollte sie reizen und noch wütender machen. Und es gelang ihr. Erneut flammte Wut in ihr auf und stachelte sie an, unmögliches zu leisten. Bis sie erschöpft und müde in die Knie ging und in sich zusammensackte. Sie war sehr erschöpft und das Dunkle in ihr ließ sie nicht zu Ruhe kommen, es griff sie und ihre Seele an. Sie war im Gegensatz zu dem Herrscher der nach ihr kommen würde, oder dem nach jenem, nicht dazu in der Lage negative Energien zu verwerten und zu wandeln. Es würde sie langsam aber sicher vergiften und töten. Nein, sie würde nicht zu der gefürchteten Zerstörerin ihres Planeten werden. Nicht sie. Die, die nach ihr kamen schon eher, aber nicht sie.
Alles gehörte zusammen, war ein Kreislauf. Die Herrscher waren alles für das Volk, sie schützen Leben, behüteten, bewachten und bewahrten es. Und das eine Zeitlang, bis es an der Zeit war, zu den Ahnen zu gehen, wann das war entschieden sie selber, auch wer dann Herrscher wurde entschieden sie. Diesmal hatte es ihre Schwester getroffen – und damit auch sie. Amber hatte erkannt, das die Zerstörer immer in einem gewissen Rhythmus kamen. Nach ungefähr ein Dutzend reiner, guter Herrscher, kam ein Zerstörer. Daran war nicht jener Schuld, der jenen Herrscher führte, o nein, daran waren die aufgenommenen schädlichen Energien schuld. Alles mußte im Gleichgewicht bleiben. Auf ein Dutzend reiner und guter Herrscher folgte ein Zerstörer. Es war die logische Konsequenz allen Lebens. Wo Gutes ist, muß ein Ausgleich sein. Es kann nicht nur Gutes oder nur Böses geben, alles brauchte einen Ausgleich. Amber hatte dieses hier erkannt. Sie alle hatten geglaubt, sie wären das reinste und gütigste Volk, sie waren es nicht, ihre Herrscher war es, sie selber nicht. Denn wenn man es von einer anderen Seite betrachtete, ihr Herrscher opferten sich nach einem Dutzend guter Herrscher, damit das Volk es auch weiterhin gut hat und es ihm gut ergeht. Doch was richteten sie wirklich an?
Sie sah vor sich die logische Konsequenz dessen, was passiert, wenn ihre Schwester weiter ohne Führung bleibt. Es war wirklich eine Äonen lange Disziplinierung. Sie konnte nicht erwarten, zusammen mit ihrer Schwester ein Umdenken und Wandlung zu vollziehen, aber sie konnte den Anfang machen.
Am Abend war sie soweit erschöpft, das sie noch nicht mal mehr die Arme heben konnte. Amber hatte sich ihr gegenüber auf den Boden an die Wand gesetzt. Sie sah sie nur an. Tat ansonsten gar nichts. Wozu auch? Das machte Kiameres ja schon von alleine. Sie mußte nur abwarten und sie ein wenig anstacheln. Ein paar gut plazierte Worte hier und da hatten einiges bewirkt. Und sie soweit gebracht, das sie jetzt erschöpft war. Bald war sie bereit.
Sie spürte die Begierde, die Kiameres Körper ausstrahlte. Auch das war ein Bestandteil der Disziplinierung, es war eine eingebaute Schwachstelle, die es dem, der sie leitete und führte leichter machte sie im Zweifel eines Ausbruchs wieder in den Griff zu kriegen, wenn man wußte wie. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Sie würde dieser Situation immer wieder erliegen. Egal wie stark ihr Wille war, über kurz oder lang, würde sie diesem Druck nicht mehr aushalten, und zusammenbrechen. Alleine daran würde sie innerlich zerbrechen und nach geben, in der Hoffnung, daß es bald endet. Wenn man wußte wie, hätte man Kiameres innerhalb von ein paar Augenblicke gebrochen. Doch so einfach war es dann doch nicht, dachte Amber lächelnd. Keine Frau und kein Mann der meinte zu wissen, wie man sie brechen kann, wird es auch schaffen. Es gehörte viel mehr dazu. Um sie wirklich zu brechen mußte man wissen, wann man wo welche Signale sendete die sie kaum registrierte, aber wahrnahm. Oh ja, es gehörte wesentlich mehr dazu. Auch zählte der Charakter. Niemand konnte sie bezwingen, der keinen reinen Charakter hatte, oder über ihr Geheimnis, wie man sie brechen konnte, bescheid wußte. Und da sie selber es nicht wußte, war das ihr bester Schutz. Wer auch immer meinte sie bezwingen zu können, würde dies nur eine kurze Zeit schaffen, danach sollte man ihr besser nicht mehr begegnen. Es sei denn, sie hatte gute Laune, doch dann tat sie mit einem das, was man mit ihr versucht hatte. Und sie würde ihren Griff um denjenigen garantiert nicht lockern.
Amber streckte vorsichtig ihren Geist nach ihrem aus und spürte eine schwache Erwiderung. Sie nahm Kiameres Müdigkeit wahr. Sie war allumfassend. Vorsichtig streckte sie ihren Geist noch weiter aus und drang tiefer in Kiameres Bewußtsein und Seele ein. Unbarmherzig drang sie tiefer und tiefer. Sie war sich bewußt, das Kiameres litt. Darauf konnte sie aber keine Rücksicht nehmen.
Sie hatte drei Tage Zeit, zu vollenden, was sie jetzt begann und am Ende würde Kiameres frei und doch gefangen sein. Unabhängig und doch abhängig. Eine schöne Schwester war sie.
Kiameres wandte sich unter ihrem unbarmherzigen Griff. Sie ließ nicht locker und drang immer tiefer. Bis sie gefunden hatte was sie suchte. Sie nahm es an sich und verließ langsam den Geist und die Seele Kiameres, nicht ohne Spuren zu hinter lassen und bei ihr selber etwas zu hinter lassen. Sie würde nun auf ewig auf sie fixiert, an sie gebunden sein. Sie würde sie immer erkennen, egal wer sie war und wo sie war. Bei dem Wölfen nennt man so was markieren. Ja, in gewisser weise hatte sie ihre Schwester markiert, auch um es für sie selber leichter zu machen sie zu finden. Morgen würde sie das Ganze noch einmal machen. Sie wollte sie so fest an sich binden, das es für einen Fremden unmöglich sein würde Einfluß über sie zu haben.
Irgendwann würde sie es wiederholen müssen, da ihr Einfluß auf sie dann abgeschwächt wäre, doch so weit war es noch nicht. Sie würde jetzt das tun, was sie niemals tun wollte.
Als sie aus ihren Geist wieder komplett aus ihrem Verstand und ihrer Seele zurück gezogen hatte, brach Kiameres zusammen und verlor das Bewußtsein. Amber streckte sich und lockerte ihre Muskulatur. Zu frieden sah sie auf Kiameres. Als sie sich erhob um zu ihr zu gehen, fühlte sie, wie ein Gefühl des Triumphes in ihr aufstieg. Die erste Zeit würde sie willenlos, und ihr hörig sein. Für den nächsten Schritt brauchte sie die Priesterin. Denn nach dem Wunsch der Göttin, sollte die alleinige Kontrolle über sie nicht mehr bei ihr liegen, was ihr durchaus recht war. Seufzend setze sie sich neben Kiameres und legte ihren Kopf auf ihre Beine. Ihr Blick ging ins Leere. „Meine kleine Schwester, was tue ich dir nur an? – Wieso läßt man dir keine andere Wahl? – Du solltest frei sein, doch scheinbar bist du nur frei, wenn du gefangen bist.“, flüsterte sie. Sie streichte mit den Fingerspitzen sanft über ihr Gesicht und spürte wie Kiameres Körper darauf reagierte. (Noch nicht. Gedulde dich.), dachte sie. So leid es ihr auf der einen Seite tat, so berechnend war sie auf der anderen Seite
Die zwei Tage waren für Kiameres eine Qual. Ihr Körper wandte sich gegen sie. Ihr Kopf schmerzte und sie selber war unfähig zu reagieren. Sie wehrte sich so gut sie konnte, nur um am Ende zu unterliegen. Je mehr Amber die Kontrolle über sie übernahm, desto leerer wurden die Augen Kiameres und ihr Wille. Bis sie sich ganz ergab.
Amber hatte keine großen Mühe ihre Abschirmung zu durchbrechen und ihre Abwehr nieder zu reißen. Sie demonstrierte mit jedem schwächer werdenden Versuch Kiameres sich zu verteidigen, das sie sie besiegen konnte und auch würde. Sie scheute auch nicht davor zurück körperliche Gewalt einzusetzen wenn es notwendig war. Es verstärkte den gewünschte Effekt nur. Mitunter schien sie es auch herauszufordern – und nur zu gerne war sie bereit ihr ihren Wunsch zu erfüllen. Doch ihren innigsten Wunsch, der tief in ihrer Seele verborgen war, den würde sie nicht erfüllen, noch nicht. Es war noch nicht an der Zeit es zu tun. Es würden auch Äonen vergehen, bis es soweit war, das sie ihr diesen Wunsch erfüllen konnte.
Am dritten Tag erschien die Priesterin in der Zelle. Sie hatte die gleiche Ausstrahlung wie die Herrscherin. Sie war kalt und berechnend. Kiameres war zu schwach um sich gegen die geballte Macht und Kraft von zwei Frauen zu stemmen. Ihre mühsam aufgerichtete Gegenwehr wurde regelrecht von der gewaltigen geistigen Energie der beiden Frauen zerfetzt worden. Trotz der Härte und der Gewalt der sie sich ausgesetzt sah und war, fehlte es dennoch nicht an Zärtlichkeit.
Es war widersprüchlich und doch logisch. Je schlimmer die Situation für sie war, desto besser wurde es.
Am Ende des achten Tages brach sie zitternd und schluchzend zusammen. Es war so gut wie vorbei. Die Priesterin war skrupelloser als sie gedacht hatte. (Na ja, in jedem steckt ein Sadist.), dachte Amber schmunzelnd. Sie kniete sich zu der zusammen gekauerten Gestalt, die mal ihre Schwester war und faßte ihr hart in die Haare und zerrte ihren Kopf nach oben. Die Augen die sie ansahen waren leer. Von ihr würde es keine Gegenwehr mehr geben. Alleine würde sie doppelt so lange hier unten verbringen und das wollte sie weder sich noch ihrer kleinen Schwester antun.
Das was sie jetzt durch machte war eine notwendige Tortur und würde sie und ihre Seele eine sehr lange Zeit prägen. Sie wäre frei und doch gebunden. Es würde noch ein paar Veränderungen geben. Wahrscheinlich wird es so sein, das sie sich nicht mehr berühren läßt. Und wenn sie sich berühren läßt, dann nur noch von denen, die ihr vertraut sind. Sie wird sich voll und ganz auf jene konzentrieren und nur noch auf sie hören, ohne es bewußt mit zu kriegen. Sie wird frei sein eigene Entscheidungen zu fällen und doch ... Amber lächelte kalt. „Sieh mich an.“ Kiameres folgte nach vier Tagen endlich ohne Zögern ihrer Aufforderung, auch wenn sie Schwierigkeiten hatte, ihre Augen offen zu halten. Jedes mal wenn sie die Augen länger schloß, wendete sie ein wenig Gewalt an. Nicht viel, aber genug um zu erreichen was sie erreichen wollte. Die Herrscherin lächelte kalt und zufrieden. „So ist gut. Sieh mir immer nur in die Augen.“ Die Priesterin trat von hinten an sie heran und legte ihre Hände sanft aber bestimmt auf ihre Schultern. Das war es. Amber zerstörte die letzte Barrikade, die Kiameres in einem letzten verzweifelten Versuch sich zu schützen errichtet hatte. Der Weg war frei, zu tun, was sie tun mußte. Wenn Kiameres wieder zu sich kam würde sie sich an nichts mehr erinnern, von dem was ihr hier geschehen war. Sie würde sich von einer Verletzung erholend in dem Tempel der Göttin vorfinden. Für den sicheren Transport dorthin hatte Amber schon gesorgt.
Amber manipulierte ihre Erinnerungen dauerhaft. Die Priesterin würde ihr selbiges dazu tun. Sie würde sich nicht mehr erinnern was wirklich geschehen war, bis an dem Tag wo das Siegel, welches sie in ihrer Seele zu dieser Erinnerung angebracht hatte, brach. Sie würde sich an das wahre Geschehen erinnern und verstehen, das es keinen anderen Weg als diesen gab um sie zu schützen vor all den Gefahren die auf sie noch zu kommen würden. Sie würde sich immer zu der Priesterin und zu ihr hingezogen fühlen.
Nach dem sie Kiameres Erinnerungen manipuliert hatte, ließ sie sie in eine tiefe Bewußtlosigkeit fallen. Der Hüne kam und trug sie schweigend auf den für den Transport bereit gestellten Wagen, der mit einer Plane abgedeckt war.
Als Amber den Abtransport ihrer Schwester beobachtete und sich von der Priesterin verabschiedete, bat sie den Hünen zu sich. Er folgte ihr schweigend in ihre Privatgemächer.
Sie bat ihn sich zu setzen. Er folgte ihrer Bitte, nicht ahnend das sie auch seine Erinnerungen manipulieren würde.
Als Dark den Raum verlassen hatte, waren seine Erinnerungen verschwommen. Er wurde von Seii nach draußen zu den Stallungen und zu seinem Pferd geleitet. Sein Pferd war fertig aufgezäumt und wartete schon ungeduldig auf ihn. Es wollte hinter seiner Gefährtin her, der Stute seiner Herrin. Benommen setzte er sich auf seinen Hengst und gab ihm die Zügel frei. Es fand seinen Weg aus dem Palast alleine.
„Ob das wirklich gut geht?“, fragte Seii die Herrscherin. „Das, Seii, wird die Zeit zeigen. – Wenn der Tag kommt an dem sie sich erinnert, wird sowohl sie als auch die Priesterin eine andere Gestalt haben, doch ich werde sein was ich jetzt bin. Nur werde auch ich mich verändert haben. – Ich werde zwei Seiten in mir tragen, und beide Seiten werden miteinander ringen. Wir alle haben noch einen sehr langen Weg zu gehen. Und sie wird entscheiden, welchen Weg wir gehen werden. Sie wird uns allen die Richtung weisen, auch wenn sie es nicht will, so wird sie es dennoch tun.“ Sie sah noch ein letztes mal in die Richtung wo der Tempel lag. Dort würde alles beginnen. Sie wußte, das sie sich alle eines Tages wieder sehen würde. Jeder von ihnen hätte sich dann verändert. Und einen von ihnen würde es dann nicht mehr geben. Sie wandte sich um und betrat die Stufen ihres Palastes. Sie hatte noch Pflichten und Aufgaben um die sich kümmern müßte. Doch als erstes würde sie ein schönes warmes Bad nehmen.

Der Wagen fuhr auf den Hof des Tempels. Die Garde der Göttin eilte herbei und griff nach den Zügeln und faßte nach dem Wagen. Die Priesterin sprang elegant vom Bock und beobachtete wie man die bewußtlose Kiameres vorsichtig vom Wagen hob und sie in den Tempel brachte. Sie folgte der göttlichen Garde in ihre Privatgemächer. Dort legten sie sie auf ein zweites für sie bereitgestelltes Bett. Zwei göttliche Garden banden sie fest, so wie die Göttin es veranlaßt hatte. Schließlich war Kiameres kein guter Patient und wollte immer trotz ihrer Verletzung aufstehen. Die Priesterin hatte sich schließlich genötigt gesehen sie an das Bett zu binden, so das sie nicht aufstehen konnte. Bei dem Gedanken mußte sie leicht schmunzeln. Anschließend verließen sie schweigend und sich vor der Priesterin verneigend die Gemächer. Dark, der blonde Hüne, würde gegen Abend eintreffen. Sie wußte, das die Herrscherin auch seine Erinnerungen manipulierte, und sie mußte es bei sich selber ebenso tun, so daß sich die verschiedenen Erinnerungen später deckten.

Als Kiameres erwachte waren ihre Erinnerungen verschwommen und sie sah sich verstört um. Aufrichten konnte sie sich nicht. An ihrer Seite saß eine Frau mit roten gelockten Haaren die sie liebevoll ansah. „Du sollst nicht aufstehen.“ (Wieso nicht?) „Du bist noch immer verletzt. Deswegen habe ich dich auch an das Bett binden lassen. Du wolltest nicht liegen bleiben.“ Als sie der Frau in die Augen sah, erwärmte sich ihr Herz und sie fing an sie zu lieben, wie sie bisher nur einen einziges Wesen geliebt hatte. Kiameres grinste spöttisch und meinte. (Du glaubst doch wohl nicht allen ernstes, das mich das hier festhält, oder?) Die Frau zuckte spielerisch mit den Schultern. „So lange du ohne Bewußtsein warst schon.“, erwiderte sie mit einem Lächeln und zwinkerte ihr kurz zu. (Wo bin ich? Ich kann mich erinnern wie ich hier her gekommen bin.) „Du bist im Tempel der Göttin. Ich habe dich verletzt im Hof gefunden und habe dich so gut es ging gepflegt. Leider hast du es mit nicht ganz einfach gemacht. Du bist immer wieder aufgestanden und wolltest dort hin zurück wo du her gekommen warst. Du murmeltest etwas von einem Hinterhalt.“ Nachdenklich fuhr sich Kiameres mit einer Hand über die Stirn. „Ja, stimmt wir sind in einen Hinterhalt geraten. – Mein Begleiter?“ „Der blonde Hüne?“ Kiameres nickte. „Ihm geht es gut. Aber ihm würde es wesentlich besser gehen, wenn du dich endlich erholen würdest.“ Kiameres ließ sich zurück auf das Bett drücken. Es war sanft aber bestimmt. Irgendwie mochte sie die Art dieser Frau. Sie sah ihr in die Augen und bekam Kopfschmerzen. „Du solltest in diesem Zustand deine Kräfte nicht einsetzen.“, schalt sie die rothaarige. „Warte bis du wieder voll bei Kräften bist.“ Kiameres sah aus dem Fenster. Sie war müde.
Am Abend wurde sie wieder wach. Jemand hatte ihr eine Hand auf die Stirn gelegt. „Wie geht es ihr?“ „Besser, sehr viel besser. – Wenn der Zustand heute stabil bleibt, kann sie morgen vielleicht aufstehen.“ „Das ist gut.“ Dark hörte sich nicht an, wie sonst. Es schien als würde etwas in ihm arbeiten. Die Hand berührte sie wieder und während sie in den Schlaf sank, vergaß sie den Gedanken, bevor er weiter wachsen konnte.
Am nächsten Morgen fühlte sie sich ausgeruht und erholt. „Wie geht es dir?“ (Ich würde gerne aufstehen.) Die Frau betrachtete sie skeptisch, nickte dann aber. Sie löste die Gurte, die sie festgehalten hatten und half Kiameres aufzustehen. Sie begleitete sie nach draußen in den Garten und ließ dort eine Weile alleine.
Izumilana betrat den Raum der Göttin und neigte kurz respektvoll ihren Kopf. „Wie geht es ihr?“ „Sie erholt sich sehr schnell. Was ich erstaunlich finde.“ Die Göttin nickte. „Das ist gut. – Wie lange braucht sie bis zu einer vollständigen Erholung ihrer Seele und ihres Körpers?“ „Drei vielleicht vier Tage.“ Die Göttin nickte und schien etwas abzuwägen. „Führe sie in acht Tagen vor mich. – Bis dahin soll sie sich erholen.“ Das was noch im Raum schwang blieb unausgesprochen. Izumilana verstand. Sie hatte es nicht getan, weil es notwendig war, oder von ihr verlangt worden war, sondern weil sie es gewollt hatte. Sie zog sich aus dem Raum der Göttin zurück. Sie mußte nun ihre eigenen Erinnerung bis zu jenem Tag, an dem das Siegel brach, manipulieren. Dazu zog sie sich in ihren Meditationsraum zurück. Zwei ihrer Garden hielten vor der Tür Wache. So das sie ungestört war.
Sie kniete sich vor dem Altar und nahm eine für sie angenehme Haltung ein, die sie Tage so halten konnte. Atmete mehrmals tief ein und aus, so wie es sie gelehrt worden war, und ging dann tief in sich und ihre Erinnerungen. Sie hatte Macht über sie, und würde sie weise nutzen und einsetzen. Sie würde sie lenken, ohne das sie es merkte, und dabei würde sie dennoch frei sein, so wie es Amber gewollt hatte. Langsam veränderte sich ihre Erinnerung. Nach und nach wurde die ursprüngliche Erinnerung durch eine andere ersetzt. Das Einzige was sie behielt war, das sie sich mit ihr vereinigen mußte und wollte, und das sie sich mit dem blonden Hünen in Liebe vereint hatte. Sie hätte nie gedacht, das ein Mann so liebevoll, einfühlsam und zärtlich zu gleich sein konnte.

Als sie am Mittag den Raum verließ, war sie davon überzeugt Kiameres verletzt im Hof gefunden zu haben und sie fast vierzehn Tage gepflegt zu haben. In dieser Zeit hatte sie zu der teilweise bewußtlosen unvernünftigen Frau eine Zuneigung entwickelt. Als sie im Hof liegen gesehen hatte, hatte sie gleich wieder erkannt und ihr Herz hatte ihr gesagt, das sie Kiameres liebte und sich mit ihr vereinigen wollte. Sie wußte auch das es zu Komplikationen kommen könnte, da es in ihrem Volk üblich war, die Polygamie zu pflegen, während es bei dem Volk Kiameres die übliche Monogamie war.
In ihrem Volk wurde die Vereinigung bis zu einem gewissen Grad mit allem und jedem gepflegt. Bei Kiameres Volk gab es Grenzen. Bruder und Bruder sowie Schwester und Schwester wurden toleriert, doch alles was darüber hinaus ging war nicht gerne gesehen.
Wie also konnte sie sie daran führen, ohne ihr vor den Kopf zu stoßen oder sie zu verletzen?
Da Problem sollte sich von selber lösen.
Am Abend lag der blonde Hüne neben ihr und teilte mit ihr das Bett. Kiameres schlief bereits. Als sie am Morgen wach wurde, waren die Hände des Hünen auf ihrem Körper wieder auf Wanderschaft. Kiameres saß am Fenster und sah raus. Sie erkannte an der Haltung, das sie etwas tiefer ergründen wollte. Dark war ein einfühlsamer Liebhaber. Sie gab sich ihm hin, da seine Hände sehr geschickt waren und er die richtigen Punkte sofort fand.
Kiameres störte das recht wenig. Sollten die beiden sich doch vereinigen. Sie versuchte anderes zu ergründen. Sie hatte das Gefühl, das etwas nicht stimmte. Das die beiden sich vereinten bekam sie nur am Rande mit. Es interessierte sie noch nicht mal. Sie dachte daran, den Ort aufzusuchen wo sie in einen Hinterhalt geraten waren. Sie hatte sich gerade erhoben um ihr Vorhaben umzusetzen, als Arme sie von hinten umfingen. Es waren die Arme der Frau. Kiameres wandte soweit den Kopf, das sie einigermaßen das Gesicht jener sehen konnte. (Was ist?) „Willst du dich nicht zu uns legen?“, ihre Stimme war lockend und betörend zu gleich. Schade, daß es bei ihr nicht wirkte, das sie dagegen immun war. Sie schüttelte leicht den Kopf. (Es tut mir leid, aber ich muß weg. Ich habe noch etwas zu erledigen.) „Du hast vierzehn Tage hier gelegen und willst gleich wieder weg? Was willst du denn erledigen?“ (Ich werde den Ort des Hinterhaltes aufsuchen und nach Spuren suchen. – In Dark hast du einen würdigen und guten Gefährten gefunden. – Mich hat er vergebens umworben.) Sie warf einen Blick auf ihren Freund und grinste leicht. Sie mißgönnte es ihm keinesfalls, sondern freute sich für ihn. Sie nickte ihm zu und wollte sich aus den Armen lösen. „Du bleibst hier. – Ich will das du bei uns bist, das du das mit uns teilst und nimmst, was wir beide dir geben wollen.“ Irgendwas traf Kiameres tief ins Herz und sie war beschämt. Sie fühlte sich auf einmal kraftlos und hatte auch nicht mehr so richtig das Interesse den Ort des Hinterhaltes aufzusuchen. Sie ließ sich von der Frau, die vor ihr stand mit einer Hand zum Bett führen. (Breit genug ist es ja.),dachte sie lakonisch und mußte sich ein Grinsen verkneifen. Sie überlegte fieberhaft wie sie aus der Situation wieder raus kam. Irgendwie fühlte sie sich hilflos. „Izumilana sei nicht so streng mit ihr. Sie braucht noch etwas Zeit zur Erholung.“ (Tolle Hilfe mein Freund.), dachte sie resignierend. Dark lag mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und einem angewinkelten Bein auf dem Bett. Es ging ihm wohl recht gut. Die Izumilana genannte Frau sah ihn kurz an und setzte sich dann auf Kiameres Beine. Ihre Arme schlang sie um ihren Nacken. Sie sah Kiameres tief in die Augen, und ehe sie sich versah war sie mitten drin.

Nach sieben Tagen fand sie sich bei der Göttin ein, die auf einer Art Thron saß. Ihre Hohepriesterin Izumilana zu ihrer linken stehend. Kiameres sah verächtlich auf den Thron. Die Göttin freute sich ihr endlich zu begegnen und sagte: „Ich freue mich das du dich gut erholt hast und ein Band mit meiner Priesterin eingegangen bist. – Ich habe dich zu mir gerufen, weil ich dir etwas vorschlagen will.“ (Und was wäre das, was du mir vorschlagen willst?) Die Göttin ignorierte den feindseligen Unterton. „Ich will ein Bündnis mit dir eingehen. Es soll ein Bündnis zwischen dir und mir sein." (Und welcher Art von Bündnis soll das sein?) „Ein Bund von Leuten, deren Anzahl du alleine bestimmst, und auch wer in diesen Bund zwischen dir und mir sein wird. Die einzige Bedienung die ich habe, das du meine Priesterin mit in diesen Bund nimmst. Sie soll meine Stimme sein.“ Kiameres dachte nach. Sie sah die Göttin die ihr freundlich gesonnen erschien durch dringend an. (Und weiter? Wer führt diesen Bund? Und wieso willst du ein Bund mit mir schließen?) „Du führst diesen Bund. Du wirst den Bund aus Leuten führen, die selber gewählt hast.“ (Nun gut. Ich werde einen Bund mit dir eingehen. Ich wähle jene die in meinen Augen würdig erscheinen, und meine Führung teile ich mit noch zwei weiteren. Welche das sind werde ich wählen.) Die Göttin nickte bedächtig und entgegnete freundlich: „Wenn du alle, die du für den Bund würdig empfindest gefunden hast bringe sie zu mir und ich werde den Bund mit dir vor ihren Augen schließen.“ Kiameres dachte nach, und nickte schließlich. Sie verließ den Raum der Göttin und begab sich in die Privatgemächer der Hohepriesterin. Sie würde morgen früh eine lange Reise beginnen und jene suchen, die sie für einen solchen Bund als würdig empfand. Sie lächelte still als sie die Privatgemächer betrat. Dark war mit seinem Hengst unterwegs um ihm ein wenig Bewegung zu verschaffen, hatte er gesagt. Ihre Stute konnte sie erst mal nicht reiten. Sein Hengst hatte sie ja unbedingt besteigen müssen. Sie stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen vor dem Fenster. Jemand trat von hinten an sie heran. Eine Hand streichte sanft und zärtlich ihren Hals und ihren Nacken. Kiameres Atem ging schneller. Sie wurde schwach. Mit jedem mal wo sie sich vereinte, verlor sie ein Stück von sich selbst. Je öfter sie sich vereinten, desto stärker wurde das Band und der Einfluß der Priesterin auf jene die eines Tages das Schicksal dieses Planeten entscheiden würde. So wie sie es schon einmal tat, würde sie es in weit entfernter Zukunft wieder tun.
Am nächsten Morgen stand sie auf dem Hof und dachte nach. Sie wußte nicht welches Pferd sie nehmen sollte oder durfte. Als ein Mann auf dem Hof geritten kam. Kiameres‘ Gesicht hellte sich auf und sie mußte sich stark beherrschen nicht auf ihn zu zu rennen. Er führte noch ein zweites Pferd mit sich. Direkt vor ihr hielt er an. Kiameres Augen und Gesicht strahlten und Tränen stiegen ihr in die Augen. (Ich hätte nie gedacht, dich jemals wieder zu sehen, seit jenem Tag.) Der älter aussehende Mann lächelte und rückte seine zu klein geratene runde Brille zu recht, die ihn eigentlich vor den blendenden Strahlen der Sonne schützen sollten. „Na ja, es war knapp. – Aber wie ich gehört haben, hast du die Kleine damals in Sicherheit gebracht?“ Sie nickte. „Ja aber der Preis war hoch.“ Er streckte seine behandschuhte Hand aus und faste ihr sanft unter das Kinn. Und hob den Kopf leicht an. „Kein Opfer ist größer als das Leben für einen Freund oder ein Wesen zu geben, das man liebt. Eines Tages wirst auch du das verstehen. Doch bis dahin möchte ich dich bitten mein Geschenk an dich einstweilen anzunehmen.“ Für diese Übergänge war er berühmt. Kiameres war warm um ihr Herz. Die Tränen der Freude rannen ihr über die Wangen. „Dein Gefährte war vor einigen Tagen bei mir und berichtete mir von dem Dilemma welches sein Hengst bei deiner Stute angerichtet hatte und das dir nun ein Reittier fehlt.“ Sie nickte. (Das stimmt.) „Nun, dann denke ich das du ihn hier gut gebrauchen kannst.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Seine alte rote Gardeuniform stand ihm immer noch sehr gut. Und ansonsten schien er nichts von seiner Geschmeidigkeit verloren zu haben. „Er heißt Omnahc Tieei – Sturmwind.“ Sie stellte sich vor den Hengst und sah ihm in seine tiefen schwarzen Augen. Sie entfernte sich nach einigen Augenblicken einige Schritte von dem Hengst und Korak ließ die Zügel los. Der schwarze Hengst wandte seinen Kopf zu Kiameres und ging langsam auf sie zu. (Ob sie heute noch zur Ruhe kommt? Sie wirkt sehr verändert. Ich habe sie seit ich sie kenne noch nicht einmal weinen sehen. Egal wie viele gestorben sind, die ihr nahe standen, sie hat nie geweint. Doch jetzt sehe ich, das auch sie Gefühle hat, und nicht nur funktioniert.) Er lächelte leicht und erfreut.
Als Omnahc Tieei bei ihr war stieß er sanft mit dem Kopf gegen ihre Brust. Ja, er hatte das richtige Tier für sie gewählt. Er würde sie lange und voll Stolz tragen. (Sturmwind.) Sie schlang die Arme um den Hals des Hengstes und weinte.
Am frühen Nachmittag schwang sie sich in den Sattel auf Sturmwinds Rücken. Sie verabschiedete sich von ihrer Gefährtin und wartete auf den blonden Hünen, der darauf bestand sie zu begleiten. Er schwang sich ebenfalls auf den Rücken seines Hengstes. Er nahm die Zugleine des Packtieres und setzte sich neben sie. Bevor sie vom Hof ritt, hielt sie kurz an und warf noch einmal einen Blick zurück, dann hob sie grüßend die behandschuhte Hand und gab ihrem Hengst das Zeichen weiter zu gehen. Dark wartete etwas weiter entfernt auf sie. Sie würde ihr fehlen. Sie wandte sich wieder nach vorne und verließ den Hof des Tempels – und damit begann das Rad des Schicksals sich zu drehen. Sie begann einen langen Weg zu gehen, dessen Ende irgendwo in weit entfernter Zukunft lag. Eine Zukunft die sie mitbestimmen würde. Denn sie war die Hoffnung oder der Untergang dieses Planeten. Viele würden sie begleiten und ihr folgen, egal in welcher Gestalt sie auf diesem Planeten wandeln würde. Sie würde weise und gerecht die ihren führen, und bis zu dem Tag, an dem sie alle wieder zusammen kamen, reicher an Erfahrungen sein und bereits einen langen Weg hinter sich haben. Einen Weg voll Leid, Schmerz, Entbehrungen, Leidenschaft und vieles mehr. Sie wird Erfahrungen gemacht haben, wie sie noch nie ein Herrscher aus ihrem Volk vor ihr gemacht hatte. Sie würde heller leuchten als jeder Herrscher ihres Volkes vor ihr.
Leicht lächelnd schloß Amber das Fenster. Es war ein kaltes Lächeln. (Ich warte auf dich Schwester. An dem Tag an dem du erwachst und erkennst wer du einst warst, werde ich bei dir sein. An dem Tag werde ich dich würdig empfangen und dich Willkommen heißen. Ich werde dich eine Zeit lang ausruhen lassen von deinem langen Weg, bevor wir ihn gemeinsam zu dritt weiter gehen.) Ambers Blick war kalt als sie das Bild ihrer Schwester ansah. Sie hatte den Preis zum Wohle ihrer Schwester bezahlt.

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Ich bitte als Autorin für mich und meine Werke um Respekt.

Danke.

 

Lady of the Light/Kaoi Masteres (DVH)

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